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Inhaftierter Journalist Australische Charmeoffensive für Assange – das steckt dahinter

Für die USA ist der Fall klar: Wikileaks-Gründer Julian Assange soll für maximal 175 Jahre hinter Gitter, weil er US-Militärgeheimnisse verraten habe. Assange sitzt zurzeit aber noch in einem britischen Gefängnis und wehrt sich mit allen Mitteln gegen die Auslieferung. Aktuell hängig ist noch eine Klage gegen den Auslieferungsbefehl des britischen Innenministeriums.

Unterstützung erhält Assange aus aller Welt, auch aus seiner Heimat. So hat der australische Regierungschef Anthony Albanese gefordert, dass Assange freigelassen werde. Kommt die Charmeoffensive aus Australien noch rechtzeitig? Korrespondent Urs Wälterlin ordnet ein.

Urs Wälterlin

Mitarbeiter Australien/Ozeanien

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Der gebürtige Prattler Urs Wälterlin lebt seit 1992 in der Nähe der australischen Hauptstadt Canberra. Er berichtet für SRF über Australien, Neuseeland und Ozeanien.

SRF News: Wie ernst ist es Albanese?

Urs Wälterlin: Er erklärte während den Krönungsfeierlichkeiten für König Charles jüngst, dass niemandem gedient sei, wenn Assange weiterhin im Gefängnis sitze. Er zeigte sich sichtlich frustriert, ja fast empört darüber, dass die Verhandlungen zwischen den australischen und den amerikanischen Behörden über ein Ende der Haft bisher im Sand verlaufen sind. Es war das erste Mal, dass sich Albanese als Premierminister so deutlich zu Assange geäussert hatte.

Hat Albaneses Äusserung einen Zusammenhang mit dem Besuch von US-Präsident Biden von nächster Woche in Australien?

Albanese wird Biden zu regionalen Sicherheitsverhandlungen treffen. Er dürfte ihn wohl bitten, das Auslieferungsbegehren der amerikanischen Justizbehörden für Assange fallen zu lassen. Die Frage wird sein, ob und wie weit Biden auf solche Forderungen oder auch Bitten eingehen wird. Der amerikanische Präsident hält sehr wenig von Assange und seinen kompromittierenden Veröffentlichungen. Es gibt in Washington ohnehin wenige Politiker, die eine Freilassung des Australiers begrüssen würden, sowohl unter den Republikanern als auch unter den Demokraten.

Assange ist den meisten Australiern egal.

Wie äusserten sich die konservativen Vorgängerregierungen in Australien zu Assange?

Dies ist insofern interessant, als Assange der vor einem Jahr abgewählten konservativen australischen Regierung völlig egal war. Die meisten Regierungspolitiker sahen in ihm einen Verräter. Nun aber hat der konservative Oppositionsführer Peter Dutton jüngst erklärt, dass er ein Ende dieser unendlichen Geschichte begrüssen würde. Das hat Assanges Anhängerinnen und Anhänger ermutigt, denn Dutton war bisher ein absoluter Hardliner in Sachen nationaler Sicherheit und der Meinung, dass man Leute wie Assange einschliessen und den Schlüssel wegwerfen müsste.

Schilder mit Person.
Legende: Für die USA ist der Fall klar: Wikileaks-Gründer Julian Assange soll für maximal 175 Jahre hinter Gitter, weil er US-Militärgeheimnisse verraten habe. Keystone/OLIVIER MATTHYS

Gibt es Druck aus der australischen Bevölkerung, Assange wieder heim zu holen?

Assange ist den meisten Australiern egal. Man redet nicht viel darüber. Viele haben sogar eine negative Meinung über ihn, wenn sie überhaupt eine Meinung haben. Dies aus zwei Gründen: Zum einen haben ihn die mehrheitlich konservativen Medien immer wieder als Verräter bezeichnet.

Zum anderen gibt es eine Handvoll Journalisten in Australien, die Assange als Aktivisten bezeichnen und nicht als einen der ihren. Seine Unterstützer dagegen, auch bekannte Akademikerinnen und Akademiker, finden, die Veröffentlichungen sei eine Art von Journalismus, der im Interesse der Öffentlichkeit liegt und fragwürdige und illegale Machenschaften des Staates aufdeckt. Selbst unter Assanges Kritikern wird die Meinung langsam lauter, dass vier Jahre Einzelhaft ohne vorherige rechtmässige Verurteilung in einem liberalen demokratischen System schlicht keinen Platz haben dürften.

Das Gespräch führte Daniel Hofer.

Rendez-vous, 16.5.2023, 12:30 Uhr ; 

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