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Portugal: Vorbildliche Impfquote und kaum Skeptiker
Aus Echo der Zeit vom 16.09.2021. Bild: Imago
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Funktionierende Impfkampagne Wie Portugal zum Corona-Musterschüler wurde

Keine zusätzlichen Einschränkungen und keine Impfpflicht – und trotzdem hat Portugal eine der höchsten Impfquoten in Europa. Eine Rolle spielten ein Marineoffizier sowie die Erfahrungen der Vergangenheit.

Portugal gehört mit Malta und Dänemark zu den Ländern in Europa, die die höchste Impfquote erreicht haben. Um die 80 Prozent der Bevölkerung sind bereits vollständig geimpft. Und das, obwohl in Portugal für keine Berufsgruppe eine Impfpflicht eingeführt wurde und nicht geimpfte Menschen mit keinerlei zusätzlichen Beschränkungen rechnen müssen.

Anfang August hatte die oberste portugiesische Gesundheitsbehörde DGS die Impfung der Kinder und Jugendlichen freigegeben und seitdem haben rund vier Fünftel der Heranwachsenden zumindest eine erste Dosis erhalten.

Eltern und Kinder sitzen und stehen in einer Turnhalle und warten auf die Impfung.
Legende: Hunderte Kinder und Eltern warten gemeinsam auf die zweite Coronaimpfung. Reuters

Viele Eltern sind froh darum. «Die Vorteile einer Impfung überwiegen deutlich. Risiken gibt es immer, aber wir finden es gut, dass unser Sohn vor dem Schulbeginn geimpft wird», sagt der Vater eines 12-Jährigen.

Einen Teil der Lorbeeren für den nationalen Impferfolg erntet ein portugiesischer Marineoffizier, Henrique de Gouveia e Melo, ein Vizeadmiral. Der 60-Jährige sieht Portugal in einer Vorreiterrolle im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie. «Wir haben die Gesellschaft wieder weit öffnen können und trotzdem fällt unser Infektionsgeschehen gerade deutlich ab.» Die hohe Impfquote bedeute: «Das Virus hat kaum mehr Platz, sich hier zu bewegen.»

Henrique de Gouveia e Melo spricht im Tarnanzug zu Kindern und Erwachsenen
Legende: Henrique de Gouveia e Melo hat die Impfkampagne mit militärischer Disziplin durchgezogen. Reuters

Gouveia e Melo hatte nach einem schleppenden Start in die Impfkampagne im Februar die Führung der portugiesischen Impf-Taskforce übernommen. Als im Frühsommer die Delta-Variante zu einem spürbaren Anstieg der Infektionen führte, drückten die Behörden noch einmal aufs Tempo und die Bevölkerung zog mit.

Portugal impfte im Sommer sogar so schnell, dass die Regierung zusätzliche Dosen aus anderen EU-Mitgliedsstaaten bezog, um die hohe Nachfrage zu befriedigen. Vizeadmiral Gouveia e Melo verweist darauf, dass die schwere Coronakrise zu Beginn des Jahres ein wichtiger Faktor gewesen sei, um die Menschen zu mobilisieren.

«Wir hatten im Januar sehr viele Todesopfer zu beklagen, jeden Tag 300, bei einer Bevölkerung von zehn Millionen», so der Marineoffizier. Die Menschen seien sich der Risiken bewusst geworden, wenn sie sich nicht impfen lassen.

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Aus dem Archiv: «Portugals schlimmster Moment in dieser Pandemie»
aus 4x4 Podcast vom 01.02.2021. Bild: Keystone
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Es gibt aber noch andere Gründe, die erklären, warum die Impfkampagne gegen das Coronavirus in Portugal so gut läuft. Experten schätzen, dass die Zahl der Impfverweigerer bei nur drei bis vier Prozent liegen dürfte. Über die Wirkung von Verschwörungstheorien in den sozialen Netzwerken wird zwar in den Medien diskutiert, aber Coronaleugner treten in der Öffentlichkeit fast gar nicht auf.

