Der atombetriebene Flugzeugträger «Charles de Gaulle» wird zwar nur ein kurzes Stück bewegt im Marinehafen von Singapur. Aber selbst das ist bei diesem mehr als 260 Meter langen Riesen ein schwieriges Manöver. Am neuen Liegeplatz kommt – begleitet von Pfeifen, wie bei der Marine üblich – der Kommandant an Bord.
Marc-Antoine de Saint-Germain ist seit 27 Jahren bei der Marine. Für ihn steht fest: Künftige Konflikte zwischen grossen Mächten werden sich in erster Linie zu Wasser abspielen.
Wahrung französischer Interessen in Übersee
Ein Flugzeugträger sei deshalb das Instrument schlechthin, um französische Interessen auch weit weg von Europa zu verteidigen. Und die hat Frankreich: Im Indischen Ozean mit den Inseln Mayotte und La Réunion, im Pazifik mit Polynesien, Neukaledonien und bis zum Atoll Clipperton vor der Küste Mexikos. Gegen zwei Millionen Franzosen leben in diesen Departementen und Territorien.
Die «Charles de Gaulle» verfügt über eine wahre kleine Armee als Begleitflotte. Die hypermoderne Fregatte «Provence» gehört dazu, der Zerstörer «Forbin», das Versorgungsschiff «Marne», ein streng geheimes Atom-U-Boot, das man nicht zu sehen kriegt und dessen Name verschwiegen wird. Dazu weitere, kleinere Schiffe und Helikopter.
Ein Hauch von Abenteuer
Der Zerstörer «Forbin» bricht dieser Tage auf ins südchinesische Meer, um dort die «Freiheit der Navigation» durchzusetzen – ein Zeichen an die Chinesen, die dieses Meer völkerrechtswidrig als eigenes Territorium behandeln.
Auf Deck stehen zwanzig Rafales aufgereiht – vor gut einem Monat noch vom Mittelmeer aus gegen den IS in Syrien im Einsatz. Sie starten mit Katapulthilfe und werden mit Fangseilen beim Landen abgebremst. Ein Soldat erzählt, wie stolz er sei, hier Dienst zu leisten. Dienst auf dem Flugzeugträger verkörpert offenkundig für manche noch einen Hauch von Abenteuer.
Flotte als französische Heimat in fernen Gewässern
Am Asien-Sicherheitsgipfel, nur wenige Kilometer von der französischen Marinebasis entfernt, erklärt Verteidigungsministerin Florence Parly derweil stolz, sie sei mit einer ganzen Flugzeugträgerflotte gekommen. Ja, Frankreich sei kein fernes Land. Hier sei auch Heimat.
Man sei ein Nachbar all der Länder in dieser Weltgegend, sagt auch Konteradmiral Olivier Lebas. Deshalb sei man hier auch militärisch ständig präsent, drei, vier, fünfmal pro Jahr mit Marineeinsätzen. Lebas ist nicht nur der Flugzeugträger selber, sondern die ganze Begleitflotte unterstellt.
Flugzeugträgerflotten haben für ihn nicht nur militärisch Gewicht, sondern auch politisch. «Zehntausende Tonnen Diplomatie», heisst es gelegentlich. Ein bisschen Weltmacht Frankreich ist also auf der «Charles de Gaulle» durchaus noch zu spüren.
Aufwändiger Schutz gegen Torpedos und Drohnen
Und die Einwände, Flugzeugträger seien seit dem Zweiten Weltkrieg gar nie mehr im Ernstfall erprobt worden? Dass sie angesichts besserer, weitreichender und präziser Raketen, superschneller Torpedos und Unterwasserdrohnen zunehmend selber gefährdet sind, hört man zwar. Aber man könne sich verteidigen, mit Waffen und nicht zuletzt mit Mitteln der elektronischen Kriegsführung, sagt der Kommandant.
Tatsache bleibt: Ein immer grösserer Teil der Kampfkraft einer Flugzeugträgerflotte wird für den Selbstschutz benötigt. Bloss: Es geht eben auch darum, symbolisch Stärke zu markieren.
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