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Wer steckt hinter dem Anschlag auf Darja Dugina?
Aus Tagesschau vom 21.08.2022.
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Explosion in Moskau Was man über den Tod von Darja Dugina weiss

Die Tochter eines prominenten russischen Rechtsnationalisten und Putin-Freundes ist tot. Es wird wegen Mordes ermittelt.

Was ist passiert? Bei einem mutmasslichen Autobombenanschlag in der Nähe von Moskau ist am Samstagabend die Lenkerin des Wagens getötet worden. Laut russischen Ermittlern war unter dem Fahrzeug auf der Fahrerseite ein Sprengsatz befestigt. Die Frau sei noch vor Ort in dem brennenden Fahrzeug gestorben.

Wer wurde getötet? Bei der Toten handelt es sich um die 29-jährige Politikjournalistin Darja Dugina, die Tochter des russischen Ultranationalisten Alexander Dugin. Ihre Identität wurde vom nationalen Ermittlungskomitee am Sonntagvormittag bestätigt.

Darja Dugina
Legende: Die Journalistin und Politexpertin Darja Dugina im Studio von Tsargrad TV in Moskau. Reuters | Tsargrad .tv (Screenshot)

Dugina war wie ihr Vater eine prominente Verfechterin des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und der Errichtung eines grossrussischen Imperiums. Beide stehen auf Sanktionslisten der USA.

Alexander Dugin, das «Gehirn Putins»

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Legende: Alexander Dugin auf einer Aufnahme von 2016. Keystone/AP/Francesca Ebel

Dugin wird von einigen Beobachtern als einflussreicher Kopf hinter der Politik von Präsident Wladimir Putin angesehen. Die USA, die Dugin auf ihrer Sanktionsliste haben, sehen den Ideologen als Ideenstifter des am 24. Februar von Putin befohlenen Einmarschs in die Ukraine. Schon 2014 forderte er die Ermordung der Regierung in Kiew.

Der 60-Jährige hat, wie Journalisten in Kiew am Sonntag nach der Explosion berichteten, offen zur Tötung von Ukrainern aufgerufen. Und auch von seiner Tochter Darja ist dieser Satz überliefert: «Ukrainer sind Unmenschen!». Dugin, der viele Bücher geschrieben hat, gilt als antiwestlicher Hassprediger und Kämpfer für die Idee einer slawischen Supermacht.

Wer steckt hinter dem Attentat? Die oberste Ermittlungsbehörde Russlands zog die Untersuchung an sich und sprach von Hinweisen auf einen Auftragsmord. Die Fahnder veröffentlichten auch ein Video von der Spurensuche. Moskaus Inlandsgeheimdienst FSB gibt der Ukraine die Schuld an dem Auftragsmord. Kiew weist das klar zurück.

Andere vermuten, dass der Anschlag das Werk russischer Sicherheitsbehörden sein könnte. Wieder andere verweisen auf eine Erklärung des Exil-Russen Ilja Ponomarjow, wonach eine bislang unbekannte russische Partisanenbewegung – bestehend aus Gegnern von Präsident Wladimir Putin – hinter dem Mord steckt - die«Nationale Republikanische Armee». Es gibt aber Zweifel, ob diese überhaupt existiert. Laut Ponomarjow sollen die russischen Partisanen in den vergangenen Monaten bereits mehrere Aktionen verübt haben, etwa kleinere Brandanschläge auf Verwaltungsgebäude.

Unabhängig bestätigen lässt sich das Bekenntnis zum Anschlag auf Dugin durch die «Nationale Republikanischen Armee» nicht.

Exil-Politiker Ilja Ponomarjew war 2014 der einzige Abgeordnete im russischen Parlament (Duma), der gegen die Annexion der Krim gestimmt hat. Seit 2016 lebt er in der Ukraine und publiziert von Kiew aus auf seinem Youtube-Kanal zum Krieg Russlands.

Was wird spekuliert? Ermittler gehen von einer geplanten Auftragstat aus. Die staatliche Nachrichtenagentur Tass meldete unter Berufung auf einen Bekannten Duginas, dass das Fahrzeug ihrem Vater gehört habe und er vermutlich das Ziel des Anschlags gewesen sei. Vater und Tochter hätten ein patriotisches Festival besucht und Alexander Dugin habe erst im letzten Moment entschieden, in ein anderes Auto zu steigen, berichtete die Regierungszeitung «Rossijskaja Gaseta».

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Anschlag galt vermutlich Alexander Dugin
Aus Tagesschau vom 21.08.2022.
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In den sozialen Medien kursieren Videoaufnahmen kurz nach der Explosion. Bei der abgebildeten Person, die sich an den Kopf fasst, soll es sich um Alexander Dugin handeln.

Einschätzung von SRF-Korrespondentin Luzia Tschirky

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«Wer hinter dem Tod von Alexander Dugins Tochter Darja stehen könnte, lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt nur vermuten. Festhalten lässt sich, dass im Auto, welches in der Nacht auf Sonntag explodierte, Alexander Dugin selbst hätte sitzen sollen.

Die Unterstellung des russischen Aussenministeriums, die ukrainische Regierung könnte für den Tod der 29-Jährigen die Verantwortung tragen, wies ein Berater von Selenski von sich.

Es ist nicht plausibel, dass die ukrainische Regierung Dugin ins Visier genommen haben könnte. Dugins Nähe zum Kreml galt mehr inszeniert als real. Putin mag sich 2014 beim konservativ-nationalistischen Weltbild Dugins bedient haben, um Stimmung zu machen für seinen Krieg gegen die Ukraine. Doch aus einem Steigbügelhalter wird noch kein enger Vertrauter.»

Wie sind die Reaktionen? Der Tod von Dugina hat Entsetzen in Russland ausgelöst – vor allem bei den Kriegspropagandisten um Präsident Wladimir Putin. Dugina sei eine «echte Patriotin» gewesen, trauerte der prominente Aussenpolitiker und russische Verhandler im Konflikt mit der Ukraine, Leonid Sluzki, im Nachrichtenkanal Telegram.

Russlands Präsident Wladimir Putin selbst kondolierte der Familie. Er lobte Dugina als «glänzenden, talentierten Menschen mit einem echten russischen Herz, gut, liebevoll, hilfsbereit und offen». Der Vater der Getöteten, Alexander Dugin, rief unterdessen die Russen auf, im Sinne seiner rechtsnationalistischen und imperialistischen Ideologie zu kämpfen und zu siegen.

Tagesschau vom 21.08.2022, 13 Uhr;

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