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Hurrikan «Irma» auf Kuba «Die Menschen standen bis zur Brust im Wasser»

Drei Tage lang hat der Wirbelsturm über Kuba gewütet. Im Interview zieht ein Kenner der Insel Bilanz.

SRF News: Wie sieht es nach Hurrikan «Irma» auf den Strassen Havannas aus?

Oscar Alba: Nach den turbulenten und stürmischen letzten beiden Tagen ist es jetzt ruhig in Havanna. Die Stadt war 48 Stunden lang ohne Strom. Gestern Abend hatten einzelne Stadtteile wieder Strom. Offiziellen Angaben zufolge haben 20 Prozent der Stadt wieder Licht. Nichtsdestotrotz leiden viele Stadtteile unter Wasser -und Gasmangel. Es sind also schwierige Tage in Havanna. Man arbeitet aber daran, die teils immensen Schäden zu beheben.

Was bedeutet das für den Alltag?

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Oscar Alba ist Journalist und Kuba-Korrespondent für den «Tages-Anzeiger».

Die Bevölkerung hängt richtiggehend in der Luft. Man bekommt keine zuverlässigen Informationen. Seit Samstag sind alle Läden geschlossen – bis Montag war das noch der Fall. Am Dienstag geht man davon aus, dass die Geschäfte wieder öffnen könnten. Ebenfalls die Flughäfen, also Varadero und der internationale Flughafen von Havanna. Es handelt sich aber um ungesicherte Angaben.

Es wird berichtet, dass insbesondere baufällige Gebäude im historischen Stadtteil dem Hurrikan nicht standgehalten haben. Wie präsentiert sich die Situation vor Ort?

In der Altstadt, also im touristischen Zentrum, halten sich die Schäden in Grenzen. Da gibt es Teileinstürze von Gebäuden, Fassadenschäden und abgedeckte Dächer. Im Zentrumsgebiet gibt es hingegen ganze Häusereinstürze und weit grössere Schäden. Bislang wurden 10 Tote vermeldet. Sieben starben in Havanna – und die meisten davon im Zentrum der Stadt.

In einzelnen Quartieren standen die Menschen bis zur Brust im Wasser.

Die Überschwemmungen an der Uferpromenade Havannas haben jedoch die grössten Schäden angerichtet. Noch nie in der Geschichte des Landes ist das Wasser so stark über die Ufer getreten und hat so viele Quartiere in Mitleidenschaft gezogen. In einzelnen Quartieren standen die Menschen bis zur Brust im Wasser.

Angesichts der Wucht von Hurrikan «Irma» muss man froh sein, dass nicht noch mehr ums Leben gekommen sind. Hat sich das Land besser als die anderen Inseln auf den Sturm vorbereitet?

Kuba gilt tatsächlich als vorbildlich, was das Frühwarnsystem betrifft. Wenn die Behörden wissen, dass sich ein Hurrikan der Insel nähert, werden alle TV-Kanäle gleichgeschaltet und dann gibt es nur noch ein Thema – der Hurrikan. Ausserdem werden die Armee und der Zivilschutz mobilisiert, um Menschen zu evakuieren und Gebäude zu sichern.

Die kubanische Zuckerindustrie soll schwere Schäden davongetragen haben. Lassen sich die wirtschaftlichen Schäden bereits abschätzen?

Die ersten Zahlen sind jedenfalls erschreckend. Die Parteizeitung hat geschrieben, dass der Hurrikan 40 Prozent der Zuckerfelder zerstört hat. Zudem seien die Hälfte der aktiven Zuckermühlen, welche im Betrieb sind, beschädigt. Bananenplantagen wurden ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen – das gilt auch für die Infrastruktur. Genaue Zahlen der Schäden gibt es aber noch nicht. Doch die Schäden sind immens. Deshalb hat sich Raul Castro mit einem Aufruf an das kämpferische Volk gerichtet. Man müsse diese Schlacht gewinnen und das Land wiederaufbauen.

Wenn die Behörden wissen, dass sich ein Hurrikan der Insel nähert, werden alle TV-Kanäle gleichgeschaltet.

Wie lange wird der Wiederaufbau denn dauern?

Schwer zu sagen. Kuba hat wenig Ressourcen, um einen solch grossen Wiederaufbau zu stemmen. Es müssen überall Ressourcen abgezogen werden. Diese fehlen dann aber andernorts. Eine zeitliche Angabe zu machen, ist da sehr schwierig. Die Zuckerrohrernte würde bald beginnen. Angesichts dieser Ausgangslage lässt sich vielleicht von einem verlorenen Jahr sprechen. Das wird die Wirtschaft arg in Mitleidenschaft ziehen. Am schnellsten wird der Wiederaufbau im Tourismusgebiet gehen, weil dieser eine wichtige Einnahmequelle für das Land darstellt.

Das Gespräch führte Hans Ineichen.

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