Äthiopien:
In Äthiopien herrschen 2021 drei Kriege. Seit 2017 bekriegen sich verschiedene ethnische Gruppen um regionale Vorherrschaft und Land. 180'000 Menschen wurden deshalb vertrieben. Ein zweiter Konflikt, ebenfalls um regionale Machtverhältnisse zwischen der Oromia Befreiungsfront und der Regierung, der seit 1992 anhält, eskalierte erst vor wenigen Jahren zu einem Krieg. Im dritten Krieg zwischen der Tigray (andere Befreiungsfront) und der äthiopischen sowie eritreischen Regierung und seinen Unterstützern geht es um die politische Ausrichtung Äthiopiens. Angaben zu Toten oder Verletzten sind im HIIK 2021 nicht aufgeführt.
Burkina Faso:
In keinem der Sahelstaaten (sieben afrikanische Staaten unterhalb der Sahara) gebe es zurzeit mehr Gewalt als in Burkina Faso, wie die «NZZ» letzten Monat berichtete. Im ersten Halbjahr 2022 wurden über 2000 Personen bei über 900 Attacken getötet. Grund: Im Zentrum des Sahel-Konflikts kämpfen verschiedene islamistische Gruppen, darunter Ableger der Al-Kaida und insbesondere dem IS (Islamischer Staat), um internationale Macht. Laut «NZZ» hat der Konflikt in Burkina Faso inzwischen einen Zehntel der Bevölkerung – also zwei Millionen Menschen – vertrieben.
Demokratische Republik Kongo:
Das Konfliktbarometer zählt drei Kriege, die in der Demokratischen Republik Kongo parallel stattfinden und in den späten 90er-Jahren oder den frühen Nullerjahren ausgebrochen sind. Vor allem im Osten des Landes kämpfen lokale militante (teilweise auch islamistische) Gruppen gegen die von der Monusco (vor 20 Jahren entsandte Friedenstruppen der UNO) unterstützten Regierung. Es geht vor allem um die lokale Vorherrschaft und Ressourcen. In der nordöstlichen Provinz Ituri, wo es seit Ende Dezember immer wieder zu gewalttätigen Angriffen gekommen war, gab es im Jahr 2021 mindestens 1100 Tote, darunter knapp 500 Zivilisten.
Kamerun:
Kamerun leidet unter zwei Konflikten: Im einen geht es um die Abspaltung der Region Südkamerun. Die französischsprachige Regierung kämpft gegen verschiedene Separatistengruppen der englischsprachigen Minderheit, die bereits die Föderale Republik Amazonien selbst ausgerufen hat. Im Laufe des Jahres 2021 forderten die gewaltsamen Zusammenstösse 600 Todesopfer. Ausserdem hält der Krieg zwischen den Regierungstruppen aus Kamerun, Nigeria, Niger und Tschad und der radikal islamistischen Boko Haram an. Die Gruppe wendet sich gegen westliche Bildung und demokratische Systeme und strebt die Errichtung eines islamischen Kalifats an. Dieser zweite Konflikt forderte 2021 rund 200 Todesopfer.
Mali:
Mit seinen 20 Millionen Menschen hat Mali seit 2012 drei Militärputsche erlebt und gilt als politisch äusserst instabil. Seit dem letzten Putsch 2021 wird das Land von einer militärischen Übergangsregierung geführt, die enge Beziehungen zu Russland pflegt. So wurden russische Söldner der Wagner-Gruppe engagiert. In Mali begehren seit vielen Jahren Terror- und Rebellengruppen gegen die Regierung auf. Im Rahmen der Minusa-Mission versucht die UNO den Frieden im Land zu sichern, doch die fehlende Reformbereitschaft der Regierung und die Perspektivlosigkeit der Bevölkerung erschweren die Stabilisierung des Landes. Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen. Angaben zu Toten, Verletzten oder Vertriebenen macht das HIIK keine.
Mosambik:
Seit 2017 bekriegen sich in diesem Land die mosambikanische Regierung und militant islamistische Milizen der «al-Shabaab». Laut der «Deutschen Welle» und der «Berner Zeitung» gilt die Gruppe als regionaler Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida und kämpft mit Gewalt für die Errichtung eines islamistischen Gottesstaats. Im Laufe des Jahres 2021 forderte der Krieg über 700 Todesopfer. Fast 70'000 Menschen wurden innerhalb des Landes vertrieben.
Niger:
Boko Haram (siehe Kamerun) ist auch präsent in Niger. Aber auch Al-Kaida-Ableger und mutmassliche IS-Angehörige kämpften im vergangenen August gegen die Regierung und deren unterstützende Truppen. Gemäss «Crisis Watch» gilt weiterhin der Notstand in den drei südlichsten Regionen Nigers. Der Verteidigungsminister plant zudem bis 2030 die militärische Truppenstärke von 33'000 auf 100'000 zu erhöhen. Angaben zu Verstorbenen, Verletzten oder Vertriebenen macht das HIIK nicht.
