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International Abgas-Affäre kostet VW-Chef doch noch den Kopf

Martin Winterkorn tritt als Konzernchef von Volkswagen zurück. Der 68-Jährige begründet seinen Entscheid damit, dass VW einen Neuanfang brauche. Die Affäre wirft auch ein schlechtes Licht auf die deutsche Regierung. Diese wusste offenbar schon länger von überhöhten Abgas-Werten bei Diesel-Autos.

Martin Winterkorn tritt als Konzernchef von Volkswagen zurück. Der 68-jährige Manager zieht mit diesem Schritt die Konsequenzen aus dem Skandal um manipulierte Abgaswerte in den USA. Winterkorn begründet seinen Rücktritt damit, dass VW einen neuen Anfang benötige.

«Bestürzt» und «fassungslos»

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Nach einer Krisensitzung zeigte sich Martin Winterkorn «bestürzt über das, was in den vergangenen Tagen geschehen ist». Er sei fassungslos, dass «Verfehlungen dieser Tragweite im Volkswagen-Konzern möglich waren». Gleichzeitig erklärte Winterkorn, sich keines Fehlverhaltens bewusst zu sein.

Bereits nach Auffliegen des Skandals waren Rufe nach einem Wechsel auf der Chefetage laut geworden. Die Aktienwerte des Konzerns stabilisierten sich unmittelbar nach Bekanntgabe des Rücktritts.

Bisher keine Rückruf-Aktion

In der Abgas-Affäre hat Volkswagen bisher nicht über eine Rückrufaktion entschieden. Zudem schweigt sich der Autobauer über die betroffenen Modelle aus.

Ob in Europa ebenfalls Abgaswerte von Autos manipuliert wurden, kann auch die EU-Kommission derzeit nicht beantworten. «Es ist heute zu früh, um zu sagen, ob Volkswagen-Fahrzeuge in Europa betroffen sind», erklärte eine Vertreterin der Brüsseler Behörde.

Deutsche Regierung wusste offenbar Bescheid

Die Abgase-Affäre wirft auch ein schlechtes Licht auf die deutsche Regierung. Offenbar wusste diese bereits seit mindestens einem Jahr von vielfach überhöhten Abgas-Werten bei Diesel-Autos.

Man habe seit dem Herbst 2014 belastbare Indizien, dass selbst moderne Euro-6-Diesel erheblich erhöhte reale Stickoxid-Emissionen aufwiesen, schrieb die Regierung im August als Antwort auf eine Mahnung der EU-Kommission.

Mögliche Folgen für die Schweiz

Die VW-Abgas-Affäre könnte auch für die Schweizer Wirtschaft nachteilige Folgen haben. Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann befürchtet, dass die Vertrauenskrise den Schweizer Zulieferern für die deutsche Autoindustrie schaden könnte.

Gegenüber SRF News sagte Schneider-Ammann: «Wir haben ein Rheintal in unserem Land, das ist Komponentenhersteller und Zulieferer für die deutsche Autoindustrie. Sollte in Deutschland jetzt wegen dieser Vertrauenskrise mit irgendeinem Nachfrageeinbruch umgegangen werden müssen, dann heisst das, dass es direkt durchschlagen würde zu den Zulieferern.»

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