Von Hitlers Ferienhaus auf dem Obersalzberg bei Berchtesgaden sieht man heute nichts mehr. Denn Hitlers Feriendomizil war nach dem Krieg schwer beschädigt, und die Reste sprengte man in den 1950er-Jahren weg. Heute gibt es in der Nähe aber eine Ausstellung zur Geschichte des Hauses und der Nazi-Diktatur.
In Italien ist alles ganz anders. Mussolinis Ferienhaus in Riccione überstand den Krieg unversehrt. Mussolinis Gattin Rachele kehrte nach dem Faschismus und dem Tod ihres Mannes in die Villa zurück, um in der Adria zu baden. Und schliesslich verkaufte die Republik Italien die Villa Mussolini.
Sie hiess zwischenzeitlich Villa Margherita. Mal war sie ein Restaurant, mal eine Tierklinik. Im Jahr 2005 gab ausgerechnet eine linke Stadtregierung dem Anwesen den Namen Mussolini zurück – wohl um Schaulustige anzulocken. Nie kam jemand ernsthaft auf die Idee, in dem Haus eine Gedenkstätte einzurichten.
Eine unbequeme Hinterlassenschaft
Italien sah sich nach dem Krieg plötzlich als Opfer des deutschen Nationalsozialismus. Eine Entnazifizierung wie in Deutschland hielt man für unnötig. Trotzdem bilden die Villa oder die Bilder vom Duce in der Badehose eine sperrige, unbequeme Hinterlassenschaft.
Ein kommunistischer Bürgermeister forderte den Abbruch zugunsten eines Parks – also Tabula rasa. Die Idee scheiterte vor allem am Geld, war und ist die Villa doch in privaten Händen. Der aktuelle Besitzer, eine Bank, will sie nun an den Meistbietenden verkaufen.
Namensänderung «nicht prioritär»
Auch die Gemeinde Riccione ist interessiert. Sollte sie den Zuschlag erhalten, sei eine Namensänderung allerdings nicht prioritär. Das liess die Mitte-links Bürgermeisterin vorsorglich ausrichten. Gut möglich also, dass alles bleibt, wie es ist. Ohne Dokumentation, ohne Kontext, ohne Einordnung.
Dabei gäbe es Stoff für ein ganzes Museum. Etwa 50 Meter von der Villa Mussolini entfernt wohnte einst das jüdische Ehepaar Matatia, das mit Pelzen handelte. Vordergründig pflegte man ein gutnachbarschaftliches Verhältnis, war höflich zueinander. Das aber rettete das jüdische Paar nicht vor der Deportation. Sie wurden in Auschwitz vergast.
Heute ist der Name Matatia so gut wie vergessen. Doch der Name Mussolini lebt und klebt an dieser Villa.