Nigeria:
Die nigerianischen Behörden haben vergangenen Monat die Sicherheitsvorkehrungen in der Hauptstadt Abuja und der Wirtschaftsmetropole Lagos verstärkt, da die dschihadistische, kriminelle und separatistische Gewalt in mehreren Regionen gemäss «Crisis Watch» anhält. So setzen die Regierungstruppen ihre Operationen gegen Boko Haram und den islamischen Staat fort. Dieser Krieg existiert gemäss Konfliktbarometer bereits seit 2003. Infolge der anhaltenden Gewalt wurden rund zwei Millionen Menschen im Nordosten Nigerias und den angrenzenden Staaten des Tschadsees vertrieben.
Somalia:
18 Jahre in Folge hält der Krieg zwischen der al-Shabaab (siehe Mosambik) und der somalischen Regierung an. «Al-Shabaab bleibt die grösste Bedrohung für die Sicherheit Somalias», erklärte der UNO-Beauftragte für Somalia, James Swan, im Februar gegenüber der deutschen Tagesschau. Gemäss Konfliktbarometer wurden im Jahr 2021 zwischen 1500 und 3000 Menschen getötet.
Südafrika:
Zerstörte Einkaufszentren, über 300 Tote und die Mehrheit der Menschen so arm wie nie zuvor: Dies ist die Bilanz der blutigen Ausschreitungen von Mitte Juli 2021. Armut, Arbeitslosigkeit, Covid, Korruption – hie und da protestierten einige Gruppen. Doch erst die konzentrierte Anfeuerung durch Anhänger des Ex-Präsidenten Jacob Zuma (Partei ANC), der wegen Korruption inhaftiert worden war, verwandelte die schwelende Frustration in einen Flächenbrand. Seit 2015 existiert der Konflikt zwischen der ANC und gegnerischen Parteien, der letztes Jahr in einem begrenzten Krieg eskalierte.
Sudan:
Vor drei Jahren wurde Diktator Omar al-Bashir nach einem monatelangen Volksaufstand entmachtet. Eine Demokratie schien möglich, das Land kam aus der Isolation. Doch dann setzte das Militär dem Experiment mit einem Putsch ein Ende. Die Protestbewegung kämpft weiter und zahlt dafür einen hohen Preis: Fast jeden Tag werden Menschen bei Strassenprotesten getötet. Aufgeben ist keine Option – die Revolution besitzt einen langen Atem. (SRF, 21.05.2022)
Südsudan:
In Südsudan herrscht seit seiner Unabhängigkeit vom Sudan 2011 Krieg zwischen lokalen Gemeinschaften wie der Dinka, Nuer und Murle. Es geht um regionale Machtansprüche, Vieh und Land. 2021 nahm die Zahl der gewaltsamen Auseinandersetzungen ab. Dennoch wurden mindestens 1467 Menschen getötet (im Vergleich zu 1847 im Vorjahr) und mehr als 40'000 vertrieben.
Tschad:
Im Gebiet nahe des zentral westlichen Tschadsees, der an der Grenze zu Nigeria und Kamerun liegt, sind mehrere radikal islamistische Terrorgruppen, unter anderem Boko Haram, aktiv. Seit 2003 kam es immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen ihnen und der tschadischen Armee, wobei die Regierung es mehrheitlich geschafft hat, den islamistischen Terrorismus aus dem Land rauszuhalten. Ausserdem kämpft die Regierung gegen Rebellengruppen, wobei letztes Jahr der tschadische Langzeitpräsident getötet wurde. Anfang August haben nach monatelangen Verhandlungen die regierende Militärjunta und 42 von insgesamt 47 Rebellengruppen ein Friedensabkommen unterzeichnet. Allerdings fehlt die Unterschrift der von der Nachrichtenagentur AP als «wichtigste» bezeichnete Rebellengruppe. Wie viele Tote, Verletzte und Vertriebene die Konflikte verursacht haben, ist aus dem Konfliktbarometer 2021 nicht zu entnehmen.
Zentralafrikanische Republik:
Seit 2012: Der begrenzte Krieg um nationale Macht und Ressourcen zwischen militanten Gruppen und der Regierung, die zum einen durch die UNO-Friedenstruppen der Mission Minusca, zum zweiten von den russischen Wagner-Söldnern und zum dritten von Ruanda unterstützt wird, eskalierte 2021 zu einem Krieg. Im Laufe des Jahres wurden mindestens 400 Menschen getötet und zirka 411'000 neu vertrieben.