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Heiliger Berg in Australien Uluru: das Ende des Aufstiegs für Unbelehrbare

Vor drei Jahren wurde der Aufstieg auf den australischen Berg Uluru verboten. Verschwunden ist nicht nur die Kette, an der sich Kletterer beim Aufstieg festhalten konnten. Auch das Begehren von Touristen, entgegen der Wünsche der Ureinwohner hochzusteigen, scheint Geschichte zu sein.

Es war der Aufstieg der Unbelehrbaren: In den Tagen und Wochen vor der offiziellen Schliessung des Uluru-Aufstiegs heute vor drei Jahren pilgerten tausende von Touristen ins rote Zentrum von Australien, um noch einmal – oder zum ersten Mal – den wohl ikonischsten Berg des Landes zu besteigen: Den Uluru, oder Ayers Rock, wie ihn früher weisse Kolonialisten getauft hatten.

Eine Frau in pinkigem Shirt und ein Mann mit dunklem Shirt halten sich an einer Kette und klettern auf den Berg.
Legende: Vor der Schliessung des Uluru kletterten tausende Touristen jedes Jahr auf den Uluru. SRF/Urs Wälterlin

Nach Jahrzehnten des Bittens und Bettelns hatten die Menschen vom Stamm der Anangu die Schliessung des Aufstieges erreicht. Es war ein Sakrileg: Wie viele Schluchten, Wasserlöcher und Höhlen des 348 Meter hohen Inselberges gilt auch der Gipfel als heilig und tabu. Der Uluru ist eng mit den Gesetzen und der Kultur der Anangu verbunden – dem sogenannten «Tjurkurpa».

Wir hatten keine Ahnung. Wir sind einfach hochgestiegen.
Autor: Hanny Gerber Touristin

Trotzdem kletterten im Verlauf der Jahrzehnte hunderttausende Touristen aus aller Welt auf den Gipfel. Unter ihnen war Ende der 1980er-Jahre auch die Schweizerin Hanny Gerber. Vom Wunsch der Ureinwohner, auf das Klettern zu verzichten, habe man damals nichts gewusst: «Man hatte keine Ahnung», sagt Gerber bei ihrem jüngsten Besuch am Uluru. So sei man «eben hochgestiegen».

Australiens Besucherzahlen sind nicht eingebrochen

Drei Jahre nach der Schliessung sei das Klettern unter Touristen kein Thema mehr, meint Sammy Wilson, Anangu-Ältester und einer der traditionellen Wächter über die Geheimnisse des Uluru. «Die Frage wird kaum noch gestellt. Denn die Leute wissen schon vor der Ankunft, dass das Besteigen des Uluru verboten ist.» Auf die Besucherzahlen Australiens hatte die Schliessung offenbar keine messbaren Folgen.

Mann mit Kappie und dunklem T-Shirt vor einer Wand mit alten Inschriften.
Legende: Sammy Wilson ist Anangu-Ältester und traditioneller Wächter über die Geheimnisse des Uluru. SRF/Urs Wälterlin

Mit dem Ende des Aufstiegs endete für die Anangu ein Jahrzehnte dauernder Kampf um die Anerkennung ihrer Forderungen. Zwar hielten Aborigines Sitze in der von weissen Verwaltern dominierten Uluru-Nationalparkbehörde. Doch zu sagen hatten die ersten Australier wenig.

26. Oktober 2019 als Tag der Erlösung

Für die Tourismusindustrie war der Berg eine wichtige Attraktion und so pochte sie darauf, dass er für alle zugänglich bleibt. Sie fürchtete um ihre Einkünfte, sollte der Aufstieg geschlossen werden. Schliesslich zeigten Umfragen jedoch, dass immer weniger Touristen klettern wollten. Die meisten respektierten den Wunsch der Anangu. Seit den 1990er-Jahren hatten Schilder Besucherinnen und Besucher aufgefordert, nicht zu klettern. Erlaubt blieb es aber bis zum 26. Oktober 2019.

Der Uluru, ein markant geformter Berg in Australien, im Licht der untergehenden Sonne.
Legende: Nicht alle Berge Australiens sollen erklommen werden. Touristin Hanny Gerber findet, man habe viel mehr Achtung vor dem Uluru, wenn man ihn nur von unten sehe. SRF/Urs Wälterlin

Gut 30 Jahre nach dem Aufstieg ist Hanny Gerber wieder am Uluru. Heute wäre es für sie undenkbar, den Berg zu besteigen. «Ich weiss ja jetzt, dass es ein heiliger Berg für die Aborigines ist. Somit achte ich das und gehe da sicher nicht mehr hoch», sagt Gerber. Sie findet, man habe viel mehr Achtung von diesem Berg, wenn man ihn nur von unten sehe.

Kommt hierher – und lernt.
Autor: Sammy Wilson Anangu-Ältester

Sammy Wilson empfiehlt, die Enormität des Uluru zu Fuss zu erkunden. Die neun Kilometer lange Wanderung um den Berg dauert etwa zwei Stunden. Dabei solle man auf die Schilder achten, welche die Bedeutung von Orten erklären, die seit Jahrtausenden eine wichtige Rolle in der Geschichte der Anangu spielen. Wilsons Aufruf an die Menschen der Welt: «Kommt hierher – und lernt».

Rendez-vous, 28.10.2022, 12:30 Uhr

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