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Folge der Digitalisierung Die Briefkästen haben in Dänemark ausgedient

Noch landen letzte Weihnachtskarten in Dänemarks roten Briefkästen. Ab 2026 verteilt die Post aber keine Briefe mehr.

Rund 400 Jahre, nachdem Dänemarks damaliger König Christian IV. zu Weihnachten das Postwesen mit dem Briefversand gründete, ist Schluss. Damals, im Dezember 1624, ging's darum, dank der Post rasch und regelmässig über lange Distanzen kommunizieren zu können.

Heute geschieht das in Sekunden – digital, global, jederzeit. Die roten Briefkästen braucht es nicht mehr, die letzten werden landesweit abgebaut. Mit ihnen verschwindet ein Stück Tradition, ein typisches Dänemark-Bild.

Roter Briefkasten in Kopenhagen.
Legende: Ab dem 1. Januar 2026 werden die roten Briefkästen in Dänemark abgebaut. Es braucht sie schlicht nicht mehr. Imago / Sergio delle Vedove

Und mit ihnen verschwinden auch 1500 Stellen von Pöstlern, Pöstlerinnen und weiteren Angestellten im Bereich Briefzustellung. 700 von ihnen bekamen laut dem staatlichen dänisch-schwedischen Postkonzern Postnord ein Stellenangebot innerhalb der Post. Der Rest erhielt die Kündigung, verbunden mit einer elfwöchigen kostenlosen Weiterbildung.

Kaum jemand verschickt noch Briefe

Der grosse Aufschrei blieb aus. Dass die Post keine Briefe mehr zustellt und sich auf Pakete konzentriert, ist die Folge der Digitalisierung. Diese ist in Dänemark weiter fortgeschritten als in praktisch jedem anderen Land in Europa.

Schon lange verschicken weder Behörden noch Banken, Versicherungen, Privatfirmen, NGOs oder Privatpersonen mehr Briefe. Längst läuft alles digital. Dänemark führte vor 15 Jahren flächendeckend ein elektronisches Identifikationssystem ein. Die öffentliche Verwaltung kommt praktisch ohne Briefversand aus, eine persönliche digitale Identifikationsnummer ist Schlüssel für fast jeden Lebensbereich.

Porto kostet bis zu fünf Euro

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Vier rote Briefkästen an einer Hauswand.
Legende: Imago / Kerstin Bittner

Seit der Jahrtausendwende ging der Briefversand in Dänemark laut Postnord um über 90 Prozent zurück, er ist seit Jahren defizitär. Nach dem per Januar 2024 eingeführten neuen Postgesetz ging es noch rasanter: Allein 2024 fiel die Anzahl verschickter Briefe im Vergleich zum Vorjahr um über 30 Prozent. Die Portokosten stiegen entsprechend, ein Brief im Inland kostet aktuell schnell mal fünf Euro. Von täglichen Lieferzeiten verabschiedete sich die Post beim Briefsegment schon lange.

Wer mit Däninnen und Dänen redet, selbst auf entlegenen Inseln, bekommt zu hören, dass der Gang zum öffentlichen roten Briefkasten längst höchst selten erfolgt. Und auch der Gang zum privaten Briefkasten wird noch maximal einmal pro Woche absolviert – oft nur noch für die Printausgabe einer Wochenzeitung oder Sonntagszeitung.

Privatfirma übernimmt Briefgeschäft

Den Briefversand in Dänemark übernimmt künftig ein Privatunternehmen, das den Zeitungsverlagen gehört. Der Beschluss löste auch im Parlament keine grössere Kontroverse aus. Und so sorgte man parteiübergreifend dafür, dass der Staat über Lizenzen die Zustellung auch auf entlegenen Kleininseln garantieren und überprüfen soll.

Da und dort klingt etwas Wehmut nach, gerade auch an Weihnachten, wo zu Hause gern die erhaltenen Weihnachtskarten aufgestellt werden. Ansonsten aber lebt man längst in der neuen Realität. Die einstigen Telefonkabinen vermisse auch kein Mensch mehr, ist ein oft gehörtes Argument. Und den Nostalgikern und Nostalgikerinnen ist ein Trost, dass es immerhin die «Julemaerke», die Weihnachtsmarke, weiterhin gibt: die jährlich neu gestaltete Marke, deren Erlös Kinderheimen zugutekommt.

Wo auch immer sie klebt, von wem auch immer geliefert: Präsentiert wurde die Marke auch dieses Jahr von Königin Mary – ganz die Tradition.

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Tagesschau, 17.12.25, 19:30 Uhr; sten

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