Erst langsam lässt sich aus den einzelnen Aussagen der europäischen Präsidenten und Kanzler und Ministerpräsidentinnen ein Bild vom Ausgang dieses so aussergewöhnlichen wie beispiellosen Gipfeltreffens im Weissen Haus machen. Eine gemeinsame Abschlusserklärung gab es nicht, Gastgeber Trump hielt sich in seinem kurzen Post auf seiner eigenen Social-Media-Plattform Truth Social zurück. Er habe ein «very good meeting» gehabt, schrieb der US-Präsident, und dass alle «sehr glücklich» wären ob «der Möglichkeit eines Friedens» zwischen Russland und der Ukraine. Nach dem Treffen mit Putin vor wenigen Tagen hatte Trump noch von einem «grossartigen und sehr erfolgreichen Tag in Alaska» geschrieben.
Merz zeigt sich nüchtern…
Der deutsche Bundeskanzler ist der erste, der nach dem Marathonmeeting im Weissen Haus vor die (deutsche) Presse tritt, und das Treffen als besser als erwartet beschreibt. Es habe «seine Erwartungen übertroffen», so Merz. Die Atmosphäre sei konstruktiv gewesen und das Gespräch mit Trump sehr offen. Aber Merz verhehlte auch nicht, dass er bei der Arbeit Nachholbedarf sieht: Der geplante Gipfel zwischen dem ukrainischen Präsidenten Selenski und Wladimir Putin müsse «gründlich» vorbereitet werden – ein Seitenhieb auf Trumps jüngste Ad-hoc-Diplomatie.
Zudem benannte Merz klar, wo sich die europäische Haltung auch nach den Gesprächen nach wie vor von derjenigen Trumps unterscheidet: «Ein solcher Gipfel ist nur denkbar, wenn die Waffen schweigen», so Merz. Ein Anliegen, das Trump vor seinem Gespräch mit Putin noch geteilt, danach aber zum Missfallen der Europäer verworfen hatte.
…Rutte optimistisch…
Nato-Generalsekretär Mark Rutte zeigte sich in einem Interview mit einem von Trumps Lieblingssendern, Fox News, optimistischer: Der Niederländer bezeichnete den Tag als «sehr erfolgreich», und betonte das Wort «sehr» dabei so, als benutze er Grossbuchstaben in einem Social-Media-Post. Rutte hob besonders die Sicherheitsgarantien hervor, welche die USA offenbar bereit sind zu geben – ohne jedoch, dass Trump vor den Medien genauer darauf eingegangen wäre. Rutte nannte sie trotzdem einen «Durchbruch».
…und Selenski offen
Ukraines Präsident Wolodomir Selenski wiederum erschien nach einem langen Tag ruhig und scheinbar zufrieden im kleinen Park vor dem Weissen Haus. Es war offensichtlich, dass er nicht zu viel sagen wollte, aber seine Hauptbotschaft war klar: Er wolle sich mit Putin treffen, und zwar ohne jegliche Vorbedingungen.
Doch all diese netten Worte können nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Weg zu einem dauerhaften Frieden in der Ukraine nach diesem Treffen genauso lang bleibt wie zuvor. Trumps «Sicherheitsgarantien» bleiben vage, Merz’ «Waffenstillstand» in weiter Ferne, und ob und wann es zu dem Treffen zwischen Selenski und Putin kommt, steht nicht fest. Was feststeht, ist allerdings: Es hätte für Selenski und die Europäer auch schlechter laufen können. Immerhin.