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Die Wahl könnte für Sunak und seine Tories zum Debakel werden
Aus Echo der Zeit vom 23.05.2024. Bild: Keystone/Frank Augstein
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Grossbritannien wählt im Juli Noch ist Labour-Chef Starmer nicht am Ziel

Am 4. Juli kommt es zu Parlamentswahlen in Grossbritannien. Das hat Premier Rishi Sunak am Mittwochabend angekündigt. Dem konservativen Regierungschef droht keine zwei Jahre nach seinem Amtsantritt ein Debakel: Seine Tories liegen in den Umfragen derzeit rund 20 Prozentpunkte hinter der Labour-Partei. SRF-Korrespondent Patrik Wülser weiss mehr über die Ausgangslage und die Hintergründe.

Patrik Wülser

Patrik Wülser

Grossbritannien-Korrespondent

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Patrik Wülser arbeitet seit Ende 2019 in London als Grossbritannien-Korrespondent für SRF. Wülser war von 2011 bis 2017 Afrika-Korrespondent und lebte mit seiner Familie in Nairobi. Danach war er Leiter der Auslandsredaktion von Radio SRF in Bern.

Wie gross ist die Freude bei Labour?

Parteichef Keir Starmer sagte heute, es sei ein Freudentag. Die Wählerinnen und Wähler könnten nun «14 Jahre Misswirtschaft» durch die konservative Partei beenden. Sie hätten jetzt die Wahl für eine bessere Zukunft. Seit längerem ist die Wandlung Starmers hin zu einem möglichen Premierminister auch äusserlich sichtbar – Kleidung, Tonalität und Auftritt haben sich im Gleichschritt mit den Umfragewerten verändert. Allerdings: Abgerechnet wird erst am 4. Juli.

Welche Themen werden den Wahlkampf prägen?

Jene Themen, die in Grossbritannien immer wieder für Missmut sorgen: Die marode Infrastruktur, das angeschlagene Gesundheitswesen, die für viele Menschen kaum mehr bezahlbaren Lebenskosten oder völlig überfüllte Gefängnisse. Die Summe dieser Beispiele führt zu einem Pessimismus, der vielen Leuten den Eindruck vermittelt, mit dem Land gehe es nur noch abwärts. Der künftige Premierminister muss also nicht nur neue Brücken oder Gefängnisse bauen, er muss auch einen Weg aus dieser pessimistischen Stimmung weisen können.

Ist Keir Starmer der richtige Mann?

Starmer war Menschenrechtsanwalt sowie oberster britischer Staatsanwalt. Er hat die linke Labour-Partei wieder auf Kurs gebracht, nachdem er sie 2019 nach einer historischen Wahlniederlage übernommen hatte. Weggefährten beschreiben ihn als bescheiden, integer oder pflichtbewusst. Er verkörpert quasi das Gegenteil von Boris Johnson, dem früheren konservativen Premier. Starmer wirkt im Parlament nüchtern, dossierfest, aber auch wenig mitreissend. Dass er seine Meinung des Öfteren ändert, nennt er eine «Anpassung an neue Fakten». Andere sagen dazu Opportunismus.

Starmer vor einer Gruppe von Menschen mit 'Change'-Schildern.
Legende: Laobur-Chef Keir Starmer hat gute Chancen, nächster Premierminister Grossbritanniens zu werden. Er und seine Partei ziehen mit dem Slogan «Change» in den Wahlkampf. Reuters/Toby Melville

Hat Labour die Wahl praktisch schon gewonnen?

Achtung: Die Enttäuschung der Britinnen und Briten über die Konservativen ist nicht mit Begeisterung für Starmer und Labour zu verwechseln. Er wird den Menschen im Land sehr genau erklären müssen, was unter seiner Regierung besser werden könnte. Ausserdem sind die sechs Wochen bis zum 4. Juli in der Politik eine lange Zeit – bis dahin kann noch mancher Skandal platzen. Der Wahlkampf bleibt wohl ein Flug auf Sicht.

Welche Rolle spielen weitere Parteien?

Von rechts gibt es Konkurrenz für die Tories, etwa von Reform UK von Gründer und Ehrenpräsident Nigel Farage. Auch wenn er selber nicht zur Wahl antreten will, wird seine Partei in 630 der insgesamt 650 Einer-Wahlkreisen Kandidaten aufstellen. Die Konservativen sind also gleich von zwei Seiten unter Druck: Von links von Labour und von rechts von Reform UK. Profitieren davon dürften entweder Labour, die Liberaldemokraten oder die Grüne Partei.

Was bedeutet das für den Wahlkampf?

Dieser dürfte kurz, aber heftig werden. Schon heute wurde klar, dass sich Rishi Sunak und Keir Starmer nichts schenken werden. Während sich der amtierende Premier als Garant für Kontinuität und Sicherheit verkaufen wird, tritt Starmer unter dem Titel «Change» (Veränderung) an. In einem Land, in dem sich viele Menschen nichts mehr wünschen als Veränderung, ist das eine durchaus geschickte Strategie des Labour-Chefs.

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Echo der Zeit, 23.5.2024, 18:00 Uhr ; 

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