Naim El-Ghandour zeigt den Gebetsraum in seiner Garage. Die Wand schmücken Ausschnitte aus dem Koran, den Boden bedeckt ein brauner Orientteppich. Dass er als Muslim in Athen keine richtige Moschee zum Beten hat, findet der Vorsteher der muslimischen Vereinigung Griechenlands alles andere als gut: «Wir haben das Auto rausgenommen, damit wir hier beten können.»
Im Ramadan und auch sonst, wenn Besuch kommt, wird ausgewichen auf ein grösseres Gebetshaus. «Das hat uns eine palästinensische Familie zur Verfügung gestellt. Es ist auch eine Garage im Keller eines Mehrfamilienhauses. Wir können in Athen nur in solchen Orten beten: in Garagen, Geschäften oder Kellerwohnungen.»
Das wird sich ändern, sagt der griechische Generalsekretär für Religionen, Giorgos Kalatzis. Schon bald bekämen die Muslime in der Athener Innenstadt eine offizielle Moschee zum Beten. Die letzten Vorbereitungen liefen auf Hochtouren, so der Mitarbeiter des Religionsministeriums.
Das Besondere daran: Die Athener Moschee ist ein rein staatliches Projekt. «Die Erfahrungen in anderen europäischen Ländern haben gezeigt, wie gefährlich es sein kann, wenn Moscheen mit Geldern aus dem Ausland gegründet werden.» Denn wer zahlt, bestimme auch die Imame – und die Gläubigen würden in wichtigen politischen und gesellschaftlichen Fragen beeinflusst, so Kalatzis. «Für uns ist das auch eine Frage der Sicherheit.»
Gut 910'000 Franken hat das Gebäude gekostet, die laufenden Ausgaben der Moschee werden vom Staatsetat getragen. Entsprechend gross ist auch das Mitspracherecht des Staates: Im Vorstand der Moscheegemeinde werden neben Vertretern der muslimischen Gemeinden auch Vertreter des Religionsministeriums und der Stadt sitzen.
Wir haben der Regierung Baupläne gegeben, wie wir uns eine Moschee vorstellen. Umsonst.
El-Ghandour stört das nicht, im Gegenteil – der Bau einer Moschee mit öffentlichen Geldern war seit langem eine Forderung der Athener Muslime, sagt der Vorstand der muslimischen Vereinigung. Ihn stört aber etwas ganz anderes: «Ein preisgekrönter Architekt wollte ehrenamtlich für die Athener Moschee arbeiten. Wir haben der Regierung Baupläne gegeben, wie wir uns eine Moschee vorstellen. Umsonst. Stattdessen haben wir nun ein Gebäude, das wie eine Lagerhalle aussieht. Es sieht überhaupt nicht wie ein Gotteshaus aus. Ich frage mich, warum?»
Das Gebäude ist eben ein modernes Gebäude – nicht, um die Moschee herabzuwürdigen, sondern weil die Gegend voller antiker Funde ist.
Das 1000 Quadratmeter grosse Gebäude wird rechteckig und schlicht sein. Auf ein Minarett wird verzichtet. Mit einer «Lagerhalle» könne man aber die Athener Moschee ganz und gar nicht vergleichen, sagt die Athener Stadträtin Nelli Papachela: «Das Gebäude ist eben ein modernes Gebäude; nicht, um die Moschee herabzuwürdigen, sondern weil die Gegend voller antiker Funde ist. Und für dieses Gebäude musste man nicht tief graben. Sonst wäre das Risiko gross, auf Antiquitäten zu stossen. Das würde für Verzögerungen sorgen.»
Verzögerungen hat es seit 2006, als der Bau der Moschee durch das Parlament beschlossen wurde, mehr als genug gegeben. Mehrere Regierungswechsel, komplizierte Bauverordnungen, Bürgerproteste und Klagen vor Gericht. All das habe dazu geführt, dass die Moschee erst jetzt, 13 Jahre später, so gut wie fertig sei, so Kalatzis vom Religionsministerium.
Was mit dem Rest der Gebetshäuser passiert, die es momentan in ganz Athen gibt? Kalatzis antwortet entschlossen: Sie bräuchten entweder eine staatliche Genehmigung oder müssten schliessen. Geduldet wie bisher würden sie in Zukunft nicht mehr.