Die Welt vereint – das symbolisiert eine 20 Meter hohe, kreisförmige Holzkonstruktion um das Ausstellungsgelände im japanischen Osaka. Doch die Botschaft steht im Widerspruch zur derzeitigen Geopolitik.
Ein schwieriger Zeitpunkt, um über Frieden und Gemeinsamkeiten nachzudenken.
Auf einer Bank im Holzring sitzt die Kommunikationsverantwortliche der Weltausstellung, Sachiko Yoshimura. «Es ist ein schwieriger Zeitpunkt, um über Frieden und Gemeinsamkeiten nachzudenken», sagt sie. Gerade deshalb sei es wichtig zu zeigen, wie entscheidend die Zusammenarbeit sei.
Trump begrüsst die Besucher im US-Pavillon
Von der Bank aus sieht man einen der grössten Pavillons, jenen der USA. Über dem Eingang begrüsst der Präsident die Besucherinnen und Besucher auf einem riesigen Bildschirm: Das goldene Zeitalter Amerikas habe begonnen, sagt Donald Trump in dem Clip.
Eindrücke von der Weltausstellung in Osaka
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Bild 1 von 7. Ein Hingucker: Der Pavillon null² des japanischen Medienkünstlers Yoichi Ochiai. Bildquelle: EPA/Franck Robichon.
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Bild 2 von 7. Farbenfroher Auftritt zum Eröffnungsfest der Weltausstellung am 12. April in Osaka. Bildquelle: Reuters/Kyodo.
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Bild 3 von 7. Der Schweizer Pavillon (rechts) befindet sich gleich neben jenem von Österreich. Bildquelle: Keystone/Franck Robichon.
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Bild 4 von 7. Der «Grand Ring» ist zwei Kilometer lang und umrahmt die ganze Weltausstellung in Osaka. Bildquelle: EPA/Franck Robichon.
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Bild 5 von 7. Die Holzkonstruktion von innen. Bildquelle: EPA/Franck Robichon.
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Bild 6 von 7. Der Pavillon der Philippinen. Innehalten gehört auch zu einem Expo-Besuch. Bildquelle: EPA/Franck Robichon.
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Bild 7 von 7. Im US-Pavillon begrüsst Präsident Donald Trump zum «Golden Age of America». Bildquelle: SRF/Samuel Emch.
Drinnen singt eine eindringliche Stimme «together, together» – «zusammen, zusammen». Mitarbeiterinnen berichten jedoch, dass Themen wie Diversität aus dem US-Pavillon entfernt wurden. Ersetzt wurden sie durch Fotos der Trump-Regierung. Das zeigt: Die Weltausstellung kann sich der Politik nicht entziehen.
Was wir hier sehen, ist also ein Abbild der letzten acht Jahre.
Das sei schon immer so gewesen, sagt Professorin Mayuko Sano von der Universität Kyoto. Sie erforscht die Institution Weltausstellung. Die Planung einer solchen Ausstellung habe vor acht oder zehn Jahren begonnen. «Was wir sehen, ist also ein Abbild der letzten acht Jahre.»
Staaten streben nach globalem Einfluss
Doch auch langfristig geplante Ausstellungen werden kurzfristig angepasst und verändert, wie beim US-Pavillon mit seinen widersprüchlichen Botschaften.
Insgesamt entstehe an der Expo so aber ein ehrliches Bild: «Die Ausstellung soll eine Bühne sein, welche die Welt als einen gleichberechtigteren Ort darstellt. In der Realität zeigt eine Weltausstellung den Zustand der internationalen Gemeinschaft aber schonungslos auf. Wirtschaftliche Ungleichheit, politische Stärken und Schwächen werden sichtbar», so Sano. Das sei seit der ersten Weltausstellung 1851 so.
In den Anfängen wollten Staaten damit ihre Ambitionen auf globalen Einfluss unterstreichen. Während des Kalten Krieges sei die Institution insbesondere von den USA instrumentalisiert worden, um die eigenen Werte zu propagieren.
Geopolitik und Krieg gehören irgendwie dazu
«So war die Weltausstellung nie weit entfernt von geopolitischen oder sogar militärischen Konflikten.» In den Augen von Kulturpolitik-Forscherin Sano ist dies eine der Stärken einer Weltausstellung, besonders in geopolitisch angespannten Zeiten.
«Die Expo ist eine diplomatische Veranstaltung. Das war sie von Anfang an. Deshalb gibt es zahlreiche offizielle Besuche während der Ausstellung. Und wenn die Landesvertreter und Minister hier sind, besuchen sie grad noch den Premierminister oder den Kaiser in Tokio.»
Für Sano ist klar: Dieser diplomatische Hintergrund ist ein entscheidender Faktor, damit die Institution Weltausstellung weiterhin bestehen bleibt.