- Bei einer gewalttätigen Stammesfehde im Hochland von Papua-Neuguinea sind Berichten zufolge Dutzende Menschen getötet worden.
- Der Vorfall ereignete sich in der Provinz Enga, mehr als 580 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Port Moresby.
- Bei den Kämpfen seien Berichten zufolge 49 Menschen getötet worden.
An den jüngsten gewalttätigen Zusammenstössen seien bis zu 17 verschiedene Stämme beteiligt gewesen, berichtete ABC. «Viele Menschen wurden getötet», sagte der örtliche Polizeichef George Kakas. «Es handelt sich um die grösste Zahl, die es seit Langem bei einem Massaker gegeben hat.» Die lokale Polizei vermutet noch weitere Leichen im Busch.
Den Behörden zufolge waren Mitglieder eines der Volksstämme am Wochenende – unterstützt von Verbündeten und Söldnern – auf dem Weg, um einen benachbarten Stamm anzugreifen. Dabei gerieten sie wohl in einen Hinterhalt. SRF-Ozeanienmitarbeiter Urs Wälterlin vermutet, dass es bei der Eskalation um Zugang zu Land oder Ressourcen gehe. Aber auch Misstrauen und tiefverwurzelter Aberglaube könnten eine Rolle spielen.
Stammeskriege zwischen indigenen Gruppen Papua-Neuguineas gibt es vor allem im Hochland schon lange. Auf gegenseitige Vorwürfe folgen Angriffe, die dann wieder mit Vergeltungsschlägen beantwortet werden. Urs Wälterlin beschreibt Papua-Neuguinea als ein «extrem dezentralisiertes und ethnisch komplexes Land».
Es werden mindestens 800 Sprachen mit noch mehr Dialekten gesprochen. Dazu kommt die Geografie mit Bergen, tiefen Tälern und abgeschnittenen Dörfern. «Mancherorts verstehen Menschen die Sprache der Nachbarn im nächsten Tal kaum oder gar nicht. So sind Konflikte fast vorprogrammiert. Sie kommen seit Jahrhunderten immer wieder vor.» Wo früher Macheten, Messer und Keulen eingesetzt wurden, stehen heute vielen Stämmen Gewehre zur Verfügung. Das führt zu noch mehr Todesopfern.
Die Zentralregierung von Premierminister James Marape hat bereits zusätzliche Sicherheitskräfte in die Region entsandt, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. Doch die Regierung habe selbst grosse Probleme, erklärt Wälterlin. Im Januar kam es unter anderem in der Hauptstadt zu Plünderungen. Marape musste den Ausnahmezustand ausrufen . Es starben 15 Menschen. «Marapes politische Zukunft gilt unter Analysten als wenig sicher. Die Opposition sägt an seinem Stuhl.»
Ungerechte Verteilung des Reichtums
Was Papua-Neuguinea langfristig helfen würde, wäre die gerechtere Verteilung des Wohlstands. «Papua-Neuguinea ist eines der reichsten Länder in dieser Region mit Mineralien, Tropenholz und Meeresfrüchten. Doch das Geld fliesst in die Taschen einer kleinen Elite und ausländischer Firmen», sagt Urs Wälterlin.
Die politische Instabilität nimmt zu. «Die Regierung Papua-Neuguineas sieht sich nach einer Art weissem Ritter um. Der könnte schon bald China sein», sagt Wälterlin. Denn Peking habe bereits bei den Konflikten im Januar seine Unterstützung angeboten. Kritiker fürchten nun, dass dies ein erster Schritt Chinas sein könnte, auch in diesem Land Fuss zu fassen. So wie es das in den letzten Jahren in vielen anderen kleinen Ländern der pazifischen Region getan hat.