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In zwei Wochen Stichwahl ums Präsidentenamt in Rumänien – Rechtspopulist vorn

  • Im EU- und Nato-Land Rumänien droht ein Rechtsruck.
  • Der extrem rechte Kandidat George Simion hat die erste Wahlrunde mit grossem Abstand gewonnen, aber eine absolute Mehrheit verfehlt.
  • Ob er Staatschef wird, entscheidet sich daher bei einer Stichwahl am 18. Mai.

Dabei tritt Simion gegen den in der ersten Runde Zweitplatzierten an – wahrscheinlich ist dies der liberalkonservative, parteilose Bürgermeister von Bukarest, Nicusor Dan.

Nach Angaben des Zentralen Wahlbüros erhielt Simion rund 40 Prozent der abgegebenen Stimmen. Auf Platz zwei kam nach Auszählung der Stimmzettel von etwas mehr als 99 Prozent der Wahllokale der parteilose Kandidat Nicusor Dan, mit rund 21 Prozent – dicht gefolgt von Crin Antonescu, Kandidat der bürgerlich-sozialdemokratischen Regierung mit knapp 20 Prozent. Antonescu gestand seine Niederlage ein. Die beiden trennten bei diesem Stand rund 56'000 Stimmen.

Mann am Rednerpult mit applaudierenden Menschen.
Legende: Der proeuropäische Präsidentschaftskandidat und Bürgermeister von Bukrest Nicusor Dan Keystone

Zentrale Botschaft Simions im Wahlkampf war sein Schulterschluss mit einem kremlfreundlichen Politiker. «Wir haben zusammen Geschichte geschrieben, wir nähern uns einem hervorragenden Ergebnis», sagte Simion in einer im Fernsehen verbreiteten Ansprache. In Rumänien, das die vom russischen Angriffskrieg heimgesuchte Ukraine grenzt, bestimmt der Staatschef die Richtlinien der Aussen- und Sicherheitspolitik.

Wiederholung der annullierten Präsidentenwahl

In der ersten Runde der Präsidentenwahl im November 2024 hatte der rechtsextreme Kremlfreund Calin Georgescu überraschend die meisten Stimmen erhalten.

Das Verfassungsgericht erklärte das Ergebnis aber wegen Unregelmässigkeiten bei der Wahlkampffinanzierung für ungültig. Auch eine erneute Präsidentenkandidatur Georgescus verbot das Gericht und genehmigte damit eine Entscheidung des Zentralen Wahlbüros. Dieses hatte beanstandet, dass Georgescu demokratische Grundwerte nicht anerkenne. Gegen ihn ermittelt seit Ende Februar die Staatsanwaltschaft. 

Georgescu trat nun als Simions Verbündeter auf. Simion wiederum schloss nicht aus, Georgescu ins Amt des Ministerpräsidenten zu verhelfen. Am Wahltag gingen die beiden sogar demonstrativ gemeinsam zur Stimmabgabe. Georgescu hatte unter anderem erklärt, die Zukunft Rumäniens liege in der «Weisheit Russlands». Zudem hatte Georgescu öffentlich bezweifelt, dass der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine real sei. 

Jubelnde Menschenmenge macht Selfies bei Veranstaltung.
Legende: Anhänger der Partei AUR feiern während der ersten Runde der Wiederholung der Präsidentschaftswahlen in Rumänien. Keystone

Andererseits ist Simions Partei AUR im EU-Parlament Teil der russlandkritischen Fraktion EKR, zu der auch die Partei von Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni gehört. Dass Simion jetzt den Schulterschluss mit dem im Umfragen immer noch beliebten Kremlfreund Georgescu gesucht hat, schreiben manche Beobachter auch wahlkampftaktischen Gründen zu.

SRF 4 News, 5.5.2025, 0:00 Uhr ; 

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