- Der frühere französische Präsident Jacques Chirac ist tot.
- Er starb am Donnerstag im Alter von 86 Jahren, wie sein Schwiegersohn Frédéric Salat-Baroux der Nachrichtenagentur AFP sagte.
- Chirac sei am Morgen im Kreis seiner Angehörigen gestorben.
- In der französischen Nationalversammlung, dem Unterhaus des Parlaments, kündigte Präsident Richard Ferrand den Tod Chiracs an. Danach gab es eine Schweigeminute.
Der konservative Politiker litt seit längerer Zeit unter schweren Gedächtnisproblemen und trat kaum noch in der Öffentlichkeit auf. Noch während seiner Amtszeit hatte er 2005 einen Schlaganfall.
Im Laufe seine langen politischen Karriere war Chirac mehrfach Minister, zweimal Premierminister und zwölf Jahre lang, von 1995 bis 2007, Präsident Frankreichs. Der konservative Politiker prägte wie kaum ein anderer Politiker über Jahrzehnte das Bild Frankreichs und war bei seinen Landsleuten wegen seiner Volksnähe populär.
Gegen den Irakkrieg
Chirac war für seine Leutseligkeit bekannt, galt zugleich aber als harter Machtpolitiker. International blieb er mit seinem Protest gegen den amerikanischen Irakkrieg in Erinnerung: An der Seite des deutschen Kanzlers Gerhard Schröder stemmte er sich gegen die Angriffspläne von US-Präsident George W. Bush.
Chirac und die Mächtigen der Welt
Als erster französischer Staatschef erkannte Chirac die Mitschuld seines Landes an der Verfolgung der Juden während der deutschen Besatzungszeit an.
Front-National-Chef Jean-Marie Le Pen bescherte ihm 2002 eine Wiederwahl mit 82 Prozent der Stimmen – weil der Rechtsextreme zum Schock vieler Franzosen in die Stichwahl um das Präsidentenamt einzog, stimmten auch Linke zähneknirschend für Chirac. Zu den Tiefpunkten seiner Karriere gehörte das Nein der Franzosen im Referendum über die geplante EU-Verfassung 2005.
Wegen Veruntreuung verurteilt
Der 1932 in Paris geborene Chirac absolvierte die Elite-Hochschule ENA und kämpfte im Algerien-Krieg. Seine innenpolitische Karriere begann er an der Seite des früheren Staatspräsidenten Georges Pompidou. Später wurde er zweimal Premierminister, zudem lenkte er als Bürgermeister von Paris 18 Jahre lang die Geschicke der Hauptstadt.
Diese Zeit holte ihn nach seinen Jahren im Élyséepalast ein: Als erster französischer Ex-Präsident nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er strafrechtlich verurteilt, zu zwei Jahren Haft auf Bewährung wegen Veruntreuung und Unterschlagung öffentlicher Gelder. Vom Rathaus bezahlte Mitarbeiter hatten in Wahrheit für Chiracs Partei gearbeitet.