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Heftige Kämpfe und Todesopfer Wo auf der Welt herrscht Krieg?

Raketeneinschläge, heftige Kämpfe, Todesopfer: Jeden Tag erreichen uns erschütternde Nachrichten rund um den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. So furchtbar es ist – viele andere Konflikte auf der Welt gehen dadurch vergessen.

Aus diesem Grund hat die SRF-Redaktion eine Karte der zurzeit heftigsten Auseinandersetzungen weltweit zusammengestellt. Die Grafik zeigt, wo überall auf der Welt der Krieg zum Alltag gehört. Die Daten basieren auf dem Konfliktbarometer 2021 des Heidelberger Instituts für internationale Konfliktforschung (HIIK).

Das HIIK berechnet das in einem sehr komplexen Verfahren: Berücksichtigt werden Waffen, Anzahl Beteiligte am Konflikt, Tote und Verletzte, die Anzahl vertriebener Menschen und das Ausmass der Zerstörung.

Ab wann ist es ein «Krieg» und kein «begrenzter Krieg» mehr?

Die exakte Antwort darauf wäre: Es kommt darauf an. Allerdings kann man sagen, dass bei einem Krieg – im Gegensatz zum begrenzten Krieg – schwerere Waffen eingesetzt werden, damit mehr Gewalt ausgeübt wird, mehr als 400 Personen am Konflikt beteiligt sind, über 60 Menschen pro Monat verstorben sind oder verletzt wurden, über 20'000 Menschen pro Monat wegen des Kriegs flüchten und massive Zerstörung hinterlassen wird. Für weitere Informationen konsultieren Sie das Methodenkapitel des HIIK 2021 (Seite 6 bis 10).

Weitere Informationen zu den Ländern – unterteilt in drei Weltregionen – und den dort herrschenden (begrenzten) Kriegen sehen Sie unten:

Afrika

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Äthiopien: In Äthiopien herrschen 2021 drei Kriege. Seit 2017 bekriegen sich verschiedene ethnische Gruppen um regionale Vorherrschaft und Land. 180'000 Menschen wurden deshalb vertrieben. Ein zweiter Konflikt, ebenfalls um regionale Machtverhältnisse zwischen der Oromia Befreiungsfront und der Regierung, der seit 1992 anhält, eskalierte erst vor wenigen Jahren zu einem Krieg. Im dritten Krieg zwischen der Tigray (andere Befreiungsfront) und der äthiopischen sowie eritreischen Regierung und seinen Unterstützern geht es um die politische Ausrichtung Äthiopiens. Angaben zu Toten oder Verletzten sind im HIIK 2021 nicht aufgeführt.

Burkina Faso: In keinem der Sahelstaaten (sieben afrikanische Staaten unterhalb der Sahara) gebe es zurzeit mehr Gewalt als in Burkina Faso, wie die «NZZ» letzten Monat berichtete. Im ersten Halbjahr 2022 wurden über 2000 Personen bei über 900 Attacken getötet. Grund: Im Zentrum des Sahel-Konflikts kämpfen verschiedene islamistische Gruppen, darunter Ableger der Al-Kaida und insbesondere dem IS (Islamischer Staat), um internationale Macht. Laut «NZZ» hat der Konflikt in Burkina Faso inzwischen einen Zehntel der Bevölkerung – also zwei Millionen Menschen – vertrieben.

Demokratische Republik Kongo: Das Konfliktbarometer zählt drei Kriege, die in der Demokratischen Republik Kongo parallel stattfinden und in den späten 90er-Jahren oder den frühen Nullerjahren ausgebrochen sind. Vor allem im Osten des Landes kämpfen lokale militante (teilweise auch islamistische) Gruppen gegen die von der Monusco (vor 20 Jahren entsandte Friedenstruppen der UNO) unterstützten Regierung. Es geht vor allem um die lokale Vorherrschaft und Ressourcen. In der nordöstlichen Provinz Ituri, wo es seit Ende Dezember immer wieder zu gewalttätigen Angriffen gekommen war, gab es im Jahr 2021 mindestens 1100 Tote, darunter knapp 500 Zivilisten.

Kamerun: Kamerun leidet unter zwei Konflikten: Im einen geht es um die Abspaltung der Region Südkamerun. Die französischsprachige Regierung kämpft gegen verschiedene Separatistengruppen der englischsprachigen Minderheit, die bereits die Föderale Republik Amazonien selbst ausgerufen hat. Im Laufe des Jahres 2021 forderten die gewaltsamen Zusammenstösse 600 Todesopfer. Ausserdem hält der Krieg zwischen den Regierungstruppen aus Kamerun, Nigeria, Niger und Tschad und der radikal islamistischen Boko Haram an. Die Gruppe wendet sich gegen westliche Bildung und demokratische Systeme und strebt die Errichtung eines islamischen Kalifats an. Dieser zweite Konflikt forderte 2021 rund 200 Todesopfer.

