- Wegen Mordes an der Londonerin Sarah Everard muss ein Polizist für den Rest seines Lebens hinter Gitter.
- Der Richter verurteilte den 48-Jährigen heute Donnerstag zur Höchststrafe – lebenslange Haft ohne Aussicht auf vorzeitige Entlassung.
- Der Polizist hatte sein Opfer mit einem Polizeiausweis angehalten, verschleppt, vergewaltigt und erdrosselt.
Der Richter Adrian Fulford sagte, es habe sich keineswegs um eine spontane Tat gehandelt. Vielmehr habe der 48-Jährige bereits Wochen zuvor eine Entführung und Vergewaltigung geplant und vorbereitet. Dabei habe er wissen müssen, dass es so gut wie keine Alternative dazu geben werde, das zufällige Opfer zu töten.
«Verrotte in der Hölle!»
Der Fall hatte das Land aufgewühlt und eine neue Debatte über Gewalt gegen Frauen ausgelöst. «Der Polizist (...) wird im Gefängnis sterben», meldete die Nachrichtenagentur PA, und die Boulevardzeitung «The Sun» rief ihm hinterher: «Verrotte in der Hölle!»
Der Missbrauch der Funktion eines Polizisten, wie er in diesem Fall vorgekommen ist, um ein einzelnes Opfer zu entführen, zu vergewaltigen und zu ermorden, ist meines Erachtens ebenso schwerwiegend wie ein Mord zur Förderung einer politischen, religiösen, rassischen oder weltanschaulichen Sache.
Zum Abschluss eines emotionalen Prozesses betonte der Richter, er sehe keine andere Wahl, als die Höchststrafe zu verhängen. Das liegt vor allem am Beruf des geständigen Täters. Fulford: «Der Missbrauch der Funktion eines Polizisten, wie er in diesem Fall vorgekommen ist, um ein einzelnes Opfer zu entführen, zu vergewaltigen und zu ermorden, ist meines Erachtens ebenso schwerwiegend wie ein Mord zur Förderung einer politischen, religiösen, rassischen oder weltanschaulichen Sache.»
Ein Polizist, der seine Macht missbrauche, erschüttere die Grundpfeiler der Gesellschaft. Premierminister Boris Johnson twitterte: «Die Menschen müssen ohne Angst auf den Strassen gehen können und mit vollem Vertrauen, dass die Polizei sie schützt.»
Nie habe der Täter ernsthaft Reue gezeigt, nie habe er Angaben zu seinem Motiv oder zum genauen Tathergang gemacht, sagte der Richter. Vielmehr fuhr der Mann Tage später sogar mit seiner Familie noch in das Waldstück, in dem er die Leiche entsorgt hatte, und liess seine beiden Kinder in der Nähe spielen.
Den Hinweis des Verteidigers – der Angeklagte habe die Tat gestanden und schäme sich, er habe keine Vorstrafen und sei als guter Familienvater und Kollege bekannt, was eine frühere Haftentlassung rechtfertige – wies der Richter zurück. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Emotionale Statements der Familie
Vor Gericht schilderten Everards Eltern und Schwester ihre Trauer. «Keine Strafe, die Sie erhalten, wird jemals dem Schmerz und der Folter gleich kommen, die Sie uns zugefügt haben», sagte der Vater an den Angeklagten gerichtet. «Wir haben es geliebt, ein Teil von Sarahs Welt zu sein, und haben erwartet, dass sie ein erfülltes und fröhliches Leben führen wird. Nun kommen wir ihr nur noch bei täglichen Besuchen an ihrem Grab nahe.» Die Schwester nannte den Täter ein «Monster», und die Mutter sagte: «Er hat meine Tochter behandelt, als wäre sie ein Nichts, und sie entsorgt, als wäre sie Müll.»
Er hat meine Tochter behandelt, als wäre sie ein Nichts, und sie entsorgt, als wäre sie Müll.
Die Familie betonte in einem Statement, das Urteil bringe Sarah nicht zurück – doch mit dem Polizisten in Haft sei die Welt sicherer. Das Leid von Familie und Freunden bleibt. Mit den Folgen hat auch die Londoner Polizei noch zu tun, die den Täter nach seinem Geständnis umgehend suspendiert hatte. So laufen Ermittlungen gegen mehrere Beamte, weil sie frühere Anzeigen gegen ihren Kollegen wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses nicht konsequent verfolgt haben sollen.