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Expo 2025 in Osaka Weltausstellung – eine Bühne zur Selbstinszenierung

Die Expo 2025 in Osaka wollte globale Visionen propagieren. Doch Politik und Eigeninteressen haben sich eingeschlichen.

Die Welt vereint – das symbolisiert eine 20 Meter hohe, kreisförmige Holzkonstruktion um das Ausstellungsgelände im japanischen Osaka. Doch die Botschaft steht im Widerspruch zur derzeitigen Geopolitik.

Ein schwieriger Zeitpunkt, um über Frieden und Gemeinsamkeiten nachzudenken.
Autor: Sachiko Yoshimura Kommunikationsverantwortliche der Expo Osaka

Auf einer Bank im Holzring sitzt die Kommunikationsverantwortliche der Weltausstellung, Sachiko Yoshimura. «Es ist ein schwieriger Zeitpunkt, um über Frieden und Gemeinsamkeiten nachzudenken», sagt sie. Gerade deshalb sei es wichtig zu zeigen, wie entscheidend die Zusammenarbeit sei.

Trump begrüsst die Besucher im US-Pavillon

Von der Bank aus sieht man einen der grössten Pavillons, jenen der USA. Über dem Eingang begrüsst der Präsident die Besucherinnen und Besucher auf einem riesigen Bildschirm: Das goldene Zeitalter Amerikas habe begonnen, sagt Donald Trump in dem Clip.

Eindrücke von der Weltausstellung in Osaka

Drinnen singt eine eindringliche Stimme «together, together» – «zusammen, zusammen». Mitarbeiterinnen berichten jedoch, dass Themen wie Diversität aus dem US-Pavillon entfernt wurden. Ersetzt wurden sie durch Fotos der Trump-Regierung. Das zeigt: Die Weltausstellung kann sich der Politik nicht entziehen. 

Was wir hier sehen, ist also ein Abbild der letzten acht Jahre.
Autor: Mayuko Sano Erforscht Kulturpolitik und insbesondere Weltausstellungen

Das sei schon immer so gewesen, sagt Professorin Mayuko Sano von der Universität Kyoto. Sie erforscht die Institution Weltausstellung. Die Planung einer solchen Ausstellung habe vor acht oder zehn Jahren begonnen. «Was wir sehen, ist also ein Abbild der letzten acht Jahre.»

Staaten streben nach globalem Einfluss

Doch auch langfristig geplante Ausstellungen werden kurzfristig angepasst und verändert, wie beim US-Pavillon mit seinen widersprüchlichen Botschaften.

Insgesamt entstehe an der Expo so aber ein ehrliches Bild: «Die Ausstellung soll eine Bühne sein, welche die Welt als einen gleichberechtigteren Ort darstellt. In der Realität zeigt eine Weltausstellung den Zustand der internationalen Gemeinschaft aber schonungslos auf. Wirtschaftliche Ungleichheit, politische Stärken und Schwächen werden sichtbar», so Sano. Das sei seit der ersten Weltausstellung 1851 so.

Die Schweiz lockt mit Heidi und Hightech

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Schweizer Pavillon in Osaka und Schweizer Fahne.
Legende: Keystone/SOICHIRO KORIYAMA

An der Ausstellung in Osaka dienen die Länder-Pavillons in erster Linie der Eigenwerbung. Beim Schweizer Pavillon ist das nicht anders. Mit typischen Motiven wie Heidi soll der Tourismus gefördert werden. Doch auch Hightech-Entwicklungen aus der Schweiz werden prominent präsentiert.

In einer Event-Lounge spricht der Verantwortliche vor Ort, Manuel Salchli, über Vernetzung: «Wir möchten über unsere Ausstellung und Anlässe ein Netzwerk aufbauen zwischen Schweizer Unis, Start-ups und japanischen Partnern.» Mit Heidi und Hightech wird Japan angelockt. Zudem habe man bereits rund 400 Delegationen aus anderen Ländern empfangen.

17 Millionen Franken lässt sich die Schweiz dies kosten, deutlich weniger als bei früheren Weltausstellungen. Für Salchli, der in den vergangenen 20 Jahren an sechs Weltausstellungen die Schweizer Präsenz verantwortete, ist eine Teilnahme allerdings nicht zwingend. Es sei ein politischer Entscheid. «Je nach Ausstellungsort stellt sich die Frage, welche Kosten in den bilateralen Beziehungen entstehen, wenn wir als Schweiz nicht teilnehmen.»

Nach Osaka zieht die Expo 2030 nach Riad. Der Bundesrat dürfte im nächsten halben Jahr entscheiden, ob die Schweiz auch in Saudi-Arabien präsent sein wird. Trotz oder gerade wegen der angespannten weltpolitischen Lage.

In den Anfängen wollten Staaten damit ihre Ambitionen auf globalen Einfluss unterstreichen. Während des Kalten Krieges sei die Institution insbesondere von den USA instrumentalisiert worden, um die eigenen Werte zu propagieren.

Geopolitik und Krieg gehören irgendwie dazu

«So war die Weltausstellung nie weit entfernt von geopolitischen oder sogar militärischen Konflikten.» In den Augen von Kulturpolitik-Forscherin Sano ist dies eine der Stärken einer Weltausstellung, besonders in geopolitisch angespannten Zeiten. 

«Die Expo ist eine diplomatische Veranstaltung. Das war sie von Anfang an. Deshalb gibt es zahlreiche offizielle Besuche während der Ausstellung. Und wenn die Landesvertreter und Minister hier sind, besuchen sie grad noch den Premierminister oder den Kaiser in Tokio.»

Für Sano ist klar: Dieser diplomatische Hintergrund ist ein entscheidender Faktor, damit die Institution Weltausstellung weiterhin bestehen bleibt.

Echo der Zeit, 8.10.2025, 18 Uhr; sten

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