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EU zu künstlicher Intelligenz KI-Gesetz der EU verunsichert viele Schweizer Unternehmen

Das EU-Parlament hat letzte Woche die weltweit erste Regulierung für künstliche Intelligenz beschlossen. Auch Schweizer Unternehmen werden davon betroffen sein, wenn sie im EU-Markt tätig sind.

Letzte Woche hat das EU-Parlament ein neues Gesetz verabschiedet, das den Umgang mit künstlicher Intelligenz, kurz KI, regelt. Das neue Gesetz geht weit über Chatroboter wie ChatGPT hinaus und betrifft potenziell auch alle Schweizer Firmen, die irgendwie KI benutzen.

«Es sind sehr viele Unternehmen von der KI betroffen, die Marktzugang zur EU wollen und brauchen», sagt Raphael von Thiessen vom Amt für Wirtschaft des Kantons Zürich. Dieses hat unter von Thiessens Projektleitung eine sogenannte Sandbox, also eine Testumgebung gestartet. Sie soll Behörden und Firmen bei Fragen zur Regulierung von KI und deren Einsatz unterstützen.

Folgen verunsichern Schweizer Firmen

Vom neuen EU-Gesetz betroffen sind laut von Thiessen beispielsweise Firmen, die für Bildungseinrichtungen eine Software herstellen, die automatisiert Prüfungen korrigieren oder über Stipendien entscheiden. Laut Fachleuten fallen auch Firmen, die EU-Gesundheitsdaten mithilfe von KI auswerten, unter das neue Gesetz. Genauso wie auch Schweizer Banken, die mithilfe von KI einen Kredit einer EU-Bürgerin prüfen.

Schweizer Firmen seien momentan unsicher, was das neue Gesetz für sie konkret bedeutet, so von Thiessen. Gerade auch kleinere und mittlere Unternehmen oder Start-ups hätten nicht die personellen und finanziellen Ressourcen, um umfangreiche regulatorische Abklärungen zu treffen.

Übersicht über Regulierung für Firmen schwierig

Das neue EU-Gesetz sei zudem eine sogenannte risikobasierte Regulierung, betont der KI-Projektleiter. Schweizer Firmen, deren Künstliche Intelligenz ein hohes Risiko darstellen, würden stärker reguliert, als Schweizer Firmen, die ein geringes KI-Risiko vorweisen.

Ein höheres Risiko bestehe etwa im Kredit- und Finanzbereich, bei Versicherungen, den Personalabteilungen sowie bei Bildung und kritischer Infrastruktur wie etwa der Energie- oder Gesundheitsversorgung, erklärt Kevin Schawinski. Er hat die Zürcher Firma Modulos gegründet, die sich auf Fragen zur KI-Regulierung spezialisiert hat.

Zürcher Firma profitiert von KI-Gesetz

Für Unternehmen ist es im Einzelfall schwierig, eine Übersicht über ein Gesetz zu gewinnen, das erst in den nächsten Monaten in Kraft tritt und dann eine Übergangsfrist von zwei Jahren hat. Davon profitieren Firmen wie jene von Schawinski.

«Wir arbeiten bei Modulos schon über 2.5 Jahre an einer Softwarelösung, um die Prozesse, die diese neue Regulierung verlangt, abzubilden und umzusetzen», sagt Schawinski. Ihre Softwarelösung soll es Firmen erleichtern, sich an diese neuen Regulierungen zu halten.

Bussen von bis zu 15 Millionen Euro

Seit das EU-Parlament letzte Woche das neue KI-Gesetz verabschiedet hat, werde seine Firma mit Aufträgen überhäuft. Betroffenen Firmen rät Schawinski in einem ersten Schritt, ein Inventar über alle KI-Systeme in der Firma zu erstellen.

Während das neue KI-Gesetz für Modulos ein lukratives Geschäftsmodell werden könnte, bedeutet es für viele Schweizer Firmen erst einmal bürokratischen Aufwand. Auf lange Sicht kann damit aber eine teuer zu stehende Strafzahlung vermieden werden. Wer das neue Gesetz nicht einhält, könnte dereinst mit einer Busse von bis zu 15 Millionen Euro bestraft werden.

HeuteMorgen, 18.03.2024, 06:00 Uhr

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