Mali: Mit seinen 20 Millionen Menschen hat Mali seit 2012 drei Militärputsche erlebt und gilt als politisch äusserst instabil. Seit dem letzten Putsch 2021 wird das Land von einer militärischen Übergangsregierung geführt, die enge Beziehungen zu Russland pflegt. So wurden russische Söldner der Wagner-Gruppe engagiert. In Mali begehren seit vielen Jahren Terror- und Rebellengruppen gegen die Regierung auf. Im Rahmen der Minusa-Mission versucht die UNO den Frieden im Land zu sichern, doch die fehlende Reformbereitschaft der Regierung und die Perspektivlosigkeit der Bevölkerung erschweren die Stabilisierung des Landes. Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen. Angaben zu Toten, Verletzten oder Vertriebenen macht das HIIK keine.

Mosambik: Seit 2017 bekriegen sich in diesem Land die mosambikanische Regierung und militant islamistische Milizen der «al-Shabaab». Laut der «Deutschen Welle» und der «Berner Zeitung» gilt die Gruppe als regionaler Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida und kämpft mit Gewalt für die Errichtung eines islamistischen Gottesstaats. Im Laufe des Jahres 2021 forderte der Krieg über 700 Todesopfer. Fast 70'000 Menschen wurden innerhalb des Landes vertrieben.

Niger: Boko Haram (siehe Kamerun) ist auch präsent in Niger. Aber auch Al-Kaida-Ableger und mutmassliche IS-Angehörige kämpften im vergangenen August gegen die Regierung und deren unterstützende Truppen. Gemäss «Crisis Watch» gilt weiterhin der Notstand in den drei südlichsten Regionen Nigers. Der Verteidigungsminister plant zudem bis 2030 die militärische Truppenstärke von 33'000 auf 100'000 zu erhöhen. Angaben zu Verstorbenen, Verletzten oder Vertriebenen macht das HIIK nicht.

Nigeria: Die nigerianischen Behörden haben vergangenen Monat die Sicherheitsvorkehrungen in der Hauptstadt Abuja und der Wirtschaftsmetropole Lagos verstärkt, da die dschihadistische, kriminelle und separatistische Gewalt in mehreren Regionen gemäss «Crisis Watch» anhält. So setzen die Regierungstruppen ihre Operationen gegen Boko Haram und den islamischen Staat fort. Dieser Krieg existiert gemäss Konfliktbarometer bereits seit 2003. Infolge der anhaltenden Gewalt wurden rund zwei Millionen Menschen im Nordosten Nigerias und den angrenzenden Staaten des Tschadsees vertrieben.

Somalia: 18 Jahre in Folge hält der Krieg zwischen der al-Shabaab (siehe Mosambik) und der somalischen Regierung an. «Al-Shabaab bleibt die grösste Bedrohung für die Sicherheit Somalias», erklärte der UNO-Beauftragte für Somalia, James Swan, im Februar gegenüber der deutschen Tagesschau. Gemäss Konfliktbarometer wurden im Jahr 2021 zwischen 1500 und 3000 Menschen getötet.

Südafrika: Zerstörte Einkaufszentren, über 300 Tote und die Mehrheit der Menschen so arm wie nie zuvor: Dies ist die Bilanz der blutigen Ausschreitungen von Mitte Juli 2021. Armut, Arbeitslosigkeit, Covid, Korruption – hie und da protestierten einige Gruppen. Doch erst die konzentrierte Anfeuerung durch Anhänger des Ex-Präsidenten Jacob Zuma (Partei ANC), der wegen Korruption inhaftiert worden war, verwandelte die schwelende Frustration in einen Flächenbrand. Seit 2015 existiert der Konflikt zwischen der ANC und gegnerischen Parteien, der letztes Jahr in einem begrenzten Krieg eskalierte.

