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Grossbritannien Tödliche Messerattacke auf Politiker – Johnson besucht Tatort

  • Der britische Premierminister Boris Johnson hat am Samstag den Tatort des tödlichen Messerangriffs auf den konservativen Abgeordneten David Amess besucht.
  • Begleitet vom Oppositionschef Keir Starmer von der Labour-Partei legte Johnson einen Kranz an jener Kirche nieder, die zum Schauplatz der Attacke geworden war.
  • In jenem Gotteshaus in der Stadt Leigh-on-Sea im Osten Englands hatte sich der britische Politiker David Amess am Freitag mit Wählerinnen und Wählern getroffen, als ein Mann mit einem Messer mehrfach auf ihn einstach.

Die Polizei geht inzwischen davon aus, dass die Messerattacke auf den konservativen Abgeordneten David Amess einen terroristischen Hintergrund hat. Erste Untersuchungen hätten «eine mögliche Motivation in Verbindung zu islamistischem Extremismus» ergeben, heisst es in der Mitteilung der Polizei.

Die Ermittler gehen von einem Einzeltäter aus. Ein 25 Jahre alter Mann wurde wegen Mordverdachts festgenommen.

Amess war um die Mittagszeit am Freitag bei einer Bürgersprechstunde in einem Wahlkreis in der englischen Grafschaft Essex niedergestochen worden. Er starb trotz aller Bemühungen von Sanitätern noch am Tatort.

Politiker zeigen sich geschockt

Politiker aus allen politischen Kreisen zeigten sich geschockt über den Angriff. Vize-Premierminister Dominic Raab würdigte den erstmals 1983 ins Unterhaus gewählten Amess als «Politiker mit gesundem Menschenverstand und einen Wahlkämpfer mit grossem Herz und enormer Grosszügigkeit – einschliesslich für die, die nicht einer Meinung mit ihm waren».

Königshaus «schockiert und traurig»

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Die tödliche Messerattacke hat bis ins Königshaus für Entsetzen gesorgt. «Wir sind schockiert und traurig über den Mord an Sir David Amess, der 40 Jahre seines Lebens dem Dienst an der Gemeinschaft geopfert hat», teilten Prinz William und Herzogin Kate am Freitagabend per Twitter mit.

Ihre Gedanken und Gebete seien bei der Familie, den Freunden und Kollegen des getöteten Abgeordneten, so das Paar weiter. Die Nachricht endete mit den Initialen W und C (William und Catherine). Die beiden geben damit zu erkennen, dass sie selbst die Autoren sind.

Der britische Premierminister Boris Johnson hat sich vom tödlichen Angriff ebenfalls tief betroffen gezeigt. Die Herzen aller seien erfüllt von «Schock und Traurigkeit» über den Tod seines 69-jährigen Parteifreunds, so Johnson zu Reportern.

Amess sei einer der «liebenswertesten und freundlichsten Menschen in der Politik» gewesen, so der Premier weiter.

Amess hinterlässt fünf Kinder

Nach der Messerattacke auf den britischen Konservativen wurden die Flaggen in der Downing Street, der Wohnstrasse des Premierministers, auf halbmast gesetzt.

Fahnen.
Legende: Die Flaggen in der Downing Street wurden auf halbmast gesetzt. Keystone

Amess hinterlässt eine Frau und fünf Kinder. Der Katholik galt als erzkonservativer Brexit-Befürworter, der sich gegen das Recht auf Abtreibung und für Tierrechte einsetzte.

Debatte über Sicherheit von Politikern losgetreten

Der Angriff auf den Tory-Abgeordneten hat eine Debatte über die Sicherheit von Politikerinnen und Politikern ausgelöst. Amess' Parteifreund Tobias Ellwood, der für seinen beherzten Erste-Hilfe-Einsatz nach einem terroristischen Angriff auf das Parlament im Jahr 2017 bekannt wurde, forderte die Einstellung physischer Treffen von Angeordneten mit Bürgern, bis eine Überprüfung der Sicherheitsmassnahmen durch das Innenministerium abgeschlossen ist.

Polizisten und Polizeiwagen am Tatort.
Legende: In der Stadt Leigh-on-Sea im Osten Englands geschah die Attacke auf den Politiker David Amess. Reuters

Obwohl Gewalt gegen britische Politiker selten ist, sind in den vergangenen Jahren Bedenken über die immer stärkere Polarisierung in der Politik gewachsen. Britische Abgeordnete werden durch bewaffnete Polizisten innerhalb des Parlaments beschützt. Doch in ihren Wahlkreisen haben die Politiker keinen solchen Schutz. Die Daten und Orte der Treffen von Amess mit Wählerinnen und Wählern waren auf seiner Homepage publiziert.

Der Fall erinnert an den Mord an der Labour-Abgeordneten Jo Cox 2016. Cox wurde bei einer Bürgersprechstunde in ihrem Wahlkreis von einem Rechtsextremisten angegriffen und starb an ihren Verletzungen. Der Mord ereignete sich nur wenige Wochen vor dem Brexit-Referendum.

SRF 4 News, 16.10.2021, 02:00 Uhr ; 

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