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International Al-Kaida will gefangene Terroristen befreien

Die Al-Kaida im Jemen gibt nicht auf: Nach dem Verlust hochrangiger Kämpfer durch Drohnen wird die Befreiung inhaftierter Gesinnungsgenossen angekündigt. Ernstzunehmende Drohung oder Sturm im Wasserglas? SRF News Online sprach darüber mit einem Al-Kaida-Experten.

Die Terrorgruppe Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQAP) hat den Tod von Mitgliedern der Gruppe bei US-Drohnenattacken Jemen bestätigt.

In einer Botschaft heisst es: «Wir haben Brüder verloren, die zu Gott gegangen sind.» Laut dem Anführer Nassir al-Wuhaischi bereite man zudem die Befreiung gefangener Gesinnungsgenossen vor.

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porträt
Legende: steinberg

Guido Steinberg ist promovierter Islamwissenschaftler und Mitarbeiter der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. Er forscht insbesondere zur Politik des Nahen Ostens. Sein Schwerpunkt liegt auf der Arabischen Halbinsel und dem Irak sowie dem islamistischen Terrorismus. Bis 2005 arbeitete Steinberg als Terrorismusreferent im Bundeskanzleramt.

Für den Al-Kaida-Experten Guido Steinberg ein durchaus realistisches Szenario. «Befreiungsaktionen für Al-Kaida-Kämpfer gab es schon immer – im Irak, in Pakistan und in Libyen. Auch für den Jemen ist das nichts Neues.» Ein verurteilter Dschihadi habe speziell im Jemen noch nie fürchten müssen, seinen Lebensabend im Gefängnis zu verbringen, so Steinberg.

Trotz Verlusten bleibt Terrornetz gefährlich

Momentan operiere die jemenitische Al-Kaida eher aus den Bergen. Vor allem durch Drohnenschläge sei die Organisation erheblich geschwächt.

Allein in den vergangenen zwei Wochen sollen mehr als 30 Terroristen getötet worden sein. «Aber auch wenn sie nicht mehr so stark sind wie zwischen 2010 und 2012, muss man sie ernst nehmen.»

Saudi-Arabien im Visier der Extremisten

Denn «die jemenitische Al-Kaida hat unter anderem auch das Ziel, das System in Saudi-Arabien zu stürzen. Das macht sie extrem gefährlich», so Steinberg.

«Saudi-Arabien ist für die Weltpolitik ein äusserst wichtiger Staat – nicht nur wegen der grossen Ölvorkommen, sondern auch als geistiges Zentrum für die muslimische Weltbevölkerung.» Wenn dieser grosse Staat Probleme bekomme, sei die Gefahr gross, dass dies auch auf die kleineren Länder der Region ausstrahle, so der Experte.

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