Das Nervengift VX soll den Halbbruder des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Un getötet haben. Dies fanden die Ermittler beim Opfer Kim Jong Nam heraus. VX ist das potenteste bekannte Nervengift, wie der Leiter des Fachbereichs Chemie beim Labor Spiez, Stefan Mogl, erklärt.
VX ist laut Mogl eine Flüssigkeit ähnlich dem Kampfstoff Sarin, der im Syrien-Konflikt Bekanntheit erlange. Im Unterschied zu Sarin ist aber VX viel weniger flüchtig, verdampft also langsamer.
Als farb- und geruchloses, leicht öliges Kontaktgift wirkt VX über Atmung, Haut und Augenpartie. Es greift die Nervenzellen an und lähmt die Atemmuskulatur. Nervengifte führen meist zum Tod durch Herzstillstand oder Ersticken.
Ist VX tauglich für einen Anschlag?
Mogl geht davon aus, dass ein Anschlag mit VX nicht einfach zu bewerkstelligen ist – vor allem wegen der Gefahr, sich mit kleinsten Mengen selbst zu vergiften. Aber auch die Herstellung des Stoffs mittels chemischer Synthese sei anspruchsvoll. Der Transport von VX dagegen stelle in einer für Gifte gebräuchlichen Zwei- bis Dreifachverpackung keine besonderen Probleme.
Aussagen über die Herkunft des Gifts im aktuellen Fall wären reine Spekulation.
«Mit sind aber weder Anschläge mit VX noch mit einem anderen Nervenkampfstoff bekannt», sagt der Experte. VX sei zwar seit den 1950-er Jahren bekannt, aber nie militärisch eingesetzt worden. Grössere Bestände hätten die USA und Russland angelegt. Diese seien gemäss Chemiewaffen-Übereinkommen grösstenteils vernichtet worden. Die Aktion sei nächstens abgeschlossen: «Es wäre reine Spekulation zu sagen, woher das Gift im Fall von Kim Jong Nam gekommen ist.»