- In einer koordinierten Aktion haben Behörden am Madeira-Fluss über 270 Bagger von illegalen Goldschürfern zerstört.
- Schätzungen zufolge finden 92 Prozent des illegalen Goldabbaus Brasiliens im Amazonasgebiet statt.
- Quecksilbervergiftung, eingeschleppte Krankheiten und Hungersnöte sind die direkten Folgen des illegalen Abbaus für die indigene Bevölkerung.
- Ein Grossteil des Goldes wird über Venezuela geschmuggelt. Auch Abnehmerstaaten wie die Schweiz sind in der Pflicht.
Den Behörden in Brasilien ist ein bedeutender Schlag gegen den illegalen Goldabbau gelungen. Wie Interpol mitteilt, wurden am Madeira-Fluss, dem grössten Nebenfluss des Amazonas, über 270 schwimmende Bagger zerstört. Die Aktion wurde vom neu gegründeten Amazonas-Polizei-Kooperationszentrum koordiniert.
Für Julia Buesser, Programmleiterin bei der Menschenrechtsorganisation Voices NGO, ist dies ein positives Zeichen. Der Zusammenschluss deute auf einen verstärkten Willen der Amazonasländer hin, das Problem ernsthaft anzugehen. Gleichzeitig sei es aber zu früh, um über die nachhaltige Wirkung der Aktion zu urteilen.
Gold für den Welthandel - Hungersnot für Indigene
Der illegale Goldabbau führt zu grossflächiger Abholzung und zerstört die Lebensgrundlage indigener Gemeinschaften. Ein grosses Problem sei der Einsatz von Quecksilber, das sich in der Umwelt und in der Nahrungskette anreichert.
«Bei verschiedenen indigenen Gemeinschaften wie den Yanomami oder den Munduruku wurden stark erhöhte Quecksilberwerte gemessen», erklärt Buesser.
Die Präsenz der illegalen Goldschürfer, sogenannter Garimpeiros, führt zu weiteren Problemen. Anfang 2023 hätten sich zeitweise über 20'000 Garimpeiros im Gebiet der Yanomami aufgehalten. Dies habe zum Ausbruch von Malaria und anderen Krankheiten sowie zu einer Hungersnot geführt, die durch die Umweltzerstörung ausgelöst wurde.
Bolsonaros Vermächtnis wirkt weiter...
Nachhaltige Erfolge erfordern laut Expertin Buesser vor allem eine klare politische Haltung. Zwar sei der Wille in der aktuellen Regierung angekommen, doch unter vielen Politikern herrsche weiterhin der «Bolsonarismus» vor. Viele profitierten direkt oder indirekt vom illegalen Goldgeschäft.
Unter der Vorgängerregierung von Jair Bolsonaro seien zudem Umwelt- und Kontrollbehörden durch massive Sparmassnahmen geschwächt worden, erklärt die Programmleiterin von Voices NGO. Es fehle an personellen und finanziellen Ressourcen, um den Amazonas wirksam zu schützen.
...und die Gier der Abnehmerstaaten
Brasilien könne das Problem nicht allein lösen. «Der grösste Teil des illegalen Goldes wird nach Venezuela geschmuggelt und gelangt von dort in die Welt», so Buesser.
Deshalb seien auch Abnehmerstaaten wie die Schweiz aufgefordert, die Herkunft des importierten Goldes genau zu prüfen und entsprechende Kontrollmechanismen einzuführen.