Prägende Vergangenheit

Das Impfen geniesse in der portugiesischen Bevölkerung auch deshalb einen so hohen Stellenwert, weil sich viele Menschen an die grosse Armut und unzureichende medizinische Versorgung in den 1970er-Jahren erinnern würden, sagt Francisco George, Präsident des portugiesischen Roten Kreuzes.

«Durch das Impfen haben wir uns von sehr vielen Krankheiten befreien können. Wir hatten in Portugal zurzeit der Salazar-Diktatur eine der höchsten Kindersterblichkeiten in Europa. Dank des Impfens haben wir jetzt eine der geringsten, auf dem Niveau von Japan», so George.

Durch das Impfen haben wir uns von sehr vielen Krankheiten befreien können.
Autor: Francisco George Präsident des Portugiesischen Roten Kreuzes

Dank der hohen Impfquote fallen bestimmte Beschränkungen in Portugal bereits weg, zum Beispiel die Maskenpflicht auf der Strasse. Trotzdem gehen die Behörden einen vorsichtigen Weg aus der Pandemie. Erst wenn 85 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft sind, dürfen Clubs und Diskotheken wieder öffnen und Fussballstadien und Theater die volle Kapazität auslasten.

Echo der Zeit, 16.09.2021, 18 Uhr

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33 Kommentare

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  • Kommentar von Monika Mitulla  (momi)
    Ja, so ist das - wer sich gut an die Vorgaben der WHO hält, bekommt gute Noten.
    1. Antwort von Peter Meier  (peme)
      Frau Mitulla, wo werden Noten verteilt, welche Note hat die Schweiz bekommen? Ja so ist das, es gibt Länder, die die Pandemie in den Griff bekommen. Leider gehört die Schweiz nicht dazu und weshalb das so ist, ist eigentlich allen klar.....
  • Kommentar von Mark R. Koller  (Mareko)
    Es wäre eigentlich wünschenswert, es hätte sich auch in der Schweiz ein von vielen Seiten geachteter, wie Henrique de Gouveia e Melo in Portugal, Protagonist für die Impfkampagne an vorderster Front eingesetzt. Vielleicht wäre damit die Impfquote im Land der störrischen Eidgenossen deutlich höher. Jedenfalls ausreichend Impfstoff von erster Güte wäre vorhanden ... daran hapert es leider weltweit noch in so vielen Staaten, wie die Liste eindrücklich aufzeigt.
    1. Antwort von Conny Hasler  (conhas)
      Herr Koller
      Die sehr störrischen Eidgenossen ,s.gestrige Demo in Bern,da ist Hopfen und Malz verloren.Die trötzelen weiter und demonstrieren weiter,die sind in ihrem Freiheitswahn gefangen und sehen nichts anderes ,da zieht kein Argument
    2. Antwort von Peter Spies  (PeterPan 2)
      Herr Koller. Das sehe ich und viele andere etwas anders. Was Sie hier betreiben ist pures Denunziantentum vom Leuten die Ihnen nicht in ihr Weltbild passen.

      Und ja, solche wie Sie passen mir auch nicht. Muss ich aber nun solch störrische Eidgenossen wie Sie Denunzieren?

      Ich wohne an einem Ort in welchem wir von einander Wissen wie sie denken und ob sie geimpft / nicht geimpft sind. Das Altersspektrum hier ist vom Säugling bis zum schwer kranken Greis. Keiner von uns denunziert den Anderen
  • Kommentar von Vera Kehrli  (Vera Kehrli)
    Viele Schweizer sind einfach wohlstandsverwahrlost. Statt endlich gemeinsam gegen die Pandemie vorzugehen, im wieder vollständige Freiheit zu ermöglichen, wird mit Verschwörungstheorien Panik vor einer harmlosen Impfung geschürt.