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Handelsstreit USA und China Annäherung mit Tücken

In Buenos Aires am G-20-Gipfel haben sich US-Präsident Donald Trump und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping im Handelsstreit nur auf eine Feuerpause von 90 Tagen verständigt.

Das heisst konkret: Die USA verzichten darauf, schon zu Jahresbeginn die Zölle auf chinesische Importe in die USA noch einmal deutlich zu erhöhen. Im Gegenzug verspricht China unter anderem, «substanziell mehr» US-Waren zu kaufen, inklusive Agrargüter.

US-Sojabauern dürfen sich freuen

Auch wenn das eine dehnbare Formulierung ist: Die amerikanischen Sojabauern im republikanischen Kernland dürfen sich freuen, sie können ihre Bohnen wohl bald wieder Richtung China verschiffen, ihrem wichtigsten Absatzmarkt.

Zudem darf Trump selbst triumphieren, kann er doch hoffen, dass die versprochenen Zusatzeinkäufe der Chinesen helfen, das Handelsungleichgewicht zwischen den USA und China zumindest ein bisschen mehr ins Gleichgewicht zu bringen.

Das hatte er den Amerikanern versprochen. Trump konnte somit erhobenen Hauptes nach Washington zurückfliegen. Es sieht so aus, als hätte er sich – nach maximalem Druck auf den mächtigen Handelspartner China – in allen Punkten durchgesetzt.

Damit können auch Unternehmer und Börsianer weltweit aufatmen: Die befürchtete Eskalation des Handelskonflikts zu einem weltweiten Handelskrieg – die allen geschadet hätte – ist vorerst gebannt.

Die Sache hat nur einen Haken: Gerade einmal 90 Tage bleiben den USA und China, um ihren Deal mit Leben zu füllen. Sprich: die Details auszuhandeln. Das ist sehr sportlich, wenn man bedenkt, dass sich solche Verhandlungen angesichts ihrer Komplexität oft über Jahre hinziehen.

Erschwerend kommt hinzu, dass nicht nur über Handelsfragen verhandelt werden soll: Auch «strukturelle Veränderungen» mit Blick auf Urheberrechtsschutz, Cyber-Attacken und noch einiges mehr stehen auf der Agenda.

USA und China zum Erfolg verdammt

Falls das ambitionierte Ziel scheitert, ist allen klar, was droht: Dann dürften die USA ihre Zölle definitiv weiter erhöhen und den Handelskrieg damit endgültig eröffnen – mit negativen Folgen für die ganze Weltwirtschaft.

Maren Peters

Südasien-Korrespondentin

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Maren Peters ist seit September 2022 Südasien-Korrespondentin für Radio SRF und berichtet von Indien aus über Afghanistan, Pakistan, Bangladesch, Sri Lanka, Nepal, Bhutan und die Malediven. Zuvor war sie Wirtschaftsredaktorin bei Radio SRF. Dabei beschäftigte sie sich insbesondere mit internationaler Wirtschafts- und Entwicklungspolitik sowie Nachhaltigkeits- und Rohstofffragen.

Börsianer begeistert

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Die erste Entspannung im Handelsstreit zwischen den USA und China hat auch die Schweizer Börse positiv beeinflusst: Der Leitindex SMI startete heute mit einem kräftigen Plus von 1,2 Prozent auf 9142 Punkte in die neue Woche. Die Aktien der Uhrenhersteller Swatch und Richemont legten um 6,1 beziehungsweise 3,8 Prozent zu; sie hatten in den letzten Wochen besonders empfindlich auf den Konflikt zwischen den USA und China reagiert und an Wert verloren. Für Luxusprodukte sind Hongkong und China bedeutende Märkte.

Der Verzicht auf neue Zölle in den nächsten 90 Tagen hat besonders bei Anlegern in Asien Begeisterung ausgelöst. Der japanische Nikkei-Index schloss den Handel am Montag ein Prozent höher bei 22.574 Punkten. Die Börsen in Shanghai und Shenzen sowie in Hongkong legten zwischen zwei und drei Prozent zu.

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