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Fall Skripal Schulterzucken in Moskau

Auf die brisanten Enthüllungen der britischen Behörden im Fall Skripal reagiert Russland nur scheinbar gleichgültig.

Die britischen Untersuchungsbehörden haben die Namen und Fotos von Überwachungskameras der beiden Verdächtigen des Gift-Anschlags auf den russischen Doppelagenten Skripal publiziert.

Selbst im Zeitalter von Deep-Fake und Fake-News wiegt die Beweislast gegen die beiden mutmasslichen Attentäter auf den russischen Doppelagenten Sergej Skripal schwer. Minutiös zeichnen die Untersuchungsbehörden den Weg der beiden Männer im März auf britischem Boden nach. Die Sprecherin des Aussenministeriums, Marija Sacharowa, antwortete auf die Frage von Journalisten, was die russischen Behörden zu diesen Informationen sagen würden: «Das sagt uns nichts.»

Erneut fordern wir die britische Seite dazu auf, öffentliche Anschuldigungen und die Manipulation von Informationen zu unterlassen.
Autor: Marija Sacharowa Sprecherin des russischen Aussenministeriums

Die Pressekonferenzen von Sacharowa sind bekannt für eine undiplomatische Wortwahl, aber das Statement überrascht dennoch: «Erneut fordern wir die britische Seite dazu auf, öffentliche Anschuldigungen und die Manipulation von Informationen zu unterlassen», erklärte Sacharowa weiter – und forderte die britische Seite zu einer Zusammenarbeit auf. Auf die konkreten neu publizierten Informationen ging die Sprecherin nicht ein.

Verdächtigte reisten nach Genf

Gemäss Recherchen russischer Medien soll einer der beiden mutmasslichen Verdächtigen beim grössten Hersteller von immunbiologischen Produkten in Russland arbeiten. Eine Reaktion des Unternehmens steht ebenso aus wie eine Reaktion der Fluglinie Aeroflot, mit welcher die Verdächtigten samt dem Giftstoff Nowitschok von Moskau nach London geflogen sein sollen.

Brisant für die Schweiz ist eine Randnotiz in russischen Medien: Zwischen September 2016 und März 2018 sollen die beiden Verdächtigen in diverse Städte Europas gereist sein, darunter auch nach Genf. So schilderten es nicht öffentlich bekannte Quellen der russischen Zeitung «Fontanka» in St. Petersburg.

Ein Absperrband in Salisbury
Legende: Das offizielle Russland äussert sich zu den publizierten Fotos der mutmasslichen Attentäter nicht. Keystone/Archiv

Ruhe vor Sanktionssturm

Gegen aussen reagiert das offizielle Russland mit einem Schulterzucken auf die Publikation der Untersuchungsbehörden, doch laut russischen Medien bereitet man sich in Regierungskreisen auf neue Sanktionen vor. Der russische Sicherheitsrat, welcher direkt Präsident Wladimir Putin berät, soll bei diversen russischen Ministerien Aktionspläne für den Fall neuer Sanktionen eingeholt haben.

Russlands Furcht ist nicht unbegründet. Selbst bei einem einigermassen stabilen Rubel-Kurs und einer geschickter Inflationspolitik der Zentralbank ist die Abhängigkeit von neuen Technologien aus dem Westen die Achillesferse. Das Spiel auf Zeit wird Moskau nicht gewinnen können.

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