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Fischen mit falschen Lizenzen Schmiergeld für höhere Fangquoten vor Westafrika

Islands grösster Fischereikonzern soll namibische Minister bestochen haben. Leider kein Einzelfall, beklagt Greenpeace.

Gewisse Firmen folgten rein wirtschaftlichen Interessen und seien bereit, für ihren Erfolg auch illegal vorzugehen, stellt die Geschäftsleiterin von Greenpeace Schweiz, Iris Menn, fest. Seit Jahren würden immer wieder solche Skandale aufgedeckt.

«Fall Samherji»: Flossen 70 Millionen Dollar?

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Samherji-Logo
Legende: Imago/Archiv

Der Chef des Fischereikonzerns Samherji, Thorsteinn Már Baldvinssonhat, hat letzte Woche sein Amt bis auf Weiteres niedergelegt. Grund sind Korruptionsuntersuchungen gegen eine Tocherfirma in Namibia: Mit Hilfe einer norwegischen Bank sollen in den letzten zehn Jahren über 70 Millionen Dollar an namibische Minister geflossen sein, um sich über gültige Fischereiquoten hinwegzusetzen.

Aufgedeckt hatte den Fall die Investigativsendung «Kveikur»des isländische Radiosenders RÚV. Er stützt sich auf Dokumente der Enthüllungsplattform Wikileaks sowie Angaben eines früheren Samherji-Managers. Der Konzern machte geltend, dass in den letzten zehn Jahren alle Firmenaktivitäten von den Behörden überprüft worden seien, ohne ein Fehlverhalten zu entdecken. Der ehemalige Manager und Informant sei 2016 wegen Missmanagements und illegalen Verhaltens entlassen worden, teilte der Konzern mit und kündigte seine Unterstützung bei den Untersuchungen an.

Durch masslose und illegale Fischerei schrumpften die Fischbestände, und mit den Jungtieren werde auch gleich der Nachwuchs abgefischt, erklärt die Meeresbiologin. Dazu kommen laut Menn die zum Teil zerstörerischen Fangmethoden der grosser Trawler, die mit ihren bis zum 250 Meter langen Schleppnetzen auf dem Meeresboden eine Schneise der Verwüstung hinterlassen.

Schleppnetz.
Legende: Die Schleppnetz-Fischerei der grossen Trawler schädigt den Meeresboden für lange Zeit. Imago

Leere Teller für lokale Fischer

Erschreckend seien die Folgen für die lokalen Fischer, wie Dokumentationen von Greenpeace vor der westafrikanischen Küste belegten, so Menn. Auch gebe es immer wieder Unfälle, wenn die grossen Trawler mit den kleinen Pirogen kreuzten. Die Netze der Fischer blieben leer und ebenso die Teller ihrer Familien, die auf Fisch als einzige Eiweissressource angewiesen seien.

Klimawandel bringt mehr Trockenheit

Der Klimawandel lässt die Temperaturen in den Meeren ansteigen, was laut Menn die Fischbestände zusätzlich beeinträchtigt. Wissenschaftliche Studien zeigten, dass Afrika aufgrund des Klimawandels vermutlich deutlich längere und ausgeprägtere Trockenperioden durchmachen werde. Damit werde der landwirtschaftliche Ertrag weiter sinken. Entsprechend seien die Menschen noch vermehrt auf Fisch angewiesen.

Ein Umdenken bei der Lizenvergabe an ausländische Flotten ist dringend nötig.
Autor: Iris Menn Geschäftsleiterin von Greenpeace Schweiz, Meeresbiologin

Es sei wichtig, dass Skandale wie jener mit der isländischen Firma Samherij an die Oberfläche gespült würden. Das zeige den aktuellen Umgang mit den Ressourcen. So gebe es eine Chance, ein Umdenken bei der Vergabe von Lizenzen für ausländische Flotten zu erreichen, sagt Menn und weist auf die aktuellen Verhandlungen der Vereinten Nationen über einen globalen Ozean-Vertrag zum Schutz der Meere hin.

Richtig einkaufen

Alle könnten sich für diese politische Veränderung einsetzen, ist Menn überzeugt. Auch über den eigenen Teller, auf den nur Fisch aus nachhaltiger Fischerei kommen sollte.

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