Das Flugzeug der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen konnte Ende August zeitweise nicht landen, weil das GPS-System ausfiel. Sie ist nicht das erste Opfer von solchen GPS-Störungen.
Verdacht auf gezielte Störattacke Russlands
Das Flugzeug der EU-Kommissionspräsidentin musste mehrere Schleifen über der bulgarischen Stadt Plowdiw drehen, bevor der Pilot ohne GPS landen konnte. Ihre Sprecherin Arianna Podesta verkündete am Tag danach: «Wir können in der Tat bestätigen, dass es eine GPS-Störung gab.» Der bulgarische Ministerpräsident ordnete weitere Ermittlungen an: «Es gab eindeutig eine Einmischung von aussen – Die Interferenz kam von Hochfrequenz-Sendern, wie sie auf der Krim installiert sind.» Es entspreche der Art und Weise, wie die Russische Föderation ihren radioelektronischen Krieg gegen die Ukraine führe.
Solche Vorfälle würden sich häufen, warnte die Europäische Agentur für Flugsicherheit bereits Anfang des Jahres – und sie würden teilweise zu sicherheitskritischen Situationen führen.
Sicherheitsexperten vermuten gezielte Störattacken Russlands dahinter. Seit Ausbruch des Ukraine-Krieges kam es vermehrt zu solchen Störungen der Funksignale, auch kommerzielle Passagierflugzeuge sind gefährdet. Doch wie umgehen mit dem Risiko? Schon jetzt zeichnet sich ab: Flughäfen, Airlines und Piloten müssen umdenken.
Zurück zu bodengestützten Navigationshilfen?
Schon im Frühling musste der Flugverkehr zwischen Finnland und Estland, genauer zwischen Helsinki und Tartu, für mehrere Wochen eingestellt werden, weil anhaltende GPS-Störungen eine sichere Landung in Tartu unmöglich machten. Der Flughafen war für Landungen ohne das Satellitennavigationssystem nicht ausgerüstet. Jetzt wurde dort wieder ein bodengestütztes Navigationssystem aufgestellt.
Viele Flughäfen haben in den vergangenen Jahren sogenannte Instrumentenlandesysteme (ILS) jedoch wegen der hohen Kosten abgebaut, erklärt Thomas Steffen von der Schweizer Pilotenvereinigung Aeropers. «Der Betrieb und auch der Aufbau dieser bodengestützten Navigationshilfen verursacht Kosten, deshalb gibt es Bemühungen, diese abzubauen oder nicht mehr weiterzubetreiben», sagt Steffen.
Dabei sei Redundanz bei den Navigationssystemen gerade jetzt notwendig. Ausserdem sollte sichergestellt sein, dass Pilotinnen und Piloten alle wichtigen Informationen zu solchen Störungen erhalten. Auch sollten die Flugzeuge langfristig so aufgerüstet werden, dass sie von solchen Angriffen weniger betroffen sind.
Auch die Swiss ist auf GPS-Attacken sensibilisiert
Auch bei der Fluggesellschaft Swiss ist man sich des Risikos solcher Störattacken auf satellitengestützte Navigationssysteme seit längerem bewusst. Man sei trotzdem gut vorbereitet, erklärt Flottenchef Dominik Jäggi. «Ich sehe kein akutes Risiko. Wir haben drei unabhängige Navigationssysteme in unseren Flugzeugen, wenn eines davon ausfällt, können wir mit den anderen beiden normal weiterarbeiten. Ausserdem sind unsere Pilotinnen und Piloten sehr gut für solche Situationen geschult.»
Klar ist: Das Risiko von GPS-Störangriffen wird auch in Zukunft die zivile Luftfahrt beschäftigen.