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EU und Grönland vertiefen Zusammenarbeit
Aus Echo der Zeit vom 16.03.2024. Bild: Keystone
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EU-Beziehungen im hohen Norden Die EU besucht Grönland – und eröffnet eine Vertretung

Die arktische Insel steht zunehmend im Fokus der globalen Grossmächte. Auch die EU baut die Beziehungen zu Grönland aus.

In Grönlands Hauptort Nuuk hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eine Vertretung der Europäischen Union eröffnet. Begleitet wurde sie von der dänischen Ministerpräsidentin Mette Fredriksen. Denn Grönland, mit eigener Regierung und eigenem Parlament, ist ein selbstregiertes und autonomes Gebiet innerhalb des Königreiches Dänemark. Jetzt kommt es seinem Wunsch nach Unabhängigkeit einen Schritt näher.

Geopolitisches und wirtschaftliches Standbein für Grönland

Mit dem neuen EU-Büro ist Europa nun in der arktischen Region vertreten. «Grönland ist jetzt das einzige arktische Land, das mit der EU einen doch sehr umfassenden Kooperationsvertrag abgeschlossen hat», sagt Nordeuropa-Korrespondent Bruno Kaufmann.

In Grönland würden die positiven Reaktionen auf die neue EU-Vertretung überwiegen, jedoch gab es auch Kritik und gar Demonstrationen gegen den Besuch aus Brüssel und Kopenhagen. Darunter waren EU-Skeptiker. «Aber auch Angehörige und Nachfahren von Betroffenen der kolonialen Übergriffe Dänemarks, die jetzt thematisiert werden und die bis heute nicht ganz aufgearbeitet sind.»

Links von der Leyen in dicker, hellbrauner Daunenjacke, rechts Egede mit kurzem Haar und Schal in dunkler Jacke
Legende: Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen neben dem grönländischen Premierminister Mute Bourup Egede (links) und der dänischen Ministerpräsidentin Mette Fredriksen (15. März 2024). Reuters / Ritzau Scanpix / Leiff Josefsen

Grönland sehe sich als eigenständige arktische Kraft. Es erhoffe sich ein weiteres geopolitisches und wirtschaftliches Standbein, so der Nordeuropa-Korrespondent. «Grönland möchte so schnell wie möglich unabhängig werden, auch von Dänemark, und dann der UNO beitreten.»

Kooperation ja, EU-Beitritt nein

Nun komme das autonome Gebiet der finanziellen Unabhängigkeit einen Schritt näher: Gleich zwei Kooperationsabkommen im Gesamtwert von umgerechnet 90 Millionen Schweizer Franken unterzeichnete von der Leyen mit dem grönländischen Premierminister Mute Bourup Egede. 70 Millionen fliessen in den Bildungsbereich. «Das stärkt natürlich die eigene Bildung, die Universität auf Grönland, dann aber auch die Umstellung auf die grüne Wirtschaft, also weg von den fossilen Energieträgern», sagt Bruno Kaufmann.

Grönland gehört als autonomes Überseegebiet zwar zum Königreich Dänemark, ist aber nicht Mitglied der EU. Denn vor über 40 Jahren haben die Grönländerinnen und Grönländer in einer Volksabstimmung den Austritt aus der damaligen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft beschlossen.

Ein EU-Beitritt sei auch heute kein Thema, sagt der Nordeuropa-Korrespondent. «Das hängt auch mit den besonderen Bedingungen im Nordatlantik zusammen bezüglich der Fischerei, der Rohstoffe, aber auch mit arktischen Eigenheiten.» EU-Normen vom Walfang bis zur Fischlagerung würden eine Integration Grönlands in die EU praktisch verunmöglichen.

Globales Interesse an Grönland

Die Initiative Brüssels ist auch eine Reaktion auf die Eröffnung einer US-Vertretung vor einem Jahr. Grönland navigiert geschickt zwischen den Grossmächten. Deren Interesse an der grössten Insel der Welt ist stetig gewachsen. «Hier kommen viele der aktuellen und wachsenden Interessen aus der Welt zusammen», sagt Bruno Kaufmann.

Die Lage zwischen Nordamerika und dem nördlichen Eurasien führe auch dazu, dass Grönland sicherheitspolitisch eine wichtige Rolle spiele. «Gerade für die NATO ist jetzt Grönland zu einem ganz, ganz wichtigen Teil geworden.»

Hinzu kommt Grönlands Rolle beim Klimawandel: «Grönland ist eine Art globaler Fiebermesser. Wegen der dicken Eisdecke sind hier Veränderungen viel früher zu spüren.»

Zu guter Letzt spielen Rohstoffe eine Rolle. Die Welt braucht die Mineralien und Metalle, welche in Grönland vorkommen. «In Grönland kommt zusammen, was die Welt interessiert. Und das wollen die Grönländerinnen und Grönländer jetzt auf ihrem Weg zur Unabhängigkeit nutzen.»

Echo der Zeit, 16.03.2024, 18 Uhr;

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