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Handelsstreit Japan-Südkorea «Japan blendet die dunkle Seite der Vergangenheit aus»

Kürzlich hat Japan Exportbeschränkungen gegen Südkorea verhängt, nun droht die Regierung in Tokio, Südkorea von einer Liste jener Länder zu streichen, die Vorzugsbehandlung bei Handelsgeschäften geniessen. Dabei geht es auch um Produkte, die für militärische Zwecke genutzt werden können. Hintergrund für den Streit sind Entschädigungsforderungen für südkoreanische Zwangsarbeiter. Der aktuelle Handelskonflikt bringe nur Verlierer, meint Japan-Korrespondent Thomas Stalder.

Thomas Stalder

Japan-Korrespondent

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Thomas Stalder ist als Korrespondent für SRF in Japan tätig.

SRF News: Was bedeuten die japanischen Exportbeschränkungen für Südkorea?

Thomas Stalder: Die bereits beschlossenen strengeren Kontrollen bei der Ausfuhr japanischer Flüssigkeiten für die Chip- und Bildschirmherstellung treffen vor allem die südkoreanischen Branchenleader wie Samsung und LG. Produkteknappheit, Verunsicherung und Preiserhöhungen sind die Folge.

Schild in Supermarkt.
Legende: Verschiedene Geschäfte in Südkorea haben zum Boykott japanischer Produkte aufgerufen. Keystone

Die neue Ankündigung Japans, Südkorea von der Liste der vereinfachten Länder für den Export zu streichen, wird den Handel weiter erschweren. Auch andere Wirtschaftszweige wären von diesen Massnahmen dann betroffen.

Wie reagiert Südkorea auf die Exportbeschränkungen?

Die südkoreanische Regierung hat die Welthandelsorganisation WTO angerufen. Zudem laufen diplomatische Bestrebungen zwischen Seoul und Tokio sowie mit den USA, dem wichtigsten Partner beider Länder, wenn es um die militärische Sicherheit geht.

Es gibt nur Verlierer.

Zahlreiche südkoreanische Gruppierungen und Geschäfte haben zum Boykott japanischer Produkte aufgerufen und solche teilweise aus den Regalen genommen, extrem verteuert oder sogar provokativ zerstört.

Hintergrund des Konflikts ist ein Rechtsstreit um Entschädigungsforderungen Südkoreas an Japan. Um was geht es bei diesen Streitigkeiten?

Das oberste südkoreanische Gericht hat individuelle Schadenersatzklagen von früheren Zwangsarbeitern gegen japanische Firmen zugelassen und den Klägern auch Entschädigungen zugesprochen, etwa bei Stahl- und Maschinenbaukonzernen. Laut dem südkoreanischen Gericht sind in dem 1965 beschlossenen Abkommen private Klagen von Personen gegen japanische Firmen, welche Zwangsarbeiter hatten, nicht abgegolten.

Frau in Rollstuhl.
Legende: Kim Seong Ju war eine der südkoreanischen Zwangsarbeiterinnen während der japanischen Kolonialzeit. Reuters

Die japanische Regierung jedoch erklärt, dass im Abkommen sämtliche Rechtsansprüche sowohl gegenüber japanischen Firmen als auch dem japanischen Staat abgegolten seien. Japan geht es hier um eine Grundsatzfrage, wie internationale Abkommen fair behandelt werden und hat Südkorea aufgerufen, einem externen Schlichtungsverfahren zuzustimmen. Doch die südkoreanische Regierung hat diesem Begehren eine Absage erteilt.

Wie steht Japan zu diesem Kapitel der Geschichte?

Wie viele Länder blendet Japan gerne die dunkle Seite der Vergangenheit aus. Man sieht sich zuerst einmal als Opfer der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki und vergisst die eigenen Gräueltaten sehr schnell.

Wie geht es zwischen den beiden Ländern nun weiter?

Über die Massnahme, Südkorea von den bevorzugten Ländern zu streichen, wird Japan Ende dieser Woche entscheiden. Derzeit scheint es weder im Handelskrieg noch in den Entschädigungsfragen eine Einigung zu geben. Es gibt es nur Verlierer.

Demonstranten zünden eine Fahne an.
Legende: Die Wut der Südkoreaner über die Wirtschaftssanktionen aus Japan ist gross. Keystone

Japanische Produkte sind für südkoreanische Firmen wichtig. Umgekehrt ist auch Südkorea für Japan ein sehr wichtiger Handelspartner, nicht nur in der Hightech-, sondern auch in der Tourismusbranche. Ein Viertel aller Touristen in Japan stammt beispielsweise aus Südkorea, umgekehrt ist es ein Fünftel.

Das Gespräch führte Joël Hafner.

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