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Zwei Personen unter blauen Regenschirmen schauen in Richtung des Eiffelturms.
Legende: Der UNO-Klimavertrag von Paris tritt heute in Kraft. Aber konkrete Massnahmen lassen auf sich warten. Reuters

International Ab heute gilt es ernst mit dem Pariser Klimavertrag

Die Weltgemeinschaft hat sich im UNO-Klimavertrag von Paris verpflichtet, die Treibhausgase zu reduzieren. Er tritt schon heute in Kraft – nur knapp einem Jahr nach der Unterzeichnung. SRF-Wissenschaftsredaktor und Klimaexperte Thomas Häusler erklärt, weshalb die Zeit drängt.

SRF News: Vor elf Monaten wurde der Pariser Klimavertrag geschlossen, heute tritt er in Kraft. Wie ist diese kurze Zeitspanne zu erklären?

Thomas Häusler

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Porträt Thomas Häusler.

Seit 2013 leitet Thomas Häusler die Redaktion Wissenschaft von SRF, zu der er bereits 2007 stiess. Zuvor war er Ressortleiter Wissenschaft beim damaligen Magazin «Facts».

Thomas Häusler: Ganz konkret ändert sich kaum etwas. Das Pariser Abkommen gibt nur einen Rahmen vor, wie die Staaten den Klimawandel bremsen wollen. Sie haben sich darin zum Beispiel verpflichtet, alle fünf Jahre einen Plan vorzulegen, der darlegt, um wie viel ein Land seinen CO2-Ausstoss reduzieren will.

Aber diese konkreten Pläne selbst sind gar nicht Teil des Abkommens. Das heisst, mit dem Pariser Vertrag haben die Länder sozusagen lediglich den Papierkram erledigt, wie es eine Umweltorganisation salopp formuliert hat. Nun müssen die Taten folgen – konkrete Massnahmen zur Reduzierung des CO2-Ausstosses.

Nächste Woche soll an einer Klimakonferenz in Marokko über konkrete Massnahmen diskutiert werden. Was kann man heute schon darüber sagen?

Wichtige Verhandlungspunkte betreffen noch einmal Papierkram. Es geht unter anderem darum, welche Regeln die Länder künftig bei ihren Klimaschutzplänen befolgen müssen. Das ist nämlich im Pariser Abkommen gar nicht festgelegt. Ein Stichwort ist die Transparenz. Diese ist zentral, denn nur wenn diese CO2-Pläne transparent sind, kann man nachher überprüfen, ob ein Land auch liefert, was es verspricht.

Im Fokus wird aber auch stehen, um wie viel die Länder bis 2020 ihren CO2-Ausstoss reduzieren werden, denn diese Periode fällt noch nicht unter das Pariser Abkommen. Dieses betrifft erst die Zeit nach 2020. Diese nächsten paar Jahre sind sehr wichtig, weil die Wissenschaft klar sagt, dass die Länder bisher viel zu wenig machen. Sie müssen dringend nachbessern.

Es ist also unbekannt, was wir bis wann von diesem Vertrag wirklich spüren werden?

Das ist genau so. Mit den bis heute eingereichten Klimaschutzplänen würde sich die Erde um etwa drei Grad erwärmen. Das aber wäre für viele Länder gefährlich. So sagt es der Weltklimarat. Und darum – neben allen Diskussionen um Regeln oder Geld – geht es unter dem Strich nun darum, dass die Länder viel schneller handeln als bisher. Der Geist von Paris, der so oft beschworen worden ist, muss sich nun möglichst bald in konkreten Massnahmen materialisieren.

Das Gespräch führte Rino Curti.

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