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Impfstreit mit Kosovo Impfdosen dienen Serbien als diplomatisches Druckmittel

  • Serbien hat wie kein anderes Land in Europa einen so grossen Teil seiner Einwohnerinnen und Einwohner bereits geimpft. Dies dank Impfstoffen aus Russland und China.
  • Im Kosovo hingegen gibt es noch gar keinen Impfstoff.
  • Jetzt betreibt Serbien mit seinen Impfstoff-Vorräten eine eigentliche Impf-Diplomatie.

Erst verschenkte Serbien Impfstoff an Spitäler im Kosovo. Aber dort nur im von Serben bewohnten Teil. Kosovo protestierte, weil der Impfstoff noch nicht zugelassen ist. Jetzt offeriert Serbien die Fahrt mit Bussen zum Impfen im eigenen Land. Allerdings nur für Personen mit serbischem Pass oder Identitätskarte. Das sorgt für Ärger.

Hunderte Impftouristen

«Wenn es hier im Kosovo einen Impfstoff gäbe, hätten wir uns hier geimpft. Ich bin ein wenig verzweifelt, warum es hier nicht für alle Menschen Impfstoff gibt. Sowohl für uns Serben als auch für die andern, die Albaner», sagt zum Beispiel Dobrila Kostic, welche die Reise nach Serbien auf sich nimmt, um sich impfen zu lassen.

So sieht es auch Sinisa Zivic, auch sie eine Impftouristin: «Wir sollten nicht nach Serbien gehen müssen. Wir sollten den Impfstoff hier im Kosovo bekommen. Aber was sollen wir machen?»

Ein Plakat zeigt den Händedruck von Vucic und Xi
Legende: Dank russischer und chinesischer Hilfe werden Impfdosen zum diplomatischen Druckmittel. Keystone

Und so fahren sie derzeit zu Hunderten über die Grenze nach Serbien, um sich russischen oder chinesischen Impfstoff spritzen zu lassen. In den letzten Wochen liess Serbien auch im Kosovo nicht zugelassenen russischen Impfstoff an ethnische Serben verimpfen.

Zum Ärger der Behörden im Kosovo. «Serbien versucht sich in unsere internen Angelegenheiten einzumischen, um unser Land zu destabilisieren», sagt Vjosa Osmani, die Präsidentin Kosovos. «Sie werden jede Gelegenheit nutzen, um uns zu destabilisieren. Auch diese Impfung. Und das könnte unsere Sicherheit gefährden.»

Kosovo ist machtlos

In Serbien betrachtet man Kosovo als einen Teil des Landes. Man will weiterhin Bürgerinnen und Bürger aus dem Kosovo impfen. Auch gegen den Willen der kosovarischen Regierung.

So sagt Vladimir Petkotiv, der serbische Impfkoordinator für Zentralkosovo: «Alle, die die erste Dosis erhalten haben, bekommen zum geplanten Zeitpunkt die zweite Dosis des Impfstoffs. Das Interesse ist enorm.»

Der Kosovo ist machtlos. Serbien nutzt Pandemie und Impfung zur Demonstration seiner Stärke.

Tagesschau, 28.02.2021: 19:30 Uhr ; 

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