Sudan: Vor drei Jahren wurde Diktator Omar al-Bashir nach einem monatelangen Volksaufstand entmachtet. Eine Demokratie schien möglich, das Land kam aus der Isolation. Doch dann setzte das Militär dem Experiment mit einem Putsch ein Ende. Die Protestbewegung kämpft weiter und zahlt dafür einen hohen Preis: Fast jeden Tag werden Menschen bei Strassenprotesten getötet. Aufgeben ist keine Option – die Revolution besitzt einen langen Atem. (SRF, 21.05.2022)

Südsudan: In Südsudan herrscht seit seiner Unabhängigkeit vom Sudan 2011 Krieg zwischen lokalen Gemeinschaften wie der Dinka, Nuer und Murle. Es geht um regionale Machtansprüche, Vieh und Land. 2021 nahm die Zahl der gewaltsamen Auseinandersetzungen ab. Dennoch wurden mindestens 1467 Menschen getötet (im Vergleich zu 1847 im Vorjahr) und mehr als 40'000 vertrieben.

Tschad: Im Gebiet nahe des zentral westlichen Tschadsees, der an der Grenze zu Nigeria und Kamerun liegt, sind mehrere radikal islamistische Terrorgruppen, unter anderem Boko Haram, aktiv. Seit 2003 kam es immer wieder zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen ihnen und der tschadischen Armee, wobei die Regierung es mehrheitlich geschafft hat, den islamistischen Terrorismus aus dem Land rauszuhalten. Ausserdem kämpft die Regierung gegen Rebellengruppen, wobei letztes Jahr der tschadische Langzeitpräsident getötet wurde. Anfang August haben nach monatelangen Verhandlungen die regierende Militärjunta und 42 von insgesamt 47 Rebellengruppen ein Friedensabkommen unterzeichnet. Allerdings fehlt die Unterschrift der von der Nachrichtenagentur AP als «wichtigste» bezeichnete Rebellengruppe. Wie viele Tote, Verletzte und Vertriebene die Konflikte verursacht haben, ist aus dem Konfliktbarometer 2021 nicht zu entnehmen.

Zentralafrikanische Republik: Seit 2012: Der begrenzte Krieg um nationale Macht und Ressourcen zwischen militanten Gruppen und der Regierung, die zum einen durch die UNO-Friedenstruppen der Mission Minusca, zum zweiten von den russischen Wagner-Söldnern und zum dritten von Ruanda unterstützt wird, eskalierte 2021 zu einem Krieg. Im Laufe des Jahres wurden mindestens 400 Menschen getötet und zirka 411'000 neu vertrieben.

Europa & Asien

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Afghanistan: Der seit 1994 weilende Krieg zwischen den Taliban und anderen islamistisch militanten Gruppen auf der einen Seite und der von der Nato geführten «Resolute Support Mission» (RSM) und insbesondere der von den USA unterstützten Regierung auf der anderen Seite ist zu Ende. Alle ausländischen Truppen zogen im August letzten Jahres ab. Die Taliban übernahmen die Macht in Kabul und bildeten die neue De-facto-Regierung. Trotz Ende des Krieges war das erste Halbjahr 2021 für Zivile eines der tödlichsten der letzten 20 Jahre: 1659 Zivilisten wurden getötet und 3524 verletzt.

Irak: Im Irak existiert wie in Syrien seit 2014 ein Krieg zwischen dem Islamischen Staat (IS) und der Regierung. Letztes Jahr tötete der IS 245 Menschen, 107 davon waren Zivilisten. Im Gegenzug verlor der IS 79 seiner Mitglieder.

Israel: Seit 1988: Die Hamas, der Palästinensische Islamische Dschihad (PIJ) und andere im Gazastreifen operierende militant islamistische Gruppen kämpfen gegen die israelische Regierung für die Schaffung eines souveränen palästinensischen Staates – und um Ressourcen. Im Laufe des Jahres 2021 wurden mindestens 230 Palästinenser und 13 Israelis getötet sowie 1710 Menschen verletzt. Anfang August ist die Gewalt im Gazastreifen wieder aufgeflammt. Israel bombardierte palästinensische Ziele, militante Islamisten feuerten Hunderte Raketen auf Israel ab.

Jemen: Seit 2004: Im Jemen herrscht Krieg um die nationale Macht zwischen den von Iran unterstützten al-Houthi-Rebellen und der international anerkannten jemenitischen Regierung. Anfang 2021 eskalierte der Konflikt. Die Kämpfe konnten aber aufgrund der von Oman initiierten Verhandlungen über Waffenstillstandsabkommen mehrfach unterbrochen werden. Dennoch starben 2021 über 400 Zivilisten durch Raketenbeschuss, 63'000 Menschen wurden neu vertrieben.

