Die Nato war noch kein Jahr alt, da anerboten 1950 schon erste Musiker, eine Hymne für sie zu komponieren. Sie alle erhielten zur Standardantwort: «Die Organisation ist leider nicht in der Lage, eine offizielle Hymne anzuerkennen.»
Trotzdem folgten später etliche Anläufe, etwa mit einem «Nato-Song». Diskutiert wurde gar, eine Hymne als Mix aus den Nationalhymnen der damals fünfzehn Nato-Mitgliedsländer zusammenzubasteln. Absehbar ein Flop.
Stück wird seit Jahren gespielt
Bei feierlichen Anlässen wird deshalb seit Jahren ein Stück vom langjährigen Dirigenten des luxemburgischen Armeespiels, Hauptmann André Reichling, gespielt. Etwas mutlos machte nun der Nordatlantikrat, das oberste Entscheidungsorgan der Nato, genau dieses zur offiziellen Hymne.
Ein grösserer gemeinsamer Nenner liess sich offenkundig nicht finden. Die Hymne hat zudem keinen Text. Denn dann wären Fragen aufgetaucht wie «welcher Text, von welchem Autor, aus welchem Land und in welcher Sprache?». Die Hymnenkür hätte weitere Jahrzehnte gedauert.
Eine Hymne gegen die Krise
Bei einem reinen Instrumentalstück gibt's hingegen nichts gemeinsam anzustimmen. Das wäre derzeit auch nicht ganz einfach, denn die Nato steckt in einer schwierigen Phase: Konflikt mit Russland, Probleme mit dem Mitglied Türkei, Verunsicherung wegen Donald Trump, interne Querelen, Afghanistan-Krieg.
Entsprechend empfinden manche die Hymne quasi als Versuch eines musikalischen Auswegs aus der Krise. Die meisten westlichen Medien jedoch ignorieren die Hymnen-Entscheidung rundweg.
Schnöde Kommentare aus Moskau
Zur Kenntnis genommen wurde sie freilich in Moskau, wo die kremlnahe Plattform «Sputniknews» sie immerhin für bedeutend genug hält, um mit scharfer Polemik zu reagieren.
Ausführlich zitiert sie kritische westliche Stimmen. «So weit entfernt von Musik, wie's nur geht», wird da geschnödet. Von einer «Hymne, die nicht mal eine Maus erschreckt» ist die Rede. Oder schlicht von einem «Klagelied, langweilig bis zum Tod».