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International 50 Tote bei Angriffen auf syrische Spitäler

Bei Luftangriffen auf Kliniken und Schulen sind in Syrien zahlreiche Zivilisten gestorben. Auch ein von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) unterstütztes Spital wurde bombardiert – laut der Organisation gezielt.

Bei Raketenangriffen auf Kliniken und Schulen im Norden Syriens sind nach Angaben der UNO fast 50 Zivilisten getötet worden. Zahlreiche Menschen seien verletzt worden, als mindestens fünf medizinische Einrichtungen und zwei Schulen in Aleppo und Idlib getroffen worden seien, teilte die UNO in New York mit.

Das sagt das Völkerrecht

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Gemäss humanitärem Völkerrecht dürfen in einem Konflikt nur militärische Ziele angegriffen werden. Personen, die nicht oder nicht mehr an den Feindseligkeiten teilnehmen, haben Anspruch auf physische und psychische Unversehrtheit. Auch Sanitätspersonal und medizinische Einrichtungen sind zu schonen.

Schulen und Spitäler im Visier

Allein in der Stadt Asas nahe der türkischen Grenze kamen 14 Menschen ums Leben, als Raketen in ein Kinderkrankenhaus und in zwei Schulen einschlugen.

Bei einem Raketenangriff auf die Stadt Marat Numan in der Provinz Idlib wurden zwei weitere Krankenhäuser getroffen. Eine der Kliniken wird von der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) unterstützt.

40'000 ohne medizinische Versorgung

Das Spital wurde von vier Raketen in zwei Angriffswellen innerhalb weniger Minuten getroffen, heisst es in einer Medienmitteilung der Ärzte ohne Grenzen. «Die Zerstörung des von MSF unterstützen Spitals scheint ein gezielter Angriff auf eine Gesundheitseinrichtung zu sein», beklagt Massimiliano Rebaudengo, Einsatzleiter von MSF. Acht Personen starben, acht Personen werden noch vermisst.

Ausserdem lasse die Zerstörung des Krankenhauses eine lokale Bevölkerung von rund 40'000 Menschen ohne Zugang zu medizinischer Versorgung zurück, in einer aktiven Konfliktzone, berichtet die Organisation.

MSF betreibe das Spital zwar nicht, unterstütze die Einrichtung seit September aber unter anderem mit medizinischen Hilfsmitteln. Insgesamt unterstützt MSF in Syrien mehr als 150 Spitäler. Seit Jahresbeginn wurden fünf davon bei Angriffen beschädigt.

Gegenseitige Schuldzuweisungen

UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die Angriffe als «eklatante Verstösse gegen internationales Recht». Auch Washington verurteilte die Luftangriffe. Das US-Aussenministerium machte die Regierung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad und deren Verbündeten Russland für die Angriffe verantwortlich. Auch der Präsident von MSF, Mego Terzian, machte die syrische Regierung oder Russland für die Anschläge verantwortlich.

Dem widersprach der syrische Botschafter in Moskau. Er sagte im Fernsehen, das Krankenhaus sei von US-Kampfflugzeugen zerstört worden. Die russische Gesundheitsministerin Veronika Skworzowa sagte in Genf, die Angriffe richteten sich gegen Strukturen des IS.

Merkel für Flugverbotszone

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Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel befürwortet eine Flugverbotszone über Syrien. «In der jetzigen Situation wäre es hilfreich, wenn es dort ein Gebiet gäbe, auf das keine der Kriegsparteien Angriffe fliegt – also eine Art Flugverbotszone», sagte sie der «Stuttgarter Zeitung». Verhandlungen mit der Terrormiliz IS schliesst sie strikt aus.

Zurzeit versuchen die Truppen des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad mit Hilfe der russischen Luftwaffe, die Metropole Aleppo in Nordsyrien einzunehmen. Sie gehen vor allem gegen Rebellen vor, die von westlichen Staaten unterstützt werden.

Türkei droht Kurden

Durch die Kämpfe sind Kurdenmilizen erhebliche Gebietsgewinne gelungen. Dies hat die Türkei auf den Plan gerufen, die ein Erstarken kurdischer Gruppen fürchtet. Ein Teil der Kämpfe konzentriert sich auf die Stadt Asas. Dort halten sich Zehntausende Flüchtlinge auf.

Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu warnte die Kurden, sein Land werde nicht zulassen, dass Asas in die Hände der kurdischen YPG-Miliz falle. Am Wochenende hatte die türkische Armee Stellungen der YPG beschossen und damit nach eigenen Angaben die Einnahme von Asas verhindert.

Die YPG ist ein Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und gehört zu den wichtigsten Verbündeten des Westens. Die Türkei bekämpft jedoch die PKK und befürchtet, dass die YPG und ihre Verbündeten die gesamte Grenze zur Türkei unter ihre Kontrolle bringen.

Davutoglu warf der russischen Luftwaffe vor, hinter dem Raketenangriff in Asas zu stehen. Russland indes beschuldigte die Türkei, Dschihadisten und Söldner nach Syrien zu lassen.

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