Schon fast sein ganzes Leben stellt der knapp 70-jährige Huang Weide Feuerwerk her. Er hat sich vom einfachen Arbeiter zum Fabrikbesitzer hochgearbeitet. Heute steht Huang Weide vor seiner grössten Herausforderung: Ausgerechnet in China, dem grössten Markt und Ursprungsland des Feuerwerks, geraten die Raketen und Böller unter Druck.
«Von den 1.4 Milliarden Menschen in China leben mittlerweile 60 Prozent in der Stadt», sagt Huang Weide. «Wenn immer mehr Menschen in die Stadt ziehen, nimmt der Ruf nach Einschränkungen und Verboten von Feuerwerk zu.» In Metropolen wie Shanghai sei das Zünden von Feuerwerk schon länger untersagt, aber immer mehr kleinere Städte ziehen nach. Als Grund geben die Städte Sicherheits-, Umwelt- und Lärmbedenken an.
Mit 14 Jahren Haupternährer der Familie
Huang Weide hat sehr jung in der Feuerwerksindustrie angeheuert. Sein Vater starb, als Huang 14 Jahre alt war – und der Bub wurde plötzlich zum Haupternährer der Familie: «Ich war zu jung und zu schwach, meine Kraft reichte nicht aus, um etwas anderes zu machen.» Hinzu kam, dass seine Familie seit Generationen in der Branche arbeitet.
Huang Weide stammt aus Liuyang. Die Stadt in der südostchinesischen Provinz Hunan ist Ursprungsort des Feuerwerks. Der Legende nach soll ein Einwohner vor 1400 Jahren mit Schwarzpulver und hohlen Bambusrohren experimentiert haben. Er wollte damit böse Geister vertreiben und erfand dabei den ersten Böller.
Anpassung an die Zukunft
Viele chinesische Feuerwerksmanufakturen haben deshalb ihren Sitz in Liuyan – auch die 1986 von Huang Weide gegründete Qingtai Fireworks mit acht Produktionsstätten. Alle liegen aus Sicherheitsgründen ausserhalb der Stadt. Den ganzen Sommer über steht die Produktion still, denn ab 32 Grad ist das Hantieren mit Schwarzpulver zu gefährlich.
Will Huang Weide sein Imperium bewahren, muss er sich anpassen. Er produziert deshalb seit diesem Jahr ein städtefreundliches Feuerwerk. Es soll sicherer und leiser sein. Der Markt in den Städten sei die Zukunft, so der Fabrikant, den es zu erobern gelte: «In den nächsten zehn Jahren werden nochmals rund zehn Prozent der Bevölkerung in die Städte ziehen.»