Der Irak erlebt den blutigsten Sommer seit gut fünf Jahren. Nach UNO-Angaben wurden im Juli mehr als 1000 Menschen getötet. Zehn Jahre nach dem Sturz von Diktator Saddam Hussein droht das Land im Terror zu versinken.
Die Feierlichkeiten zum Ende des Ramadans wurden von brutaler Gewalt erstickt. Bei einer Serie von verheerenden Sprengstoffanschlägen und willkürlichen Feuerangriffen auf Zivilisten kamen am Wochenende nach Angaben von Spitälern und lokalen Medien mindestens 120 Menschen ums Leben. Zudem wurden etwa 300 Menschen verletzt.
In der Hauptstadt Bagdad, wo insgesamt zehn Autobomben auf Märkten und vor öffentlichen Gebäuden detonierten, zählte der Fernsehsender Al-Baghdadija 98 Opfer. In der nördlichen Stadt Kirkuk starben den Angaben zufolge 14 Menschen, als eine Autobombe neben einer schiitischen Moschee explodierte.
Al-Kaida auf dem Vormarsch
Ziel der Bombenserie waren unter anderem Einkaufsstrassen und Freizeitparks. Dort hielten sich während des mehrtägigen Festes Eid al-Fitr, welches das Ende des Ramadans markiert, sehr viele Menschen auf.
Mittlerweile hat sich ein Zweig des internationalen Terror-Netzwerks Al-Kaida zu den Anschlägen bekannt. Die Schiiten sollten sich «Tag und Nacht nicht in Sicherheit» fühlen, erklärte die Bewegung Islamischer Staat im Irak und im Morgenland.
NZZ-Korrespondentin Inga Rogg hatte bereits am Sonntag vermutet, dass die Al-Kaida hinter den Anschlägen steht. Sie bringt die Bombenserie mit der Befreiung von hunderten Al-Kaida-Mitgliedern aus Haftanstalten Ende Juni in Verbindung. Seither gewinne die Terrororganisation immer mehr Spielraum.
Der Machtkampf zwischen Sunniten und Schiiten war nach dem Abzug der US-Truppen vor eineinhalb Jahren erneut eskaliert. Viele sunnitische Muslime, die unter Saddam der Elite angehörten, fühlen sich von der Regierung des schiitischen Ministerpräsidenten Nuri al-Maliki benachteiligt.