Zum Inhalt springen

Gewalttat in Hanau Was man über den Anschlag mit elf Toten weiss

Was ist passiert? Im deutschen Hanau bei Frankfurt sind am Mittwochabend gegen 22 Uhr an insgesamt drei Tatorten Schüsse gefallen. Die Gewalttat ereignete sich in zwei Shisha-Bars und einem nahegelegenen Kiosk. Zudem sei ein Auto beschossen worden. Später wurde der 43-jährige mutmassliche Täter tot in seiner Wohnung in Hanau aufgefunden. Auch eine zweite Leiche wurde dort entdeckt. Es handelt sich dabei laut dem hessischen Innenminister um die Mutter des mutmasslichen Täters.

hanau.
Legende: SRF

Wie viele Opfer gibt es? Bei den Angriffen auf die Bars hat der mutmassliche Täter insgesamt neun Menschen mit Migrationshintergrund erschossen. Die Todesopfer sind zwischen 21 und 44 Jahre alt gewesen. In der ersten Bar sind fünf junge Personen ums Leben gekommen, darunter eine Frau. Am zweiten Tatort in der Nähe sind weitere vier Personen erschossen worden. Laut dem türkischen Botschafter in Berlin haben fünf der Getöteten die türkische Staatsbürgerschaft. In der Wohnung des mutmasslichen Täters wurden daraufhin zwei weitere Leichen entdeckt, er selbst und seine 72-jährige Mutter. Eine weitere Person wurde schwer verletzt, zudem gab es fünf weitere Verletzte.

Was weiss man über den mutmasslichen Täter? Laut dem hessischen Innenminister Peter Beuth handelt es sich um einen 43-jährigen deutschen Staatsbürger aus Hanau.

Der Mann habe eine «zutiefst rassistische Gesinnung» gehabt, sagte Generalbundesanwalt Peter Frank in Karlsruhe. Das habe die Auswertung von Videobotschaften und einer Art Manifest auf dessen Internetseite ergeben. Wenige Tage vor dem Verbrechen hatte der mutmassliche Täter ein Video mit Verschwörungstheorien bei Youtube veröffentlicht. (siehe Box)

Wirre Botschaft im Internet

Box aufklappen Box zuklappen

Wenige Tage vor dem Verbrechen hatte der mutmassliche Täter nach Informationen aus Sicherheitskreisen ein Video bei Youtube veröffentlicht. In diesem Video spricht der Mann in fliessendem Englisch von einer «persönlichen Botschaft an alle Amerikaner». Der Clip wurde offensichtlich in einer Privatwohnung aufgenommen.

Darin sagt der Mann, in den USA existierten unterirdische Militäreinrichtungen, in denen Kinder misshandelt und getötet würden. Dort würde auch dem Teufel gehuldigt. Amerikanische Staatsbürger sollten aufwachen und gegen diese Zustände «jetzt kämpfen».

Ein Hinweis auf eine bevorstehende eigene Gewalttat in Deutschland ist in dem Video nicht enthalten. Der mutmassliche Täter behauptet darin weiter, Deutschland werde von einem Geheimdienst gesteuert. Ausserdem äussert er sich negativ über Migranten aus arabischen Ländern und der Türkei.

Der mutmassliche Täter – Mitglied in einem Frankfurter Schützenverein, der die Waffen legal besessen hatte – sei zuvor nicht im Visier der Ermittler gewesen. Er sei weder als «fremdenfeindlich» bekannt gewesen noch polizeilich in Erscheinung getreten.

Was wissen wir nicht? Unklar ist, ob der mutmassliche Täter Mitwisser oder Unterstützer für seinen Anschlag hatte. Dies prüft derzeit die Bundesanwaltschaft. Auch das Verhältnis zur erschossenen Mutter ist ungeklärt. Der Vater wird nach dpa-Informationen von der Bundesanwaltschaft nicht als Beschuldigter geführt. Unbekannt ist auch, ob der mutmassliche Täter eine psychische Erkrankung hatte.

Wie gehen die Ermittlungen weiter? Die deutsche Generalbundesanwaltschaft ermittelt wegen Terrorverdachts. «Wir müssen die Hintergründe der Tat gründlich aufklären und alles tun, um solche Taten in Zukunft zu verhindern», sagte Bundesjustizministerin Christine Lambrecht.

Wie reagiert die Politik? Bundeskanzlerin Angela Merkel sagt wegen der Gewalttaten von Hanau ihre Reise zu einer Veranstaltung im deutschen Halle ab. «Die Bundeskanzlerin lässt sich fortlaufend über den Stand der Ermittlungen in Hanau unterrichten», twitterte der Regierungssprecher.

Aussenminister Heiko Maas drückte den Angehörigen der Opfer sein Mitgefühl aus. «Die schrecklichen Ereignisse in Hanau schmerzen uns alle», schrieb der SPD-Politiker auf Twitter. Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier äusserte sich ebenfalls tief betroffen. «Dieser heutige Tag ist ein Tag der Trauer, ein Tag des Schreckens.» Der hessische Landtag hat wegen des Gewaltverbrechens seine Sitzung abgesagt. Am Abend ist dafür eine Mahnwache geplant.

Keine Kommentare möglich

Box aufklappen Box zuklappen

Aus Respekt vor den Angehörigen haben wir die Kommentarfunktion bei diesem Artikel deaktiviert. Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis.

Meistgelesene Artikel