Zum Inhalt springen

In Moskau verhaftet Eine Warnung an mögliche Mitwisser

Auf dem Moskauer Flughafen wurde die Ex-Geliebte eines Oligarchen verhaftet. Die Frau behauptet, etwas zu wissen, das die Amerikaner interessieren könnte.

Das Handy-Video ist verwackelt. Aber man erkennt deutlich, wie mehrere Männer eine junge Frau gewaltsam in einen Rollstuhl drücken. Sie wehrt sich verzweifelt. Aber die Männer sind stärker und führen sie schliesslich ab.

Durch die Passkontrolle gezerrt und verhaftet

Das Video zeigt die Festnahme von Anastasia Waschukewitsch auf dem Moskauer Flughafen Scheremetjewo. Ihr Anwalt sagt, die Weissrussin sei eigentlich im Transitbereich und bloss auf Durchreise gewesen. Sie sei dann gegen ihren Willen durch die Passkontrolle gezerrt und schliesslich auf russischem Territorium festgenommen worden.

Den russischen Sicherheitsbehörden scheint sehr wichtig gewesen zu sein, Waschukewitsch in die Finger zu bekommen. Offiziell wird ihr Anstiftung zur Prostitution vorgeworfen. Doch das scheint vorgeschoben. Prostitution ist in Russland zwar verboten, aber dennoch weit verbreitet. Warum also soll ausgerechnet Waschukewitsch deswegen belangt werden? Ihre Festnahme hat wohl eher damit zu tun, dass sie sehr mächtige Feinde hat.

Die jüngste Entwicklung in dem Fall:

Box aufklappen Box zuklappen

Das weissrussische Model Anastasia Waschukewitsch ist in der Zwischenzeit aus der Untersuchungshaft in Moskau entlassen worden. Gegen die Frau werde jedoch weiter wegen Anstiftung zur Prostitution ermittelt, sagte die Richterin laut russischen Medien.

Zu viele Bilder der Lustreisen mit dem Oligarchen?

Die gebürtige Weissrussin hatte nach eigenen Angaben eine Liebesbeziehung mit dem schwerreichen Geschäftsmann Oleg Deripaska, 51. Sie hat darüber sogar ein Buch geschrieben: «Wie man einen Oligarchen verführt», lautet der Titel. Darin berichtet sie unter anderem von Ferien auf der Yacht von Deripaska.

In sozialen Netzwerken veröffentlichte sie zudem Fotos und Videos von diesen Lustreisen. Auf einem dieser Bilder ist auch Sergej Prichodko zu sehen. Der 62-Jährige war russischer Vizepremierminister und ist heute noch hoher Beamter im Machtapparat.

Waschukewitsch blickt durch eine Scheibe und spricht mit einem Mann.
Legende: Anastasia Waschukewitsch vor Gericht: Der jungen Weissrussin drohen sechs Jahre Haft. Reuters

Mit anderen Worten: Waschukewitsch hat Dinge ausgeplaudert, die andere Leute lieber im Verborgenen gehalten hätten. Der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny jedenfalls nutzte die Offenherzigkeit der jungen Frau: vor einem Jahr veröffentlichte er ein Video, in dem er die Frage aufwarf, was Politiker Prichodko auf der Yacht des Oligarchen Deripaska mache – und das erst noch in Begleitung ziemlich junger Frauen.

In Thailand festgenommen

Waschukewitsch, die in der Öffentlichkeit unter dem Künstlernamen Nasty Rybka auftritt, setzte sich darauf nach Thailand ab, wo sie unter anderem Sex-Kurse gab. Dort wurde sie im März 2018 verhaftet, mehrere Monate lang sass sie in Haft. Aus dem thailändischen Gefängnis – und das war vielleicht ihr grösster Fehler – bat sie die USA um Hilfe.

Im Austausch für politisches Asyl würde sie Informationen über die russische Einmischung in die US-Wahlen von 2016 preisgeben, erklärte sie. Das tönte nach einem spektakulären Angebot, zumal Oligarch Deripaska wegen seiner Nähe zum Kreml unter amerikanischen Sanktionen steht. Auf einem von Waschukewitschs Videos ist zudem zu hören, wie der Oligarch mit einem Spitzenpolitiker Prichodko das amerikanisch-russische Verhältnis diskutierte.

Es drohen sechs Jahre Haft

Wie viel weiss also die Ex-Geliebte des Oligarchen? Das ist unklar. Die Amerikaner interessierten sich jedenfalls nicht für sie. Und die Thailänder auch nicht. Sie wollten Waschukewitsch Ende vergangener Woche in ihre weissrussische Heimat abschieben. Bei der Zwischenlandung in Moskau wurde sie schliesslich verhaftet.

In Russland scheint es Leute zu geben, die an der jungen Frau ein sehr grosses Interesse haben. Oder auch einfach daran, dass sie und andere Geliebte mächtiger Männer zukünftig nichts mehr ausplaudern. Bei einer Verurteilung drohen Anastasia Waschukewitsch sechs Jahre Haft.

Meistgelesene Artikel