Kirgistan: Seit 2000: Die Gewalt um Territorium und internationale Macht in der Grenzregion des Fergana-Tals zwischen kirgisischen, tadschikischen und usbekischen Grenzgemeinden spitzte sich 2021 zu einem begrenzten Krieg zu. Damals wurden bei Unruhen im Frühling 200 Menschen verletzt und 40 getötet. Weitere 20'000 Menschen wurden evakuiert und über 70 Häuser und öffentliche Gebäude zerstört.

Myanmar: Der Konflikt in Myanmar existiert seit 1962. Bereits damals hatte sich das Militär an die Macht geputscht, wie auch 1988 und 2021. Im Februar letzten Jahres demonstrierten die Menschen sofort gegen das Militärregime. 1500 Zivilisten wurden dabei erschossen. Der Wille der Bevölkerung, das Regime nicht zu akzeptieren, sei aber ungebremst (SRF, 01.02.2022).

Philippinen: In den Philippinen laufen derzeit drei Konflikte, die alle laut Konfliktbarometer 2021 in die Kategorie begrenzter Krieg fallen. Zum einen bekämpfen sich seit 2008 die Regierung und islamische Freiheitskämpfer um die Abspaltung der autonomen Region Bangsamoro im Süden. Bei Zusammenstössen mit Artillerie und Sprengfallen wurden letztes Jahr mindestens 80 Menschen getötet, darunter 10 Zivilisten. Im zweiten Konflikt geht es um die politische Ausrichtung des Landes: der bewaffnete Flügel der Kommunistischen Partei gegen die Regierung. 2021 starben deshalb mindestens 284 Menschen, darunter 19 Zivilisten. Im dritten Konflikt kämpft die Regierung seit 1991 gegen radikal islamistische Gruppierungen. 2021 starben 56 Menschen, mehr als 50 wurden verletzt. Über Konfliktgrenzen hinweg wurden zirka 88'000 Philippinerinnen und Philippiner innerhalb des Landes vertrieben.

Russland: Seit 2014: Der russische Überfall auf die Ukraine, der am 24. Februar 2022 begonnen hatte, ist eine vom russischen Präsidenten Wladimir Putin befohlene Invasion, die auf das gesamte Staatsgebiet der Ukraine zielt und den seit 2014 schwelenden russisch-ukrainischen Krieg eskalieren liess. Nur das westliche, nahe der Ukraine gelegene russische Grenzgebiet, wurde von ukrainischen Streitkräften beschossen. Deshalb wurde das Gebiet Russlands als begrenzter Krieg aufgeführt. Laut ukrainischen Angaben wurden 9000 eigene und fast 50'000 russische Armeeangehörige getötet. Gemäss UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte haben Beobachter bisher 5663 getötete und 8055 verletzte Zivilpersonen durch den russischen Angriff gezählt. Unabhängig lassen sich die Angaben zurzeit nicht überprüfen.

Syrien: Im Krieg um die Ausrichtung des internationalen Systems und Ressourcen wie Öl zwischen dem IS (Islamischer Staat) und der syrischen und irakischen Regierung fügte der IS 2021 deutlich weniger Opfer zu als im Vorjahr. Er tötete fast 500 Menschen, hauptsächlich Angehörige des syrischen Militärs, während sie selbst 434 Mitglieder verlor. Bei Explosionen von Landminen, Angriffen und Attentaten des IS starben zudem mindestens 71 Zivilisten.

Tadschikistan: Seit 2000: Die Gewalt um Territorium und internationale Macht in der Grenzregion des Fergana-Tals zwischen kirgisischen, tadschikischen und usbekischen Grenzgemeinden spitzte sich 2021 zu einem begrenzten Krieg zu. Damals wurden bei Unruhen im Frühling 200 Menschen verletzt und 40 getötet. Weitere 20'000 Menschen wurden evakuiert und über 70 Häuser und öffentliche Gebäude zerstört.

Türkei: In der Türkei herrscht begrenzter Krieg zwischen der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und der Regierung. Die PKK hat ihren Ursprung in den kurdischen Siedlungsgebieten innerhalb der Türkei. Ihr militärischer Arm verübt Anschläge auf militärische und zivile Ziele (Zeit Online, 03.03.2008) und kämpft «für die politische Autonomie der kurdisch besiedelten Gebiete» (Deutsche Welle, Website). Im Laufe des Jahres 2021 wurden mindestens 586 Menschen getötet und 17 verletzt.

