Der deutsche Bundestag sagt Ja zur «Ehe für alle». Für die Gesetzesvorlage stimmten
nach Worten von Parlamentspräsident Norbert Lammert 393 Abgeordnete bei 226 Gegenstimmen und vier Enthaltungen.
- Bundeskanzlerin Angela Merkel legte ein Nein in die Urne.
SPD, Linke und Grüne hatten in einer ersten Abstimmung des
Parlaments durchgesetzt, dass das Geschäft auf die Tagesordnung genommen wird.
- Bisher dürfen Homosexuelle in Deutschland eine Lebenspartnerschaft eintragen lassen, aber nicht heiraten. Lebenspartner können zudem gemeinsam keine Kinder adoptieren.
Nach jahrelanger Debatte hat der Bundestag Homosexuellen in Deutschland den Weg zur Ehe geebnet. Der von Rot-Rot-Grün eingebrachte Gesetzentwurf der Länder erhält eine klare Zustimmung – auch fast ein Viertel der Unionsabgeordneten votiert mit Ja. Bundeskanzlerin Merkel lehnte die Vorlage ab.
Für mich ist die Ehe im Grundgesetz die Ehe von Mann und Frau. Deshalb habe ich diesem Gesetzesentscheid nicht zugestimmt.
SPD, Grüne und Linke hatten die Abstimmung gegen den Willen von CDU/CSU durchgesetzt. Aber auch mindestens 70 Unionsabgeordnete – fast jeder Vierte – votierten am Ende für den Gesetzentwurf aus dem rot-grün dominierten Bundesrat zur Öffnung der Ehe.
Bislang dürfen Homosexuelle eine Lebenspartnerschaft amtlich eintragen lassen, aber nicht heiraten. Der wichtigste Unterschied ist, dass Lebenspartner gemeinsam keine Kinder adoptieren dürfen.
Das Nein zur Ehe für Homosexuelle galt als letzte konservative Bastion der Union. Unter Merkel als Parteivorsitzender hat die CDU schon mehrere Positionen geräumt, für die es in der Gesellschaft keine Mehrheit mehr gab wie das Festhalten an der Atomenergie und der Wehrpflicht.
Klage vor Verfassungsgericht angedroht
Unions-Abgeordnete prüfen derweil eine Klage vor dem Bundesverfassungsgericht. Die «Ehe für alle» sei grundgesetzwidrig und bedürfe einer Verfassungsänderung, monieren sie.
Justizminister Heiko Maas hält eine Grundgesetzänderung hingegen für unnötig. «Wir sehen einen Wandel des traditionellen Eheverständnisses, der angesichts der Gestaltungsfreiheit des Gesetzgebers die Einführung der ‹Ehe für alle› verfassungsrechtlich zulässt», sagte der SPD-Politiker der «Bild»-Zeitung (Freitag). «Die Zeit ist längst mehr als reif für diesen Fortschritt.»