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Fischsterben in der Oder Polen schliesst auch Schwermetalle als Grund für Fischsterben aus

  • Nach dem massenhaften Fischsterben in der Oder hat die polnische Regierung Schwermetalle als Grund ausgeschlossen. Zuvor hatte die Regierung in Warschau bereits erhöhte Quersilberwerte als Ursache ausgeschlossen.
  • Nach Angaben des Innenministeriums sind derzeit 2000 Polizisten, mehr als 300 Feuerwehrleute sowie 200 Soldaten an den Ufern der Oder im Einsatz. Sie helfen bei der Bergung verendeter Fische und weisen Bürger darauf hin, den Kontakt mit dem Wasser zu meiden.
  • Spekuliert wird, dass Chemie-Abfälle in den Fluss gekippt wurden. Polens Polizei setzte für Hinweise auf Täter 210 000 Euro Belohnung aus.

Im Oder-Grenzgebiet begannen Hunderte Helfer damit, tote Tiere einzusammeln. In der Kleinstadt Lebus nahe Frankfurt breitete sich durch die Verwesung unangenehmer Geruch aus, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur DPA feststellte. Zu sehen war auch, wie Vögel tote Fische wegbrachten. Einsatzkräfte trugen Gummistiefel und Handschuhe, um sich vor direktem Kontakt mit dem Wasser und den Fischen zu schützen. «Ich rechne mit mehreren Tonnen Fisch, die wir rausholen», sagte Thomas Rubin für die Kreisverwaltung. Auf rund 80 Kilometern Länge seien etwa 300 Helfer vor allem am Ufer unterwegs.

Nach Angaben von Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel weist die Oder «sehr stark erhöhte Salzfrachten» auf. Das sei «absolut atypisch», sagte der Grünen-Politiker am Freitagabend im «RBB-Fernsehen». Vogels Ministerium erklärte, die gemessenen Salzfrachten könnten im Zusammenhang mit dem Fischsterben stehen. «Nach jetzigen Erkenntnissen wird es jedoch nicht ein einziger Faktor sein, der das Fischsterben in der Oder verursacht hat», hiess es in einer Mitteilung. Der Begriff Salzfrachten bezeichnet im Wasser gelöste Salze.

Tote Fische.
Legende: Die Helfer sammeln die toten Fische bei Lebus aus dem Fluss. Keystone/DPA/Patrick Pleul

Die polnische Regierung schliesst derweil Schwermetalle als Ursache aus. Dies hätten weitere Analysen toter Fische durch das staatliche Veterinärinstitut ergeben, schrieb Umweltministerin Anna Moskwa am Samstagabend auf Twitter. Zuvor hatte die Regierung in Warschau bereits erhöhte Quecksilberwerte als Grund für das Fischsterben ausgeschlossen.

Zusammenarbeit mit Polen vereinbart

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Die deutsche Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat bei der Aufklärung des Fischsterbens anfängliche Probleme bei der Zusammenarbeit mit Polen eingeräumt. Die Grünen-Politikerin strebt nun eine bessere Koordinierung an.

«Die Frage der deutsch-polnischen Zusammenarbeit hat an dieser Stelle ganz offensichtlich nicht funktioniert, sonst hätten wir früher Informationen erhalten, zumindest das Land Brandenburg oder auch die Anrainerkommunen», sagte Lemke in Frankfurt (Oder). Dort hatten Helfer viele tote Fische vom Ufer eingesammelt.


Lemke sagte, mit ihrer polnischen Amtskollegin Anna Moskwa habe sie bereits am Freitag in einem ersten Gespräch vereinbart, dass es eine gemeinsame Expertenbewertung der Situation und einen Austausch der Analyseergebnisse geben solle. Sie kündigte weitere Gespräche mit Moskwa an.

210'000 Euro Belohnung ausgesetzt

Wegen des Fischsterbens hat Polen eine hohe Belohnung für Hinweise ausgesetzt, die zur Ergreifung eines Täters führen. Die Polizei habe dafür eine Summe von umgerechnet 210'000 Euro ausgelobt, sagte Vize-Innenminister Marcin Wasik am Samstag in Gorzow Wielkopolski. «Wir wollen die Schuldigen finden und die Täter des Umweltverbrechens bestrafen, um das es hier wahrscheinlich geht», betonte Regierungschef Mateusz Morawiecki.

Männer.
Legende: Die polnische Regierung um Regierungschef Mateusz Morawiecki (Mitte) setzt eine hohe Belohnung aus, um mögliche Täter herauszufinden. Keystone/EPA/LECH MUSZYNSKI

Polnische Behörden hatten nach Regierungsangaben bereits Ende Juli Hinweise, dass in dem Fluss massenweise verendete Fische treiben. Nun stehen Regierung und Behörden in der Kritik, gezögert zu haben. Am Freitagabend entliess Regierungschef Mateusz Morawiecki deshalb die Leiter der Wasserbehörde und der Umweltbehörde. Er selbst habe erst am Mittwoch von dem massiven Fischsterben erfahren. «Ich wurde auf jeden Fall zu spät informiert.»

SRF 4 News, 13.8.2022, 12:00 Uhr ; 

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