Ukraine: Seit 2014: Der russische Überfall auf die Ukraine, der am 24. Februar 2022 begann, ist eine vom russischen Präsidenten Wladimir Putin befohlene Invasion, die auf das gesamte Staatsgebiet der Ukraine abzielt und den seit 2014 schwelenden russisch-ukrainischen Krieg eskalieren liess. Laut ukrainischen Angaben wurden 9000 eigene und fast 50'000 russische Armeeangehörige getötet. Gemäss UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte haben Beobachter bisher 5663 getötete und 8055 verletzte Zivilpersonen durch den russischen Angriff gezählt. Unabhängig lassen sich die Angaben zurzeit nicht überprüfen.

Mittel- und Südamerika

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Brasilien: Seit 2008: Der Krieg um regionale Vorherrschaft zwischen den wichtigsten Drogenhandelsorganisationen, die in 23 von 26 Bundesstaaten vertreten sind, und der Regierung deeskalierte zu einem begrenzten Krieg. Die Mordrate ging im Vergleich zu 2020 leicht zurück. Dennoch werden jährlich rund 50'000 Menschen in Brasilien ermordet. Brasilien bewohnen über 200 Millionen Menschen.

Kolumbien: Seit 2013: Mehrere neoparamilitärische (neue militärähnliche) Gruppen und Drogenkartelle stiessen 2021 aufeinander und versuchten, lukrative Regionen für illegale Aktivitäten wie Drogenhandel, Ressourcenausbeutung und Erpressung zu kontrollieren und ihre Macht zu stärken. Letztes Jahr starben deswegen mehr als 360 Menschen.

Mexiko: Tausende Menschen in Mexiko erleiden Gewalt, verschwinden, sterben. Viele von ihnen fallen dem Drogenkrieg seit 2006 zum Opfer. Nun erreicht die Gewaltwelle in dem mittelamerikanischen Land ein neues Ausmass. Alleine an einem Wochenende im August wurden rund 200 Menschen ermordet –überwiegend Zivilpersonen. Einerseits kämpft die Regierung und sein Militär gegen die Drogenkartelle, andererseits bekämpfen sich die Drogenkartelle selbst um die lokale Vorherrschaft. Im Laufe des Jahres 2021 verzeichneten die Behörden über 33'000 Tötungen, von denen die meisten auf Rivalitäten zwischen den Kartellen zurückzuführen sind. Daneben verschwanden im selben Jahr 8000 Menschen.

Venezuela: In der zweiten Hälfte des Jahres 2020 stiess die venezolanische Regierung auf mindestens eine Dissidentengruppe der ehemaligen linken Guerillabewegung: hauptsächlich wegen seiner illegalen Gewinne aus dem Drogenhandel, aber auch wegen seltener Metalle im Orinoco-Becken. Der Konflikt eskalierte zu einem begrenzten Krieg, bei dem im Laufe des Jahres 2021 45 Menschen getötet, 51 weitere verletzt und mehr als 5800 Menschen vertrieben wurden.

Die Karte ist zwar ein Versuch, die Vollständigkeit abzubilden. Da allerdings die HIIK-Daten aus dem Jahr 2021 stammen (und somit nicht hochaktuell sind), weist die Karte womöglich einige Lücken auf. Zum Beispiel wurde der russische Angriffskrieg in der Ukraine in der Karte ergänzt.

Methode

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Die Konfliktkarte «Überblick auf das globale Kriegsgeschehen» stammt hauptsächlich aus dem Konfliktbarometer 2021 des HIIK, genauer gesagt aus der Karte auf Seite 12.

Ebenfalls aus dem Konfliktbarometer 2021 wurden Informationen zu den jeweiligen Konfliktherden gezogen, die mit aktuellen Informationen ergänzt wurde.

Das HIIK unterscheidet fünf Stufen eines Konflikts: Streitigkeiten (1), gewaltlose (2) und gewaltsame Konflikte (3), begrenzte Kriege (4) und Kriege (5). Für die unten gezeigte Weltkarte wurden letztere beiden berücksichtigt.

Die Informationen auf der Karte wurden folgendermassen eingegrenzt:

  • Länder, bei denen sowohl begrenzte Kriege als auch Kriege vorkamen, wurden ausschliesslich Kriege berücksichtigt.
  • Herrschen mehrere Kriege in einem Land (oder mehrere begrenzte Kriege), so wurden alle der jeweiligen Kategorie erwähnt.

Auf « Crisis Watch» werden die Veränderungen der Kriegsverläufe monatlich aktualisiert. Ausserdem kann auf der Homepage des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) unter Reisehinweise und Vertretungen eine Länderauswahl getroffen werden, wobei der aktuellste Stand des Landes für Reisende bereitgestellt wird.

In die Tiefe des Kriegs

Tagesschau, 04.09.2022, 12:45 Uhr

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