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FPÖ in Kärnten Wahlkampf auf Kosten der Slowenen

  • Heimat, Treue und Ehre: Mit dem Slogan versucht die rechtsnationalistische Freiheitliche Partei am Sonntag ihre Hochburg Kärnten zurückzuerobern.
  • Die FPÖ war dort vor fünf Jahren abgewählt worden – nach

    Korruptionsfällen, Budgetlöchern und der Pleite der Landesbank Hypo.

  • Nun versucht die FPÖ, all das vergessen zu machen. Und schürt dafür – wie schon so oft – das Misstrauen gegen die slowenische Minderheit.

«Wo Mannesmut und Frauentreu', die Heimat sich erstritt aufs neu, wo man mit Blut die Grenze schrieb, und frei in Not und Tod verblieb»: So heisst es in der vierten Strophe des Kärntner Heimatliedes. Es ist die liebste Strophe der Deutschnationalen, der sogenannt Heimattreuen, die damit stets wieder ihren Sieg über den ewigen slawischen Gegner nach dem Ersten Weltkrieg feiern.

Auch im Wahlkampf schlagen diese Heimatverteidiger von Abwehrkämpferbund, Landsmannschaft und Heimatdienst die alten Schlachten. Einer fordert an einem Wahlpodium in St. Veit von den Politikern weitere Denkmäler für die Ahnen, die die Slawen in die Schranken wiesen.

Das Ziel der slowenischen Minderheit, das hört man immer, ist eine Selbstverwaltung, so dass sie in Kärnten die Dinge so regeln können, wie sie wollen.
Autor: Fritz Schretter FPÖ-Abgeordneter

Ein anderer verlangt, eine Protestnote an die slowenische Regierung zu schicken, weil diese der Schlachten falsch gedenke. Und ein dritter will, dass die Kärntner Slowenen nicht zu den 100-Jahr-Feiern eingeladen werden, weil diese ja gar nicht richtige Kärntner seien – als siedelten diese nicht schon seit Jahrhunderten an der Drau, einem Nebenfluss der Donau.

FPÖ will «Mehrheit nicht überfordern»

Seien es zweisprachige Ortstafeln, gemischte Schulen oder die Erwähnung der slowenischen Sprache in der Verfassung: Alles wurde und wird bekämpft. Etwa von Josef Lobnig, Parlamentsvizepräsident der FPÖ: «Es geht nicht um die Erwähnung als Sprache, sondern darum, dass die slowenische Minderheit seit Jahrhunderten sesshaft ist in Kärnten. Nachdem sie ein Teil unserer Gesellschaft ist, braucht es keine explizite Benennung in einer Verfassung.»

Es gehe ihm darum, «dass man die Mehrheit nicht ständig mit Forderungen überfordern» sollte. «Damit es auch künftig ein friedliches Miteinander gibt.»

Nummernschild Kärnten
Legende: Am 4. März wird gewählt: Die Freiheitlichen machen sich daran, Kärnten zurückzuerobern. Imago

Slowenisch keine zweite Landessprache

Selbst der Umstand, dass die Kärntner Slowenen in der neuen Verfassung überhaupt erwähnt werden, stört die Heimattreuen. Es gelang ihnen, die Anerkennung der slowenischen Sprache als zweite Landessprache zu verhindern. Das sei gut so, meint Fritz Schretter, der Obmann des Abwehrkämpferbundes und langjähriger freiheitlicher Abgeordneter.

Wenn einem sonst nichts mehr einfällt, zieht man noch diese nationale Karte. Als würden die Slowenischsprachigen den Deutschsprachigen etwas wegessen.
Autor: Gabriel Hribar Kandidat der Neos

Ansonsten wäre dies das Ende des heutigen Kärnten, ist er überzeugt: «Sie sind in der Verfassung. Aber davon, dass sie darin als Volksgruppe namentlich erwähnt werden, sind natürlich keine Rechte ableitbar.» Der Wunsch nach Anerkennung der Sprache sei nur der Anfang, warnt Schretter: «Das Ziel der slowenischen Minderheit, das hört man noch immer, ist eine Selbstverwaltung, so dass sie in Kärnten die Dinge so regeln können, wie sie wollen.»

Kärntner Slowenen – eine schrumpfende Minderheit

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  • Kärntner Slowenen sind eine slowenischsprachige Volksgruppe, viele von ihnen besitzen die österreichische Staatsbürgerschaft.
  • Ende des 19. Jahrhunderts machten die Kärntner Slowenen zwischen einem Drittel und Viertel der Gesamtbevölkerung Kärntens aus.
  • Inzwischen ist ihre Zahl auf rund 12'000 gesunken – wobei slowenische wie auch Kärntner Traditionsverbände die Zahlen als ungenau betrachten.
  • Slowenische Flur- und Hofnamen wurden im Jahr 2010 zum immateriellen Kulturerbe in Österreich erklärt.

Sprachanerkennung – ein «Weltuntergang»?

Das sei Unsinn, sagt Gabriel Hribar, Kärntner Slowene und Kandidat der liberalen Neos bei den Wahlen vom Sonntag. Aber ihn ärgert, dass es den sogenannt Heimattreuen noch immer gelingt, Angst vor den Slawen, einer kleinen Minderheit, zu schüren, als würde mit der Sprachanerkennung die Welt untergehen. «Ich glaube, das ist bei den Freiheitlichen ein Sport. Wenn einem sonst nichts mehr einfällt, zieht man noch diese nationale Karte. Als würden die Slowenischsprachigen den Deutschsprachigen etwas wegessen.»

Dennoch ist Hribar zuversichtlich, dass die Anerkennung der slowenischen Sprache als Landessprache kommt, trotz der Kampagne der Heimattreuen. «Leider ist die Chance vergeben worden, dass die Sprache den Weg in die Verfassung genommen hat.» Aber bald gebe es ja ein neues Parlament.

«Manchmal muss man eben einen etwas längeren Atem beweisen», so Hribar. Und dann könnte statt der vierten Strophe des Kärtnerliedes auch wieder vermehrt die zweite gesungen werden: «Bis zum Grenzberg, zur Karawanken Felsenwand, dehnt sich mein freundlich Heimatland.»

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