Sie haben ihm gezeigt, wie man mit einem Sturmgewehr tötet. Die Ausbilder der islamistischen Terrormiliz IS (Islamischer Staat). Der Deutsche Dschihad-Tourist Kreshnik B. wollte Scharfschütze werden. Töten aus der Distanz.
Von den Richtern des Oberlandesgerichts Frankfurt ist er nun zu drei Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt worden.
Das Gericht wertet seine freiwillige Abkehr von den IS-Schlächtern und seine Rückkehr nach Deutschland als mildernde Umstände. Ob ihm heute jede Gefährlichkeit abgeht, bezweifeln die Richter indes.
Weiter anfällig für Hasspredigten
Im ersten deutschen Prozess gegen ein Mitglied der IS-Terrormiliz sehen es die Richter als erwiesen an, dass der heute 20-Jährige im Juli 2013 nach Syrien gereist ist, um mit dem IS gegen das Assad-Regime zu kämpfen.
Der Vorsitzende Richter betonte ferner, er sehe die Gefahr, dass sich Kreshnik B. erneut von Hasspredigern verführen lasse. «Der Angeklagte war aber nicht für seine Einstellung oder Verführbarkeit, sondern für seine Tat zu bestrafen», sagte er. Und die wiegt schwer im deutschen Strafrecht.
Ein bisschen Dschihad gespielt
Der Deutsche mit Wurzeln im Kosovo war im Prozess geständig. Er habe zwei Treueeide auf den IS geschworen und auch an Kampfhandlungen teilgenommen. Allerdings will er in Syrien lediglich in der zweiten Reihe gestanden haben. Auf Menschengeschossen habe er nie, beteuerte der Verurteilte.
Bei seiner Rückkehr vor knapp einem Jahr ist der Frankfurter am Flughafen festgenommen worden, er sass seither in Untersuchungshaft.
Die Bundesanwaltschaft hatte auf die höchst mögliche Strafe plädiert. Die Verteidigung dagegen auf die niedrigst mögliche. Das Gericht entschied sich für ein Strafmass genau in der Mitte dieser Forderungen. Der ursprüngliche Anklagepunkt, eine schwere staatsgefährdende Straftat im Ausland vorbereitet zu haben, wurde fallen gelassen.
180 wandelnde Zeitbomben
Kreshnik B. ist kein Einzelfall in Deutschland. Wie in anderen Ländern Europas haben hunderte von jungen Männern das ruhige Europa verlassen, um den Mördertruppen des IS zu folgen.
Das deutsche Bundesamt für Verfassungsschutz geht davon aus, dass 550 Islamisten aus Deutschland in das Kampfgebiet in Syrien und im Irak gereist sind. Mindestens 60 von ihnen sollen dort umgekommen sein, neun von ihnen bei Selbstmordanschlägen.
Nach Auffassung der Behörde sind inzwischen rund 180 Kämpfer wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Sie gelten als grosses Sicherheitsrisiko, da sie an Waffen und Sprengstoff ausgebildet sind und Anschläge in Deutschland verüben könnten.