EU-KOMMISSIONSPRÄSIDENT
Der konservative Portugiese José Manuel Barroso hatte den Posten seit 2004 für zwei Amtszeiten inne. Sein Nachfolger soll laut EU-Vertrag von den Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten unter Berücksichtigung des Ergebnisses der Europawahl gewählt werden.
Die europäischen Parteienfamilien schicken erstmals Spitzenkandidaten ins Rennen, die auch als Bewerber für den Posten gelten. Für die Sozialdemokraten ist das der Deutsche Martin Schulz, derzeit EU-Parlamentspräsident. Die Konservativen als zweiter grosser Block haben sich für Luxemburgs Ex-Regierungschef Jean-Claude Juncker entschieden. Die beiden sind die aussichtsreichsten Kandidaten.
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Bild 1 von 6. Für die Sozialdemokratische Partei Europas zieht der Deutsche Martin Schulz in den Wahlkampf. Schulz ist derzeit Präsident des EU-Parlaments. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 6. Er ist der härteste Konkurrenz von Sozialdemokrat Martin Schulz: Jean-Claude Juncker, der Kandidat der konservativen Europäischen Volkspartei. Juncker war fast 19 Jahre lang luxemburgischer Regierungschef. Während 8 Jahren führte er die Geschäfte der Euro-Gruppe. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 6. Die europäischen Liberalen schicken den früheren belgischen Regierungschef und jetzigen Fraktionschef der Liberalen im EU-Parlament, Guy Verhofstadt, als Bewerber für die Barroso-Nachfolge ins Rennen. Verhofstadt gilt als Kandidat, der besonders im Süden Europas Anklang findet. Bildquelle: Reuters.
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Bild 4 von 6. Schnauz und Pfeife sind seine Markenzeichen: José Bové (60) aus Frankreich, Kandidat der Grünen. Der Globalisierungsgegner ist seit 2009 Mitglied des EU-Parlamentes. Bildquelle: Reuters.
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Bild 5 von 6. Ebenfalls für die Grünen zieht die 32-jährige Ska Keller aus Deutschland in den Wahlkampf. Als einzige Partei bestimmten die Grünen die Kandidaten nicht selbst, sondern hielten eine Vorwahl im Internet ab. Der Rücklauf war allerdings mager: EU-weit gaben gerade einmal 22'000 Menschen ihre Stimme ab. Bildquelle: European Green Party.
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Bild 6 von 6. Die Europäische Linke hat den griechischen Oppositionsführer Alexis Tsipras nominiert. Der Chef der linksradikalen Syriza-Partei ist ein unerbittlicher Kritiker des Sparkurses, der seinem Heimatland und anderen Euro-Krisenstaaten von den internationalen Geldgebern im Gegenzug für Notkredite auferlegt wurde. Bildquelle: Reuters.
EU-RATSPRÄSIDENT
Bisher plant und leitet der Belgier Herman Van Rompuy als Ratspräsident die EU-Gipfel. Sein Nachfolger wird vermutlich aus einer anderen politischen Ecke kommen als der neue Kommissionschef. Der Belgier gilt als ruhig und drängt üblicherweise nicht ins Rampenlicht. Wollen die Staats- und Regierungschefs wieder einen Ratspräsidenten, der ihnen weder Konkurrenz noch besonders viel Ärger macht, könnte das dagegen sprechen, dass etwa Juncker dieses Amt übernimmt, wenn er nicht Kommissionspräsident wird. Der Luxemburger hat sich als Ministerpräsident und langjähriger Eurogruppenchef den Ruf erworben, selten ein Blatt vor den Mund zu nehmen.
EU-AUSSENBEAUFTRAGTER
Die Britin Catherine Ashton ist während ihrer Amtszeit als «Aussenministerin» der EU oft als zögerlich kritisiert worden, Lob erhielt sie für ihre Rolle in den schwierigen Atomverhandlungen mit dem Iran. Als möglicher Nachfolger wird der polnische Aussenminister Radoslaw Sikorski gehandelt. Als Osteuropäer hat er gute Chancen, da im europäischen Posten-Poker neben der politischen Ausrichtung auch die regionale Verteilung eine Rolle spielt. Allerdings dürfte nach dem Ausscheiden Ashtons eines der Spitzenämter wieder an eine Frau gehen.
PRÄSIDENT DES EU-PARLAMENTS
In den vergangenen Jahren haben sich die beiden grossen Fraktionen, Sozialisten und Konservative, die fünfjährige Amtszeit geteilt und jeweils für zweieinhalb Jahre den Parlamentspräsidenten gestellt. Der Sozialdemokrat Schulz interpretierte den Posten dabei wesentlich offensiver als sein Vorgänger, der christdemokratische Pole Jerzy Buzek. Angesichts der befürchteten Zunahme von europakritischen Abgeordneten könnte der neue Präsident einem Parlament vorstehen, das deutlich zersplitterter als bisher ist – und der EU zu einem deutlich wahrnehmbaren Teil feindlich gegenübersteht. Keine leichte Aufgabe.