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Feuer in Kapstadt Kein Durchatmen für die Feuerwehr: Das Parlament brennt erneut

  • Es brennt wieder im Parlamentsgebäude Südafrikas. Kurz vor 17 Uhr (Ortszeit) schossen die Flammen erneut aus dem Dach.
  • Am Morgen noch bestätigte der Sprecher der lokalen Feuerwehr, Jermaine Carelse, dass das Feuer unter Kontrolle gebracht wurde. Bislang gab es keine Verletzten.
  • Die Ermittlungen zur Brandursache laufen. Brandstiftung wird nicht ausgeschlossen. Ein Mann wurde festgenommen.

Die Löschaktion dauert weiter an: «Das Feuer ist im Dach des Gebäudes, in dem die Nationalversammlung untergebracht ist, wieder aufgeflammt», sagte Jermaine Carelse, der Sprecher der städtischen Feuerwehr, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.

Am Morgen schien die Katastrophe abgewendet – nur noch etwa zehn Feuerwehrleute waren vor Ort. Für die Ermittler sei die Ruine aber noch nicht begehbar gewesen, sagte die zuständige Ministerin Patricia de Lille am Nachmittag. Grund: Die enorme Hitze in dem Gebäude sei von 400 Grad Celsius erst gerade auf 100 Grad gesunken. Nach dem erneuten Ausbruch des Feuers wird der Zutritt den Ermittlern nun erstmals weiter verwehrt bleiben.

Mit mehr als 70 Feuerwehrleuten im Einsatz

Nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP brach das Feuer erstmals in der Nacht auf Sonntag aus. Der Brand sei zunächst an der Rückseite des Gebäudekomplexes ausgebrochen. Dieser beherbergt die Alte Versammlungskammer und den Nationalrat der Provinzen.

Wenige Stunden später habe sich das Feuer auf das Gebäude der Nationalversammlung, in dem das Parlament sitzt, ausgeweitet, sagte die provinzielle Ministerin für öffentliche Arbeiten und Infrastruktur, Patricia de Lille.

Das Dach eines der Gebäude sei in sich zusammengefallen, während einige Mauern des Regierungskomplexes Risse aufwiesen, hiess es. Videoaufnahmen zeigten dicke, schwarze Rauchsäulen aus dem Gebäude aufsteigen. Die Flammen haben nach Angaben eines Parlamentssprechers auch die Kammer zerstört, in der die Nationalversammlung tagt. Fotos vom Inneren der Nationalversammlung zeigten am Montag Verwüstung und verkohlte, noch rauchende Trümmer.

Wiederaufbau wird teuer

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Nach dem Grossbrand werden riesige Kosten für einen Wiederaufbau des historischen Gebäudes erwartet. «Wir werden mehrere hundert Millionen, wenn nicht sogar Milliarden Rands für den Wiederaufbau benötigen», sagte Kapstadts Sicherheitsbeauftragter Jean-Pierre Smith am Montag dem Nachrichtensender eNCA. Ein südafrikanischer Rand entspricht knapp 6 Rappen.

Das Parlamentsgebäude beherbergt viele nationale Artefakte. Wie ein Mitglied des städtischen Sicherheitskomitees sagte, sei noch unklar, ob diese auch beschädigt worden seien. Lediglich die Bibliothek mit wertvollen Büchern blieb unbeschädigt – für sie war vor einigen Jahren eine feuersichere Wand eingezogen worden.

Ein Sicherheitsbeamte schliesst das Tor zum Parlamentsgebäude.
Legende: Mehr als 70 Einsatzkräfte waren vor Ort und löschten den Brand im Parlamentsgebäude in Kapstadt. Reuters

Nach Angaben des Rettungsdienstes der Stadt Kapstadt gab es keine Verletzten. Die Ermittlungen zur Brandursache laufen nach wie vor.

Vorwurf der Schlamperei

Offenbar wurden die Brandmelder nicht sofort ausgelöst und die Sprinkleranlage habe nicht richtig funktioniert, sagte Staatspräsident Ramaphosa am Sonntagmittag. Er sei froh, dass dieses für die südafrikanische Demokratie so wichtige Gebäude nicht vollständig abgebrannt sei.

War es Brandstiftung?

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Nicht ausgeschlossen werden kann bisher Brandstiftung – ein 49-jähriger Mann wurde im Gebäude festgenommen. Die zuständige Ministerin Patricia de Lille kündigte an, dass sich der Mann an diesem Dienstag wegen Einbruchs, Diebstahls und Brandstiftung vor Gericht verantworten soll. Er war von Kameras beobachtet worden, wie er durch das leere Gebäude schlich. «Wie das in so einem Komplex passieren kann, macht einfach nur sprachlos», sagte Kapstadts Sicherheitsbeauftragter Jean-Pierre Smith, der von einer massiven Sicherheitslücke sprach.

Auch Kapstadts Sicherheitsbeauftragter Jean-Pierre Smith äusserte am Montag gegenüber dem Nachrichtensender eNCA Kritik. Er sprach von schweren Mängeln, die auf mangelhafte Wartung zurückzuführen sein könnten. So habe sich das Elektrizitätssystem nicht automatisch ausgeschaltet und die Belüftungsanlagen weiter laufen lassen. Auch sei der automatische Feueralarm erst mit grosser Verspätung ausgelöst worden. «Wir waren bereits 20 Minuten vor Ort, bevor sich das System erstmals aktivierte», sagte Smith dem TV-Sender eNCA. Einige Systeme, die 2020 hätten gewartet werden müssen, seien zuletzt 2017 überprüft worden.

SRF 4 News, 02.01.2022, 08:00 Uhr ; 

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