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International Algerien wählt neuen Präsidenten

Unter hohen Sicherheitsvorkehrungen wählen die Algerier heute Donnerstag einen neuen Präsidenten. Fast 23 Millionen Wähler sind zu der Abstimmung aufgerufen. Fast 190'000 Polizisten sollen für deren Sicherheit sorgen. Favorit bei der Wahl ist der 77-jährige Amtsinhaber Bouteflika.

Überschattet von Boykottaufrufen der Opposition hat in Algerien die Präsidentenwahl begonnen. Knapp 23 Millionen Menschen sind aufgerufen, für die nächsten fünf Jahre das Staatsoberhaupt des öl- und gasreichen Landes an der nordafrikanischen Mittelmeerküste zu bestimmen.

Ein vorläufiges Ergebnis wird an diesem Freitag erwartet. Die Wahl findet unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen statt. Nach offiziellen Angaben sind unter anderem 186 000 Polizisten im Einsatz.

Kritiker werfen Bouteflika Korruption vor

Als grosser Favorit gilt der gesundheitlich schwer angeschlagene Amtsinhaber Abdelaziz Bouteflika. Der 77-Jährige ist nach einem Schlaganfall im vergangenen Jahr kaum noch in der Lage, öffentlich aufzutreten.

Im Rollstuhl hat der für eine vierte Amtszeit kandidierende algerische Präsident Abdelaziz Bouteflika seine eigene Stimme abgeben müssen. Der durch einen Schlaganfall geschwächte 77-Jährige wurde am Donnerstag von einem Helfer zur Wahlurne geschoben. Auf dem Weg dorthin winkte Boutekflika lächelnd Anhängern zu und schüttelte Hände. Anhänger schätzen Bouteflika dennoch als Garanten für Stabilität und Unabhängigkeit. Er führt den grössten afrikanischen Flächenstaat bereits seit 1999.

Unter politischen Beobachtern und Oppositionellen ist die mittlerweile vierte Kandidatur Bouteflikas umstritten. Kritiker werfen ihm vor, Teil eines korrupten Staatsapparates zu sein, der auch vor Wahlfälschung nicht haltmache. Mehrere Parteien haben zu einem Boykott der Wahl aufgerufen.

Eine Frau geht vor einer Mauer mit Wahlplakaten von Bouteflika.
Legende: Der gesundheitlich angeschlagene Bouteflika steuert auf eine vierte Amtszeit zu. Keystone

Amnesty: Gegner stehen unter Druck

Die Wahlbeteiligung ist ein weiteres Problem in dem ölreichen, aber von sozialen Problemen und Korruption geprägten Land, im Norden Afrikas. So lag sie 2009 offiziell bei 74,11 Prozent. Dokumente des Enthüllungsportals Wikileaks legten später aber eine Beteiligung zwischen nur 25 und 30 Prozent nahe.

Amnesty International hatte jüngst massive Einschränkungen der Meinungsfreiheit beklagt. Der Druck auf Regierungsgegner sei hoch und öffentliche Kritik werde nicht geduldet, erklärte die Menschenrechtsorganisation. Proteste würden gewaltsam aufgelöst und Journalisten angegriffen.

Präsident dank Unterstützung der Armee

Der Wahlkampf für die Abstimmung war am Wochenende zu Ende gegangen. Bouteflika, der seit einem Schlaganfall vor einem Jahr gesundheitlich geschwächt ist, trat dabei aber kaum öffentlich in Erscheinung.

Bouteflika war erstmals im Jahr 1999 mit Unterstützung der Armee ins Präsidentenamt gewählt worden. Nach drei Amtszeiten ist er bereits heute der am längsten amtierende Staatschef Algeriens.

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