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International 30 Tote bei mutmasslichem IS-Anschlag in der Türkei

Bei einer Explosion in der südtürkischen Stadt Suruç nahe der Grenze zu Syrien sind mindestens 30 Menschen ums Leben gekommen. Die türkische Regierung macht Terroristen des «Islamischen Staats» für die Bluttat verantwortlich.

Bei einer Explosion in der Stadt Suruç im Südosten der Türkei sind mindestens 30 Menschen getötet worden. Laut dem türkischen Innenministerium wurden weitere rund 100 Personen verletzt. Die Explosion ereignete sich kurz vor Montagmittag.

Wie die lokalen Behörden in Suruç ausführen, hatten sich Anhänger einer sozialistischen Jugendorganisation im Garten eines Kulturzentrums für eine Medienkonferenz versammelt.

Dabei sollte es um den Wiederaufbau der nordsyrischen Stadt Kobane gehen, die nur wenige Kilometer entfernt auf der syrischen Seite der Grenze liegt. Unter den Toten und Verletzten sind denn auch viele Jugendliche aus diversen türkischen Städten, die sich in Suruç eingefunden hatten.

Flucht in die Türkei

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Suruc liegt nur zehn Kilometer von Kobane entfernt und wird überwiegend von Kurden bewohnt. Tausende Menschen sind aus Kobane in die Türkei geflohen. Viele von ihnen leben in einem Lager in Suruc. Insgesamt sind rund zwei Millionen Syrer vor dem Bürgerkrieg in die Türkei geflüchtet.

Terroristen des IS als Urheber vermutet

Dies nährte rasch Spekulationen vor allem in der kurdischen Bevölkerung, dass der Anschlag ein Racheakt der Terrormiliz «Islamischer Staat» sein könnte, wie die Journalistin Inga Rogg in der Türkei gegenüber SRF sagte. Die Detonation soll laut den türkischen Behörden durch einen Selbstmordanschlag verursacht worden sein.

Am Montagabend bestätigte der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu, dass es Anzeichen dafür gebe, dass der IS hinter dem Anschlag stecke. Die Sicherheitsvorkehrungen an der Grenze zu Syrien würden nun verschärft. In einer Medienmitteilung schrieben die Behörden: «Wir rufen alle dazu auf, zusammenzustehen angesichts dieses Terroranschlags, der sich gegen den Zusammenhalt in unserem Land richtet.»

«Die türkische Regierung geht verstärkt gegen den IS vor, nachdem sie ihn lange Zeit praktisch in Ruhe gelassen hatte», sagte die Journalistin Rogg weiter. Auch deshalb sei ein Racheakt des IS gegen die Türkei durchaus eine plausible Möglichkeit.

Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte die Tat bei einem Besuch in Nordzypern und sagte, er verdamme die Täter im Namen des Volkes für ihre «Bestialität».

Explosion auch bei Kobane

Eine weitere Explosion hat sich bei einer kurdischen Strassenkontrolle im benachbarten Kobane in Syrien in Richtung Aleppo ereignet.

Ein Kurdensprecher berichtete von einer Autobombe, die zwei Kämpfer der kurdischen Miliz YPG getötet habe. Kobane ist umkämpft zwischen der YPG und Kämpfern des IS. Nachdem die IS-Terroristen die Stadt im Januar an die Kurden verloren hatten, wurde sie zum Symbol des kurdischen Widerstandes.

Demonstrationen nach Anschlag

Nach dem tödlichen Anschlag in Suruç ist es in Istanbul zu Protesten gekommen. Hunderte pro-kurdische Demonstranten versammelten sich am Montagabend und gaben der Erdogan-Regierung eine Mitschuld an dem Selbstmordanschlag. Dies, weil die regierende AKP den IS im Kampf gegen Kurden in Syrien unterstützt habe. Die Polizei ging mit Wasserwerfern und Tränengas gegen die Demonstranten vor.

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