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Junge Grönländer wollen Unabhängigkeit von Dänemark
Aus Tagesschau vom 25.04.2018.
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Grönland hat gewählt Grösste Insel der Welt zieht es weg von Dänemark

  • In Grönland gewinnen die Sozialdemokraten die Parlamentswahlen – mit 27 Prozent Wähleranteil.
  • Die langsame Ablösung von Dänemark wurde damit indirekt bestätigt.
  • Die Befürworter einer schnellen Unabhängigkeit kamen zusammen auf rund 17 Prozent.

Mit einem knappen Sieg der Sozialdemokraten haben die Wähler in Grönland den Kurs zu einer langsamen Loslösung von Dänemark bestätigt. Die bisherige Koalition kann nach dem Ergebnis vom Mittwochmorgen weiterregieren.

Die riesige Polarinsel mit rund 56'000 Einwohnern gehört zum Königreich Dänemark, verwaltet sich aber in weiten Teilen selbst. Nur für Aussen- und Verteidigungspolitik sind die Dänen noch zuständig. Anders als Dänemark gehört Grönland seit 1985 auch nicht mehr zur EU.

Nur noch eine Frage des Tempos

Fast alle Parteien in Grönland wollen die Unabhängigkeit – sie schlagen dabei aber ein unterschiedliches Tempo an. Die zwei grossen Regierungsparteien, die bei der Wahl auf 25, beziehungsweise 27 Prozent der Stimmen kamen, wollen sich einige Jahrzehnte Zeit lassen.

Wir müssen den Sprung in die staatliche Unabhängigkeit jetzt wagen.
Autor: Hans Enoksen Ehemaliger Premierminister Grönlands

Die Befürworter einer schnelleren Unabhängigkeit erhielten zusammen rund 17 Prozent der Wählerstimmen. Zu ihnen gehört der frühere sozialdemokratische Regierungschef Hans Enoksen: «Wir müssen den Sprung in die staatliche Unabhängigkeit jetzt wagen – und diesen bis zum Jahr 2021 durchziehen», fordert Enoksen. Er war mit einer neuen Partei zu den Wahlen angetreten und hoffte, dass ein Ruck durch die Gesellschaft gehen werde. Denn das Streben nach Unabhängigkeit hat in den letzten Jahren deutlich nachgelassen.

Viele Grönländer befürchten finanzielle Einschnitte, sollte sich das Land zu früh von Dänemark abkapseln. Derzeit ist Grönland noch stark von den rund 500 Millionen Euro abhängig, die jedes Jahr aus Dänemark in die Haushaltskasse fliessen.

Rohstoffhungrige Chinesen

Hoffnung auf neue Einnahmequellen gibt den Grönländern paradoxerweise die Klimaerwärmung. Im schmelzenden Arktiseis sollen riesige Rohstoffvorkommen schlummern: Öl, Uran, Seltene Erden. Das weckt internationales Interesse, das Grönland auf dem Weg in die Selbstständigkeit den entscheidenden Schub geben könnte.

Chinesische Investoren stehen bereits in den Startlöchern: So besitzt der chinesische Rohstoffriese Shenghe Resources Anteile an der australischen Greenland Minerals & Energy (GME), die in Südgrönland nach Seltenen Erden und Uran graben darf. Angeblich haben die Chinesen die Option, 60 Prozent an GME zu übernehmen, sobald die Mine in Kuannersuisut etwas abwirft.

Am Zitronenfjord im Norden ist eine Zinkmine geplant, an der ebenfalls Chinesen beteiligt sind. Und eine weitere chinesische Firma hat Rechte an einer möglichen Eisenerzmine im Westen.

Statt uns auf aussenpolitische Abenteuer einzulassen, sollten wir zuerst unsere Hausaufgaben machen.
Autor: Olga Pertelsen Sozialistische Politikerin

«Statt uns auf aussenpolitische Abenteuer mit undemokratischen Kräften einzulassen, sollten wir zuerst einmal unsere eigenen Hausaufgaben machen», sagt die Sozialistin Olga Pertelsen. Sie fordert mehr Gleichheit innerhalb von Grönland.

Schwierige Lebensbedingungen auf dem Land

Tatsächlich sind die Lebensbedingungen innerhalb der Insel bis heute sehr unterschiedlich. In den grösseren Ortschaften entlang der meist eisfreien Südwestküste leben die Menschen ein modernes und urbanes Leben. In vielen kleineren Jäger- und Fischerdörfern im Norden und Osten Grönlands dagegen herrschen sehr schwierige Lebensbedingungen. Die Folgen sind zerrüttete Familien, grassierender Alkoholmissbrauch und hohe Selbstmordraten.

Die Wahlsieger stehen daher vor der Aufgabe, die arktische Insel wirtschaftlich mehr auf eigene Beine zu stellen – und so die Unabhängigkeit vorzubereiten. Auch die eine Partei, die die Partnerschaft mit Dänemark ausbauen möchte, schaffte es knapp ins Parlament.

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