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Argentinien kündigt Einigung zu Falklandinseln auf
Aus Rendez-vous vom 06.03.2023. Bild: IMAGO / UIG
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Falklandinseln im Südatlantik Argentinien will Souveränität der Falklandinseln neu verhandeln

Die Falklandinseln im Südatlantik sind britisches Überseegebiet. Argentinien beansprucht die Inseln für sich.

Worum geht es? Argentinien hat eine Einigung mit Grossbritannien über die Falklandinseln aufgekündigt. Das südamerikanische Land ziehe sich aus dem sogenannten Foradori-Duncan-Pakt zurück. Das teilte der argentinische Aussenminister Santiago Cafiero am Donnerstag nach einem Treffen mit seinem britischen Kollegen James Cleverly beim Aussenministertreffen der G20-Staaten in Neu-Delhi mit. Die argentinische Regierung wolle wieder über die Souveränität der Falklandinseln verhandeln.

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Legende: SRF

Die Falklandinseln im Südatlantik sind britisches Überseegebiet. Argentinierinnen und Argentinier nennen sie Malvinas. 1982 griff Argentinien die Inseln an. Nachdem die argentinischen Streitkräfte während des 72 Tage dauernden Kriegs eine Reihe von Niederlagen hinnehmen mussten, unterzeichneten beide Seiten einen Waffenstillstand. Argentinien erhebt weiterhin Anspruch auf die Inseln.

Die Inseln haben für Argentinien eine grosse Bedeutung, das Thema ist präsent. «Wer durch Argentinien reist, sieht bis heute Plakate, Aufkleber oder T-Shirts mit dem Slogan ‹Las malvinas son argentinas› – die Falklandinseln sind argentinisch», sagt die SRF-Südamerikakorrespondentin Teresa Delgado. Die Niederlage von 1982 sei für Argentinien eine schmerzliche offene Wunde geblieben.

Dazu komme, dass die Argentinier keine ehemalige Kolonialmacht wie Grossbritannien vor ihrer Haustür wollten, so Delgado. «Das hat mit der Geschichte des Landes zu tun. Neben den Spaniern haben auch die Briten mehrfach versucht, in der Region um den Rio de la Plata Fuss zu fassen. Das Gebiet wurde im 19. Jahrhundert erfolgreich verteidigt. Dieser Erfolg sorgte für ein Selbstbewusstsein in der Region, was später zur Unabhängigkeit Argentiniens führte. Die Malvinas sind die letzte britische Präsenz bei Argentinien. Bei dieser Sache geht es ums Prinzip und um einen wichtigen Teil des argentinischen Selbstverständnisses.»

Was regelt der Foradori-Duncan-Pakt? Es handelt sich um eine gemeinsame Stellungnahme aus dem Jahr 2016. Sie regelt die Förderungen von Gas und Öl sowie Schifffahrt und Fischerei rund um die Falklandinseln. Aus Sicht der aktuellen argentinischen Regierung war die Vorgängerregierung Grossbritannien damit zu weit entgegengekommen.

Warum kündigt Argentinien diesen Pakt gerade jetzt auf? Im April jährt sich die argentinische Invasion der Inseln von 1982. Es wird der rund 650 argentinischen Toten gedacht. Zudem finden im Oktober Wahlen statt. «Die Forderung, die Malvinas zurückzuholen, ist in Argentinien beliebt», erklärt SRF-Südamerikakorrespondentin Teresa Delgado.

Cristina Kirchner sitzt neben Alberto Fernández und winkt.
Legende: Für den argentinischen Präsidenten Alberto Fernández und auch seine Vizepräsidentin Cristina Kirchner könnten die Malvinas zum Wahlkampfthema werden. Reuters/Matias Baglietto

Wie reagiert Grossbritannien? In der Öffentlichkeit ist es kein grosses Thema. Doch konservativere Britinnen und Briten sowie die aktuelle konservative Regierung interessieren sich dafür. Das erklärt Sascha Zastiral. Er ist freier Journalist in London. «Überbleibsel wie die Falklandinseln erinnern sie daran, dass sie einmal so richtig gross waren.» Aussenminister James Cleverly hat sich auf Twitter bereits positioniert: Die Falklandinseln sind britisch, und die Inselbewohner haben das Recht, über ihre eigene Zukunft zu entscheiden.

Was will die Bevölkerung der Falklandinseln? Aussenminister Cleverly verwies auf das Referendum 2013. Damals hat praktisch die gesamte Bevölkerung für einen Verbleib in Grossbritannien oder im Vereinigten Königreich gestimmt.

Welche Bedeutung haben Öl- und Gasvorkommen rund um die Inseln? In der Nähe der Falklandinseln wird in den Gewässern Öl vermutet. Kleinere Vorkommen wurden bereits gefunden. London hat im vergangenen September angekündigt, dass man in britischen Gewässern verstärkt nach Öl suchen wolle. «Das bezog sich vor allem auf die dem Ende entgegengehenden Ölvorkommen in der Nordsee. Aber Argentinien hat das als Bedrohung aufgefasst, dass auch die Suche nach Öl vor den Falklandinseln wieder an Fahrt aufnehmen wird», erklärt der Journalist Zastiral.

Wie geht es weiter? SRF-Südamerikakorrespondentin Teresa Delgado sieht keine Anzeichen für einen militärischen Konflikt wie 1982. Doch das Vorgehen werde sicher zu diplomatischen Verstimmungen führen. Die argentinische Regierung schlägt ein Treffen mit britischen Vertretern im Sitz der Vereinten Nationen in New York vor. Ob die Briten da mitmachen, ist noch offen.

Rendez-vous, 06.03.2023, 12:30 Uhr;

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