- Nach einem schweren Erdbeben im Osten Afghanistans steigt die Zahl der Todesopfer. Über 800 Menschen seien bisher ums Leben gekommen, teilte die Taliban-Regierung mit.
- Das Beben habe zudem über 2800 Verletzte gefordert.
- Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS hatte das Erdbeben eine Stärke von 6.0.
Am stärksten betroffen vom schweren Beben ist die Provinz Kunar an der Grenze zu Pakistan. Die Rettungsarbeiten in der sehr bergigen und von steilen und dicht bewaldeten Flusstälern durchzogenen Region gestalten sich schwierig, wie Südasien-Korrespondentin Maren Peters berichtet.
Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur BNA erschweren zugleich Erdrutsche die Zugangsstrassen. Insgesamt eine halbe Million Menschen sollen von den Beben betroffen sein, denen auch Nachbeben folgten.
«Alle Häuser wurden zerstört», schildert ein Augenzeuge gegenüber Tolonews. «Kinder, Frauen und Alte sind unter den Trümmern gefangen.» Das Erdbeben habe sich gegen Mitternacht ereignet, berichtet ein weiterer Anwohner. «Wir brauchen Fahrzeuge, Ärzte, einfach alles, um die Verletzten zu evakuieren und die Leichen zu bergen.»
«In den am stärksten betroffenen Gebieten wurden ganze Dörfer zerstört, während heftige Regenfälle und Überschwemmungen vor dem Erdbeben einen Grossteil der Berggebiete unzugänglich gemacht haben», sagte die Organisation International Rescue Committee (IRC).
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Bild 1 von 7. Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS hatte das Erdbeben eine Stärke von 6.0. Bildquelle: Keystone/AP Photo/Wahidullah Kakar.
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Bild 2 von 7. In der Provinz Kunar wurden zahlreiche Dörfer zerstört. Bildquelle: Keystone/AP Photo/Wahidullah Kakar.
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Bild 3 von 7. Die Menschen suchen inmitten der Trümmer ihrer Häuser in Dara Mazar, in der Provinz Kunar, nach ihren Habseligkeiten. Bildquelle: REUTERS/Stringer.
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Bild 4 von 7. Vom Unglück Betroffene versammeln sich um einen Militärhelikopter, um Verletzte aus der Region zu evakuieren. Bildquelle: Keystone/AP Photo/Wahidullah Kakar.
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Bild 5 von 7. Nach Angaben der Behörden sind noch zahlreiche Menschen unter Trümmern gefangen. Bildquelle: Keystone/AP Photo/Wahidullah Kaka.
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Bild 6 von 7. Tragen und Ambulanzen werden am Flughafen Nangarhar vorbereitet, um Opfer des Erdbebens aufzunehmen. Bildquelle: Keystone/Nangarhar Media Center via AP.
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Bild 7 von 7. Heftige Regenfälle und Überschwemmungen hatten zuvor zu Schäden an zahlreichen Strassen geführt. Hier im Distrikt Khyber am 30.08.2025. Bildquelle: IMAGO/Anadolu Agency/Hussain Ali.
Salam Al-Janabi von Unicef Afghanistan sagt gegenüber SRF: «In diesem Gebiet sind die Dörfer und Häuser terrassenförmig angelegt. Sie liegen fast übereinander und sind aus Steinen und Ziegeln gebaut.» Diese seien nicht gut befestigt und würden bei einem Erdbeben praktisch übereinander rutschen. «Die meisten Todesopfer sind auf diese Weise zu beklagen.» Aktuell gehe man von 600 zerstörten Häusern aus.
Viele weitere Tote befürchtet
Die Verletzten werden zum Teil mit Helikoptern ausgeflogen, wie Videos von Reuters TV zeigen. Die Kapazitäten sind aber angesichts der hohen Zahl von Verletzten sehr begrenzt, wie Peters sagt. Anwohnerinnen und Anwohner helfen Soldaten und der Sanität, Verletzte zu bergen. Diese werden laut Unicef-Sprecher auch in die von Unicef unterstützten Spitäler in Dschalalabad gebracht. Es wird erwartet, dass die Zahl der Toten weiter ansteigen könnte, Hunderte Menschen sind Berichten zufolge noch unter Schutt begraben.
Auch Teams von Unicef seien in das Erdbebengebiet unterwegs. «Wir sind im Moment daran, herauszufinden, wie wir sicherstellen können, dass der Zugang zu den schwierigen Gebieten erfolgt», so der Sprecher von Unicef Afghanistan. Das EDA schreibt auf Anfrage, es plane im Moment keine Entsendung von Rettungsteams. Abklärungen betreffend der Schweizer Unterstützung seien im Gange.
Immer wieder schwere Beben
Zu Erdbeben in der Region kommt es immer wieder, weil dort die indische und die eurasische Platte aufeinandertreffen. Erst im letzten Jahr kamen bei Erdbeben mehr als tausend Menschen ums Leben. Beim schlimmsten Erdbeben der jüngsten Zeit in Afghanistan vor zwei Jahren starben sogar mehr als 2000 Menschen.
Afghanistan gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Die finanziellen Mittel sind begrenzt. Ausländische Spender wie die UNO haben Hilfsgelder zuletzt massiv gekürzt. Viele Gesundheitszentren und Spitäler mussten als Folge geschlossen werden.