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Handelsstreit verschärft sich Japan und Südkorea auf Konfrontationskurs

  • Die japanische Regierung streicht Südkorea von der «weissen Liste». Damit wird das Land bei Handelsgeschäften offiziell nicht mehr bevorzugt behandelt.
  • Das hat zusätzliche bürokratische Hürden für südkoreanische Exporte nach Japan zur Folge.
  • Die Massnahme tritt Ende August in Kraft. Südkorea hat bereits mit Gegenmassnahmen gedroht.

Südkoreas Präsident Moon Jae In werde im Laufe des Tages eine Notfallsitzung seines Kabinetts einberufen, sagte eine südkoreanische Regierungssprecherin.

Bereits seit dem 1. Juli müssen japanische Firmen für den Export bestimmter Produkte nach Südkorea eine Bewilligung bei der Regierung einholen. Betroffen sind insbesondere Flüssigkeiten, die bei der Herstellung von Computerchips verwendet werden. Nun hat die japanische Regierung die Restriktionen auf dutzende weitere Materialien ausgeweitet.

Davon betroffen sind vor allem die südkoreanischen Chiphersteller Samsung, SK Hynix und das Unternehmen LG Display. Da etwa Samsung die Chips auch an andere Hersteller liefert, könnten Produktionsengpässe und höhere Preise folgen. Damit könnte sich der Handelsstreit auch auf den Welthandel auswirken.

Gegenseitiges Vertrauen untergraben

Japans Industrieminister begründete den Schritt mit mangelnden Exportkontrollen Südkoreas und erklärte, er diene der nationalen Sicherheit Japans. Südkorea nannte Japans Vorgehen politisch motiviert.

Hintergrund ist ein Disput über die Entschädigung koreanischer Zwangsarbeiter während Japans Kolonialherrschaft (1910 bis 1945). Der Oberste Gerichtshof in Südkorea hatte im vergangenen Jahr in separaten Verfahren Nippon Steel und den Schwerindustriekonzern Mitsubishi Heavy Industries angewiesen, Schadenersatz an ehemalige Zwangsarbeiter zu zahlen. Japan hatte die neuen Exportbeschränkungen jedoch damit begründet, dass das gegenseitige Vertrauen untergraben sei.

«Weder Handel noch bilaterale Beziehungen beeinträchtigt»

Nun folgt die Streichung Südkoreas von der «weissen Liste», nachdem am Donnerstag Gespräche zwischen den Aussenministern beider Nachbarstaaten keine Annäherung gebracht hatten. Japans Industrieminister Hiroshige Seko zeigte sich gleichwohl überzeugt davon, dass dadurch weder der Handel noch die bilateralen Beziehungen beeinträchtigt würden. Auch würden japanische Unternehmen dadurch keine negative Folgen haben.

Südkorea sei das einzige Land gewesen, das eine Vorzugsbehandlung genossen habe, machte ein Regierungssprecher deutlich. Der Nachbarstaat werde jetzt wie jedes andere Land in der Region behandelt. Man glaube nicht, dass dadurch die globalen Lieferketten beeinträchtigt werden.

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