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Fluchtrouten in die USA: Die Migration wird globaler – und gefährlicher
Aus SRF 4 News aktuell vom 02.02.2022. Bild: Keystone
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Fluchtrouten in die USA Zu Wasser, zu Land, durch Tunnels: Die Migration findet einen Weg

Ein Bootsunglück wirft ein Schlaglicht auf die immer verzweifelteren Versuche von Migranten, in die USA zu gelangen.

Knapp 40 Migrantinnen und Migranten haben letzte Woche vor der Küste Floridas ihr Leben verloren. Sie sind beim Versuch ertrunken, in die USA zu gelangen. Ihr Boot war offenbar von den Bahamas aus gestartet und dann bei einem Unwetter gekentert. Der rund 80 Kilometer lange Seeweg wird als Fluchtroute immer wichtiger.

Über die Herkunft der Verunglückten ist wenig bekannt, wie SRF-Korrespondent Matthias Kündig aus Miami berichtet. Dies auch, weil die Küstenwache generell sehr zurückhaltend ist, wenn es um Informationen über Bootsflüchtlinge geht.

Gesichert ist, dass der einzige Überlebende aus Kolumbien stammt. Nach eigenen Angaben soll auch seine Schwester mit im Boot gewesen sein. Die Nationalität der geborgenen Leichen und der restlichen Vermissten ist weiter unbekannt. Bei früheren Fällen stammten die Bootsflüchtlinge in Florida vor allem aus den Karibikstaaten Kuba, Dominikanische Republik und Haiti.

In den letzten Jahren befanden sich darunter zunehmend auch Menschen aus Kolumbien, Ecuador und Brasilien, weiss Kündig. «In einem Fall wurden sogar zehn Personen aus China von der Küstenwache aufgegriffen.» Laut Fachleuten belegt dies, dass sich die Migration globalisiert hat und die Schleppernetzwerke zunehmend international aktiv sind.

Das Unglück wirft ein Schlaglicht auf eine Fluchtroute in die USA, die wenig im Bewusstsein der Öffentlichkeit ist. Allzu bekannt sind die Bilder von Menschen, die auf dem Landweg über Mittelamerika versuchen, in die USA zu gelangen. Letztes Jahr wurden an der US-Südgrenze 1.9 Millionen Migrantinnen und Migranten ohne Papiere beim Landübertritt festgehalten.

Zum Vergleich: Auf dem Seeweg waren es nur knapp 3500 – inklusive der Route entlang der Westküste nach Südkalifornien. «Aber gerade hier in Florida hat sich die Zahl der Bootsflüchtlinge innert zwei Jahren verdreifacht», berichtet Kündig.

Die Migration findet immer einen Weg.
Autor: Matthias Kündig SRF-Korrespondent in Miami

In der Lokalpresse würde regelmässig berichtet, wie Bootsflüchtlinge aufgegriffen oder leere Boote angeschwemmt würden. Bekannt sei, dass Schlepper Flüchtlinge und Migranten in kaum seetauglichen Fischkuttern auf die lebensgefährliche Reise schickten. «Oft kentern sie dann bei Sturm oder schwerem Wellengang, die es hier häufig gibt.»

Dass wieder mehr Menschen versuchen, auf dem Seeweg in die USA zu gelangen, hat einen einfachen Grund: «Sinken die Erfolgschancen auf einer Fluchtroute, suchen sich die Migranten andere Routen – beziehungsweise die Schlepper bieten andere Routen an.»

Gefährliche Alternativen

Diese Alternativrouten sind oft teurer und gefährlicher. Für den Landweg über Mexiko in die USA verlangen Schlepper durchschnittlich 8000 bis 12'000 Franken. Die Route übers Meer kostet meist über 15'000 Franken. Kündigs Fazit: «Die Migration findet immer einen Weg.»

Migrantin vor Grenzzaun bei San Diego
Legende: In San Diego, der kalifornischen Stadt an der Grenze zu Mexiko, sind die Grenzbefestigungen seit den Obama-Jahren so dicht, dass der Übertritt enorm schwierig ist. Die Menschen weichen deshalb auf andere Wege aus – etwa auf Schmuggeltunnels der Drogenkartelle. Keystone

Die Republikaner lasten der Biden-Administration die derzeit rekordhohen Migrationszahlen an. Doch Kündig relativiert: Die Entwicklung habe sich schon unter der Trump-Administration abgezeichnet. «Die meisten ihrer abschreckenden Massnahmen hat Biden beibehalten. Er wird dafür auch in der eigenen Partei scharf kritisiert.» Abgesehen von Bidens sanfterer Rhetorik zu Beginn von dessen Amtszeit habe sich in der US-Migrationspolitik recht wenig verändert.

Dazu kommt: Wer unter Armut leidet oder an Leib und Leben bedroht ist, lässt sich kaum abschrecken. «Die Zahl der Migrantinnen und Migranten wird in erster Linie von den Verhältnissen in den Herkunftsländern getrieben – und viel weniger davon, wie gross die Aussicht auf Erfolg ist», schliesst Kündig.

SRF 4 News, 02.02.2022, 07:21 Uhr;

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