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Illegales Gold in Brasilien Schlag gegen illegale Goldschürfer in Brasilien

  • In einer koordinierten Aktion haben Behörden am Madeira-Fluss über 270 Bagger von illegalen Goldschürfern zerstört.
  • Schätzungen zufolge finden 92 Prozent des illegalen Goldabbaus Brasiliens im Amazonasgebiet statt.
  • Quecksilbervergiftung, eingeschleppte Krankheiten und Hungersnöte sind die direkten Folgen des illegalen Abbaus für die indigene Bevölkerung.
  • Ein Grossteil des Goldes wird über Venezuela geschmuggelt. Auch Abnehmerstaaten wie die Schweiz sind in der Pflicht.

Den Behörden in Brasilien ist ein bedeutender Schlag gegen den illegalen Goldabbau gelungen. Wie Interpol mitteilt, wurden am Madeira-Fluss, dem grössten Nebenfluss des Amazonas, über 270 schwimmende Bagger zerstört. Die Aktion wurde vom neu gegründeten Amazonas-Polizei-Kooperationszentrum koordiniert.

Sicht aus einem Flugzeug auf den abgeholzten Amazonas-Urwald.
Legende: Die illegalen Goldminen im Amazonasgebiet – hier in Peru – setzen dem Regenwald des Amazonas gleichermassen zu wie den indigenen Völkern, die darin seit tausenden von Jahren leben. Keystone/Rodrigo Abd

Für Julia Buesser, Programmleiterin bei der Menschenrechtsorganisation Voices NGO, ist dies ein positives Zeichen. Der Zusammenschluss deute auf einen verstärkten Willen der Amazonasländer hin, das Problem ernsthaft anzugehen. Gleichzeitig sei es aber zu früh, um über die nachhaltige Wirkung der Aktion zu urteilen.

Gold für den Welthandel - Hungersnot für Indigene

Der illegale Goldabbau führt zu grossflächiger Abholzung und zerstört die Lebensgrundlage indigener Gemeinschaften. Ein grosses Problem sei der Einsatz von Quecksilber, das sich in der Umwelt und in der Nahrungskette anreichert.

«Bei verschiedenen indigenen Gemeinschaften wie den Yanomami oder den Munduruku wurden stark erhöhte Quecksilberwerte gemessen», erklärt Buesser.

Das sind die betroffenen indigenen Völker

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  • Die Yanomami sind das grösste isoliert lebende indigene Volk Südamerikas. Rund 45'000 Menschen leben in Brasilien und Venezuela in Gemeinschaftshäusern im Regenwald. Sie ernähren sich durch Jagd, Fischfang und Gartenbau. Ihr Lebensraum ist durch Goldabbau, Krankheiten und politische Vernachlässigung massiv bedroht (Quelle: Survivalinternational).
  • Die Munduruku leben im brasilianischen Amazonasgebiet und verteidigen ihr heiliges Territorium gegen Umweltzerstörung. Ihre Kultur umfasst patrilineare Verwandtschaft, matrilokale Wohnformen, Naturgeisterverehrung, kosmologisches Wissen und poetische Lieder. Grossprojekte wie Goldabbau und Sojaanbau bedrohen ihre Existenz (Quelle: Caritas International).

Die Präsenz der illegalen Goldschürfer, sogenannter Garimpeiros, führt zu weiteren Problemen. Anfang 2023 hätten sich zeitweise über 20'000 Garimpeiros im Gebiet der Yanomami aufgehalten. Dies habe zum Ausbruch von Malaria und anderen Krankheiten sowie zu einer Hungersnot geführt, die durch die Umweltzerstörung ausgelöst wurde.

Bolsonaros Vermächtnis wirkt weiter...

Nachhaltige Erfolge erfordern laut Expertin Buesser vor allem eine klare politische Haltung. Zwar sei der Wille in der aktuellen Regierung angekommen, doch unter vielen Politikern herrsche weiterhin der «Bolsonarismus» vor. Viele profitierten direkt oder indirekt vom illegalen Goldgeschäft.

Unter der Vorgängerregierung von Jair Bolsonaro seien zudem Umwelt- und Kontrollbehörden durch massive Sparmassnahmen geschwächt worden, erklärt die Programmleiterin von Voices NGO. Es fehle an personellen und finanziellen Ressourcen, um den Amazonas wirksam zu schützen.

...und die Gier der Abnehmerstaaten

Brasilien könne das Problem nicht allein lösen. «Der grösste Teil des illegalen Goldes wird nach Venezuela geschmuggelt und gelangt von dort in die Welt», so Buesser.

Deshalb seien auch Abnehmerstaaten wie die Schweiz aufgefordert, die Herkunft des importierten Goldes genau zu prüfen und entsprechende Kontrollmechanismen einzuführen.

SRF 4 News, 06.11.2025, 06:51 Uhr ; 

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